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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Die Gesandten in Shang-hae.
der früheren Niederlage verwischt. Man glaubte, dass es bei Ab-
weisung der Gesandten sein Bewenden haben werde. Ho-kwei-
tsin
, der Statthalter der beiden Kian und kaiserliche Bevoll-
mächtigte für den fremden Handel richtete -- offenbar auf Befehl
-- bald nach Ankunft der beiden Gesandten in Shang-hae ein
Schreiben an Herrn von Bourboulon: er habe gehofft, die Gesandten
würden den Austausch der Verträge in Pe-kin bewirken; der
americanische Vertreter sei durch den Statthalter von Tsi-li über
Pe-tan dahin geführt worden und lebe auf dem besten Fusse mit
den dortigen Würdenträgern; die Ratificationen würden ausgetauscht
werden, sobald Kwei-lian und Wa-sana in der Hauptstadt ein-
träfen. Herr Bruce habe nicht gewusst, dass der Statthalter Han-
fu
ihn in Pe-tan erwarte, und sei nach Ta-ku hineingegangen,
"was er nicht hätte thun sollen"; die Folge war, gewiss ohne Ab-
sicht auf beiden Seiten, ein Unfall, der nicht hätte vorkommen
müssen. Kwei-lian und sein College seien jetzt wohl in Pe-kin
eingetroffen und Herr von Bourboulon werde Zeit sparen, wenn
er sich unverzüglich nach der Küste von Tien-tsin begäbe und
seinen Vertrag zugleich mit Herrn Ward austauschte. Dem eng-
lischen Gesandten könne er solche Mittheilung nicht machen, weil
derselbe ihn niemals als kaiserlichen Bevollmächtigten angegangen
habe. Er ersuche aber Herrn von Bourboulon, Herrn Bruce "mit
sanften Worten von weiteren Gewaltschritten abzurathen und ihn
zu versichern, dass, wenn es ihm möglich wäre, Herrn von Bour-
boulon
nach dem Norden zu begleiten, er allen Argwohn entfernen
möge; dass Kwei-lian und seine Amtsgenossen ihn in Pe-tan
gewiss in treuer Erfüllung früherer Verabredungen höflich behan-
deln würden."

Der französische Gesandte erwiederte, dass Herr Bruce und
er selbst über die Vorfälle am Pei-ho an ihre Regierungen berich-
tet hätten und bis auf weitere Instructionen keine Schritte zur
Reise nach Pe-kin thun würden. Darin sah Ho-kwei-tsin
eine Friedensbotschaft. "Es wird nun keine Feindschaft mehr
geben", schreibt er nun auch an Herrn Bruce, "die Waffen werden
abgelegt u. s. w."; er bittet, einen Tag zu nennen, an welchem die
Gesandten nach dem Norden aufbrechen wollten, damit er an den
Kaiser berichte, und die chinesischen Bevollmächtigten Anstalten
für ihren Einzug in Pe-kin träfen. Herr Bruce lehnte in seiner
Antwort jede Erörterung des Gesandtschaftsrechtes mit Ho-kwei-

Die Gesandten in Shang-hae.
der früheren Niederlage verwischt. Man glaubte, dass es bei Ab-
weisung der Gesandten sein Bewenden haben werde. Ho-kwei-
tsiṅ
, der Statthalter der beiden Kiaṅ und kaiserliche Bevoll-
mächtigte für den fremden Handel richtete — offenbar auf Befehl
— bald nach Ankunft der beiden Gesandten in Shang-hae ein
Schreiben an Herrn von Bourboulon: er habe gehofft, die Gesandten
würden den Austausch der Verträge in Pe-kiṅ bewirken; der
americanische Vertreter sei durch den Statthalter von Tši-li über
Pe-taṅ dahin geführt worden und lebe auf dem besten Fusse mit
den dortigen Würdenträgern; die Ratificationen würden ausgetauscht
werden, sobald Kwei-liaṅ und Wa-šana in der Hauptstadt ein-
träfen. Herr Bruce habe nicht gewusst, dass der Statthalter Haṅ-
fu
ihn in Pe-taṅ erwarte, und sei nach Ta-ku hineingegangen,
»was er nicht hätte thun sollen«; die Folge war, gewiss ohne Ab-
sicht auf beiden Seiten, ein Unfall, der nicht hätte vorkommen
müssen. Kwei-liaṅ und sein College seien jetzt wohl in Pe-kiṅ
eingetroffen und Herr von Bourboulon werde Zeit sparen, wenn
er sich unverzüglich nach der Küste von Tien-tsin begäbe und
seinen Vertrag zugleich mit Herrn Ward austauschte. Dem eng-
lischen Gesandten könne er solche Mittheilung nicht machen, weil
derselbe ihn niemals als kaiserlichen Bevollmächtigten angegangen
habe. Er ersuche aber Herrn von Bourboulon, Herrn Bruce »mit
sanften Worten von weiteren Gewaltschritten abzurathen und ihn
zu versichern, dass, wenn es ihm möglich wäre, Herrn von Bour-
boulon
nach dem Norden zu begleiten, er allen Argwohn entfernen
möge; dass Kwei-liaṅ und seine Amtsgenossen ihn in Pe-taṅ
gewiss in treuer Erfüllung früherer Verabredungen höflich behan-
deln würden.«

Der französische Gesandte erwiederte, dass Herr Bruce und
er selbst über die Vorfälle am Pei-ho an ihre Regierungen berich-
tet hätten und bis auf weitere Instructionen keine Schritte zur
Reise nach Pe-kiṅ thun würden. Darin sah Ho-kwei-tsiṅ
eine Friedensbotschaft. »Es wird nun keine Feindschaft mehr
geben«, schreibt er nun auch an Herrn Bruce, »die Waffen werden
abgelegt u. s. w.«; er bittet, einen Tag zu nennen, an welchem die
Gesandten nach dem Norden aufbrechen wollten, damit er an den
Kaiser berichte, und die chinesischen Bevollmächtigten Anstalten
für ihren Einzug in Pe-kiṅ träfen. Herr Bruce lehnte in seiner
Antwort jede Erörterung des Gesandtschaftsrechtes mit Ho-kwei-

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[296/0318] Die Gesandten in Shang-hae. der früheren Niederlage verwischt. Man glaubte, dass es bei Ab- weisung der Gesandten sein Bewenden haben werde. Ho-kwei- tsiṅ, der Statthalter der beiden Kiaṅ und kaiserliche Bevoll- mächtigte für den fremden Handel richtete — offenbar auf Befehl — bald nach Ankunft der beiden Gesandten in Shang-hae ein Schreiben an Herrn von Bourboulon: er habe gehofft, die Gesandten würden den Austausch der Verträge in Pe-kiṅ bewirken; der americanische Vertreter sei durch den Statthalter von Tši-li über Pe-taṅ dahin geführt worden und lebe auf dem besten Fusse mit den dortigen Würdenträgern; die Ratificationen würden ausgetauscht werden, sobald Kwei-liaṅ und Wa-šana in der Hauptstadt ein- träfen. Herr Bruce habe nicht gewusst, dass der Statthalter Haṅ- fu ihn in Pe-taṅ erwarte, und sei nach Ta-ku hineingegangen, »was er nicht hätte thun sollen«; die Folge war, gewiss ohne Ab- sicht auf beiden Seiten, ein Unfall, der nicht hätte vorkommen müssen. Kwei-liaṅ und sein College seien jetzt wohl in Pe-kiṅ eingetroffen und Herr von Bourboulon werde Zeit sparen, wenn er sich unverzüglich nach der Küste von Tien-tsin begäbe und seinen Vertrag zugleich mit Herrn Ward austauschte. Dem eng- lischen Gesandten könne er solche Mittheilung nicht machen, weil derselbe ihn niemals als kaiserlichen Bevollmächtigten angegangen habe. Er ersuche aber Herrn von Bourboulon, Herrn Bruce »mit sanften Worten von weiteren Gewaltschritten abzurathen und ihn zu versichern, dass, wenn es ihm möglich wäre, Herrn von Bour- boulon nach dem Norden zu begleiten, er allen Argwohn entfernen möge; dass Kwei-liaṅ und seine Amtsgenossen ihn in Pe-taṅ gewiss in treuer Erfüllung früherer Verabredungen höflich behan- deln würden.« Der französische Gesandte erwiederte, dass Herr Bruce und er selbst über die Vorfälle am Pei-ho an ihre Regierungen berich- tet hätten und bis auf weitere Instructionen keine Schritte zur Reise nach Pe-kiṅ thun würden. Darin sah Ho-kwei-tsiṅ eine Friedensbotschaft. »Es wird nun keine Feindschaft mehr geben«, schreibt er nun auch an Herrn Bruce, »die Waffen werden abgelegt u. s. w.«; er bittet, einen Tag zu nennen, an welchem die Gesandten nach dem Norden aufbrechen wollten, damit er an den Kaiser berichte, und die chinesischen Bevollmächtigten Anstalten für ihren Einzug in Pe-kiṅ träfen. Herr Bruce lehnte in seiner Antwort jede Erörterung des Gesandtschaftsrechtes mit Ho-kwei-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/318>, abgerufen am 22.11.2024.