[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Bericht des Ho-kwei-tsin. Feind erschien: -- und er rückte sofort auf Tan-yan und Wu-si,dann auf Tsan-tsau und Wu-ni. Das Heer benahm sich gleich schlecht bei jedem Zusammentreffen. In Su-tsau hatten sich schon Spione eingeschlichen; ausserdem conspirirten desertirte Soldaten und Freiwillige mit den Rebellen vor den Mauern, so dass nach weniger als einem halben Tage plötzlich die Nachricht kam vom Verluste des Platzes. Ho-tsun, der in Hu-su-kuan stand, sah mit eigenen Augen die Entmuthigung der Truppen und die verzweifelte Lage, und entleibte sich vor der Krisis; während auf der anderen Seite Tsan-yu-lian, als er Su-tsau verloren sah, eilig nach Tse-kian floh. Nach- dem also ihr erster und zweiter Commandeur sich verloren gegeben hatten, blieb die Armee ohne Führer; Truppen und Frei- willige, viele Myriaden an Zahl, wurden in einem Morgen zerstreut, wie die Sterne; ihre Kriegs- und Mundvorräthe blieben dem Feinde. In weniger als einem Monat erlitt man solche Zerstörung und Vernichtung. Aus dem ganzen Alterthum wird kein ähnlicher Zu- stand der Verwirrung berichtet." -- Am Schluss dieser gemein- schaftlich mit dem Gouverneur der beiden Kian-Provinzen an den Kaiser gerichteten Eingabe räth Ho-kwei-tsin dem Kaiser, um jeden Preis mit den Engländern Frieden zu schliessen und seine ganze Kraft auf Vernichtung der Rebellen zu wenden. Zu Shang-hae versammelten sich im Frühjahr 1860 die zum Bericht des Ho-kwei-tsiṅ. Feind erschien: — und er rückte sofort auf Tan-yaṅ und Wu-si,dann auf Tšaṅ-tšau und Wu-ni. Das Heer benahm sich gleich schlecht bei jedem Zusammentreffen. In Su-tšau hatten sich schon Spione eingeschlichen; ausserdem conspirirten desertirte Soldaten und Freiwillige mit den Rebellen vor den Mauern, so dass nach weniger als einem halben Tage plötzlich die Nachricht kam vom Verluste des Platzes. Ho-tšun, der in Hu-šu-kuan stand, sah mit eigenen Augen die Entmuthigung der Truppen und die verzweifelte Lage, und entleibte sich vor der Krisis; während auf der anderen Seite Tšaṅ-yu-liaṅ, als er Su-tšau verloren sah, eilig nach Tše-kiaṅ floh. Nach- dem also ihr erster und zweiter Commandeur sich verloren gegeben hatten, blieb die Armee ohne Führer; Truppen und Frei- willige, viele Myriaden an Zahl, wurden in einem Morgen zerstreut, wie die Sterne; ihre Kriegs- und Mundvorräthe blieben dem Feinde. In weniger als einem Monat erlitt man solche Zerstörung und Vernichtung. Aus dem ganzen Alterthum wird kein ähnlicher Zu- stand der Verwirrung berichtet.« — Am Schluss dieser gemein- schaftlich mit dem Gouverneur der beiden Kiaṅ-Provinzen an den Kaiser gerichteten Eingabe räth Ho-kwei-tsiṅ dem Kaiser, um jeden Preis mit den Engländern Frieden zu schliessen und seine ganze Kraft auf Vernichtung der Rebellen zu wenden. Zu Shang-hae versammelten sich im Frühjahr 1860 die zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0296" n="274"/><fw place="top" type="header">Bericht des <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n84011216">Ho-kwei-tsiṅ</persName></hi>.</fw><lb/> Feind erschien: — und er rückte sofort auf <hi rendition="#k"><placeName>Tan-yaṅ</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Wu-si</placeName></hi>,<lb/> dann auf <hi rendition="#k"><placeName>Tšaṅ-tšau</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Wu-ni</placeName></hi>. Das Heer benahm sich gleich<lb/> schlecht bei jedem Zusammentreffen. 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Bericht des Ho-kwei-tsiṅ.
Feind erschien: — und er rückte sofort auf Tan-yaṅ und Wu-si,
dann auf Tšaṅ-tšau und Wu-ni. Das Heer benahm sich gleich
schlecht bei jedem Zusammentreffen. In Su-tšau hatten sich
schon Spione eingeschlichen; ausserdem conspirirten desertirte
Soldaten und Freiwillige mit den Rebellen vor den Mauern,
so dass nach weniger als einem halben Tage plötzlich die
Nachricht kam vom Verluste des Platzes. Ho-tšun, der in
Hu-šu-kuan stand, sah mit eigenen Augen die Entmuthigung
der Truppen und die verzweifelte Lage, und entleibte sich vor der
Krisis; während auf der anderen Seite Tšaṅ-yu-liaṅ, als er
Su-tšau verloren sah, eilig nach Tše-kiaṅ floh. Nach-
dem also ihr erster und zweiter Commandeur sich verloren
gegeben hatten, blieb die Armee ohne Führer; Truppen und Frei-
willige, viele Myriaden an Zahl, wurden in einem Morgen zerstreut,
wie die Sterne; ihre Kriegs- und Mundvorräthe blieben dem Feinde.
In weniger als einem Monat erlitt man solche Zerstörung und
Vernichtung. Aus dem ganzen Alterthum wird kein ähnlicher Zu-
stand der Verwirrung berichtet.« — Am Schluss dieser gemein-
schaftlich mit dem Gouverneur der beiden Kiaṅ-Provinzen an den
Kaiser gerichteten Eingabe räth Ho-kwei-tsiṅ dem Kaiser, um jeden
Preis mit den Engländern Frieden zu schliessen und seine ganze
Kraft auf Vernichtung der Rebellen zu wenden.
Zu Shang-hae versammelten sich im Frühjahr 1860 die zum
Feldzug gegen den Norden bestimmten Streitkräfte der Alliirten.
Als die Tae-piṅ auf Su-tšau rückten, ersuchte der Tau-tae von
Shang-hae die Consuln von England und Frankreich, jene Stadt
mit ihren Truppen zu schützen, und wurde dabei von den katho-
lischen Missionaren unterstützt, welche für ihre etwa 3000 Seelen
starke Christengemeinde von der bilderstürmenden Wuth der Re-
bellen das Schlimmste fürchteten. Der französische Feldherr, Ge-
neral Montauban, wollte ein Corps von 1500 Mann gegen dieselben
schicken, wenn 500 englische Marine-Soldaten an dem Feldzuge
Theil nähmen; Herr Bruce fand aber das Unternehmen bedenklich.
Man war zu schlecht unterrichtet über die Stärke der Insurgenten,
um zu wissen, ob die disponibele Truppenzahl der Aufgabe ge-
wachsen wäre; ein Rückzug hätte den schlimmsten Eindruck ge-
macht und wichtige Erfolge in Frage gestellt. Die Aufwendung
einer stärkeren Macht musste die nach dem Norden bestimmte Ar-
mee erheblich schwächen; das wussten und wünschten die Man-
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