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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Das Verfahren der Chinesen.
Menschen zu hart drücken. Aber wenn sie fortfahren dreist zu sein,
und Forderungen wiederholen, zu denen sie kein Recht haben, dann
werden wir sie in dem Augenblick vernichten. Nicht ein Sprosse,
das geloben wir, soll übrig bleiben dürfen.

Die Loyalität und der Muth der Fürsten, deren Eingabe uns
vorliegt, verdienen gewiss alles Lob, und es wäre sicher nicht leicht,
unter den Ministern und Dienern in und ausser der Hauptstadt solchen
Eifer für die Staats-Politik und die Wohlfahrt des Volkes zu
finden. Wir sind davon sehr erbaut und befriedigt. Was aber die
wirksame Zügelung durch straffes Anziehen des Zaumes betrifft, so
sind wir mit uns einig, dass es nicht recht wäre, in Anwendung von
Gewalt (wörtlich von Bösem) den ersten Schritt zu thun. Wir befehlen
deshalb, dass von dieser Denkschrift nicht Act genommen und dass sie
zurückgegeben werde. -- Beachtet dieses."

Der Mongolenfürst San-ko-lin-sin war 1859 und 1860 die
stärkste Triebfeder des Krieges; das wegwerfende Auftreten des
Herrn Lay gegen den alten Kwei-lian hatte ihn heftig erbittert;
er hasste die Engländer ehrlich, hatte von der Ueberlegenheit der
europäischen Waffen keine Ahnung und glaubte sicher, ihnen trotzen
zu können. Hien-fun scheint vor dem Kampfe bei Ta-ku nicht
ganz zuversichtlich gewesen zu sein. Zuerst sollten die Commissare
sich bemühen, die Gesandten auf friedlichem Wege von der Reise
nach Pe-kin abzuhalten. Noch vor der Peiho-Mündung versuchte
man, dieselben zur Reise über Pe-tan zu bewegen; sie wären dann
eben so schimpflich behandelt worden wie Herr Ward, und hätten
sich kaum dagegen wehren können. Die Besatzung der Ta-ku-
Forts musste vorgeben, auf eigene Verantwortung zu handeln, damit
im Falle der Niederlage dem Kaiser eine Hinterthür offen bliebe.
Nach dem Siege warf er schnell die Maske ab; schon nach wenig
Tagen sah man von den zu Ausbesserung ihrer Schäden vor dem
Pei-ho zurückgebliebenen Schiffen auf den Werken die Feldzeichen
von fünf der acht Tartaren-Banner wehen, in welche die kaiserliche
Hausmacht eingetheilt ist, und in dem Erlass vom 9. August machte
der Kaiser kein Hehl aus dem Siege seiner Truppen. Die darin
enthaltenen Unwahrheiten, dass Kwei-lian und Wa-sana die
Gesandten ersucht hätten, über Pe-tan zu gehen, und dass die
Engländer das Feuer eröffnet hätten, kommen vielleicht auf Rech-
nung der eingesandten Berichte. -- Herr Ward fand die Manda-
rinen in Pe-kin übermüthig und sieggewiss; der Erfolg an der
Pei-ho-Mündung hatte ihnen die Köpfe verdreht und den Eindruck

Das Verfahren der Chinesen.
Menschen zu hart drücken. Aber wenn sie fortfahren dreist zu sein,
und Forderungen wiederholen, zu denen sie kein Recht haben, dann
werden wir sie in dem Augenblick vernichten. Nicht ein Sprosse,
das geloben wir, soll übrig bleiben dürfen.

Die Loyalität und der Muth der Fürsten, deren Eingabe uns
vorliegt, verdienen gewiss alles Lob, und es wäre sicher nicht leicht,
unter den Ministern und Dienern in und ausser der Hauptstadt solchen
Eifer für die Staats-Politik und die Wohlfahrt des Volkes zu
finden. Wir sind davon sehr erbaut und befriedigt. Was aber die
wirksame Zügelung durch straffes Anziehen des Zaumes betrifft, so
sind wir mit uns einig, dass es nicht recht wäre, in Anwendung von
Gewalt (wörtlich von Bösem) den ersten Schritt zu thun. Wir befehlen
deshalb, dass von dieser Denkschrift nicht Act genommen und dass sie
zurückgegeben werde. — Beachtet dieses.«

Der Mongolenfürst Saṅ-ko-lin-sin war 1859 und 1860 die
stärkste Triebfeder des Krieges; das wegwerfende Auftreten des
Herrn Lay gegen den alten Kwei-liaṅ hatte ihn heftig erbittert;
er hasste die Engländer ehrlich, hatte von der Ueberlegenheit der
europäischen Waffen keine Ahnung und glaubte sicher, ihnen trotzen
zu können. Hien-fuṅ scheint vor dem Kampfe bei Ta-ku nicht
ganz zuversichtlich gewesen zu sein. Zuerst sollten die Commissare
sich bemühen, die Gesandten auf friedlichem Wege von der Reise
nach Pe-kiṅ abzuhalten. Noch vor der Peiho-Mündung versuchte
man, dieselben zur Reise über Pe-taṅ zu bewegen; sie wären dann
eben so schimpflich behandelt worden wie Herr Ward, und hätten
sich kaum dagegen wehren können. Die Besatzung der Ta-ku-
Forts musste vorgeben, auf eigene Verantwortung zu handeln, damit
im Falle der Niederlage dem Kaiser eine Hinterthür offen bliebe.
Nach dem Siege warf er schnell die Maske ab; schon nach wenig
Tagen sah man von den zu Ausbesserung ihrer Schäden vor dem
Pei-ho zurückgebliebenen Schiffen auf den Werken die Feldzeichen
von fünf der acht Tartaren-Banner wehen, in welche die kaiserliche
Hausmacht eingetheilt ist, und in dem Erlass vom 9. August machte
der Kaiser kein Hehl aus dem Siege seiner Truppen. Die darin
enthaltenen Unwahrheiten, dass Kwei-liaṅ und Wa-šana die
Gesandten ersucht hätten, über Pe-taṅ zu gehen, und dass die
Engländer das Feuer eröffnet hätten, kommen vielleicht auf Rech-
nung der eingesandten Berichte. — Herr Ward fand die Manda-
rinen in Pe-kiṅ übermüthig und sieggewiss; der Erfolg an der
Pei-ho-Mündung hatte ihnen die Köpfe verdreht und den Eindruck

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[295/0317] Das Verfahren der Chinesen. Menschen zu hart drücken. Aber wenn sie fortfahren dreist zu sein, und Forderungen wiederholen, zu denen sie kein Recht haben, dann werden wir sie in dem Augenblick vernichten. Nicht ein Sprosse, das geloben wir, soll übrig bleiben dürfen. Die Loyalität und der Muth der Fürsten, deren Eingabe uns vorliegt, verdienen gewiss alles Lob, und es wäre sicher nicht leicht, unter den Ministern und Dienern in und ausser der Hauptstadt solchen Eifer für die Staats-Politik und die Wohlfahrt des Volkes zu finden. Wir sind davon sehr erbaut und befriedigt. Was aber die wirksame Zügelung durch straffes Anziehen des Zaumes betrifft, so sind wir mit uns einig, dass es nicht recht wäre, in Anwendung von Gewalt (wörtlich von Bösem) den ersten Schritt zu thun. Wir befehlen deshalb, dass von dieser Denkschrift nicht Act genommen und dass sie zurückgegeben werde. — Beachtet dieses.« Der Mongolenfürst Saṅ-ko-lin-sin war 1859 und 1860 die stärkste Triebfeder des Krieges; das wegwerfende Auftreten des Herrn Lay gegen den alten Kwei-liaṅ hatte ihn heftig erbittert; er hasste die Engländer ehrlich, hatte von der Ueberlegenheit der europäischen Waffen keine Ahnung und glaubte sicher, ihnen trotzen zu können. Hien-fuṅ scheint vor dem Kampfe bei Ta-ku nicht ganz zuversichtlich gewesen zu sein. Zuerst sollten die Commissare sich bemühen, die Gesandten auf friedlichem Wege von der Reise nach Pe-kiṅ abzuhalten. Noch vor der Peiho-Mündung versuchte man, dieselben zur Reise über Pe-taṅ zu bewegen; sie wären dann eben so schimpflich behandelt worden wie Herr Ward, und hätten sich kaum dagegen wehren können. Die Besatzung der Ta-ku- Forts musste vorgeben, auf eigene Verantwortung zu handeln, damit im Falle der Niederlage dem Kaiser eine Hinterthür offen bliebe. Nach dem Siege warf er schnell die Maske ab; schon nach wenig Tagen sah man von den zu Ausbesserung ihrer Schäden vor dem Pei-ho zurückgebliebenen Schiffen auf den Werken die Feldzeichen von fünf der acht Tartaren-Banner wehen, in welche die kaiserliche Hausmacht eingetheilt ist, und in dem Erlass vom 9. August machte der Kaiser kein Hehl aus dem Siege seiner Truppen. Die darin enthaltenen Unwahrheiten, dass Kwei-liaṅ und Wa-šana die Gesandten ersucht hätten, über Pe-taṅ zu gehen, und dass die Engländer das Feuer eröffnet hätten, kommen vielleicht auf Rech- nung der eingesandten Berichte. — Herr Ward fand die Manda- rinen in Pe-kiṅ übermüthig und sieggewiss; der Erfolg an der Pei-ho-Mündung hatte ihnen die Köpfe verdreht und den Eindruck

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/317>, abgerufen am 21.11.2024.