lischen Barbaren so ihre Vasallenpflicht verletzten und sich empörten, und die französischen Barbaren, ihnen verbündet, deren Bosheit Vor- schub leisteten, das Verbrechen von beiden der Art ist, dass der Tod keine genügende Strafe wäre; die jetzt gebotene Gelegenheit müsse be- nutzt werden, um unsere Würde zu wahren und die Zügel mit solcher Strenge anzuziehen, dass ihre Verstockung und Frechheit gebändigt werde.
Seit dem 21. Jahre von Tau-kwan (1841) suchten diese Bar- baren fortwährend Streit; wieder und wieder lehnten sie sich gegen die Erhabenheit des Himmels auf. Seine verewigte Majestät, kanonisirt als der Vollkommene, konnten trotzdem nicht über sich gewinnen, -- so gross war die mütterliche Zärtlichkeit, welche er für die aus der Ferne fühlte -- ihre Ausschreitungen mit der ganzen Strenge des Ge- setzes heimzusuchen. Ja, er erlaubte ihnen in den fünf Häfen Handel zu treiben und gab Geld aus seinem Schatze her, sie zu begütigen und zu trösten. Die den äusseren Völkern zugewendeten mildthätigen Spenden waren nicht unbedeutend. Hätten dieselben eine Spur von Gewissen gehabt, so wären sie ohne Zweifel, von Dankgefühl für Seiner Majestät kaiserliche Grossmuth erfüllt, in Frieden ihrem Beruf nach- gegangen und auf ihren Unterhalt bedacht gewesen, und, wäre irgend eine Ursache der Unzufriedenheit bei ihren Beschäftigungen entstanden, so wäre gegen die Besprechung und Erledigung solchen Falles, wie er sich darstellte, nichts einzuwenden gewesen. Wozu also dieser Starr- sinn, dieses wilde Gebahren und das beständige Prahlen mit ihrer Tapferkeit? Sie sind ein zehrendes Gift für unser Volk gewesen; sie sind rebellisch in unsere Grenzen eingedrungen; in den unerträglichen Gewaltthaten, welche sie begingen, haben sie das Uebermaass ihres Undankes gezeigt. Wollten wir unsere Truppen brauchen, was hin- derte die schleunige Ausrottung dieser Soldätchen? Wir denken aber daran, dass unsere Vorfahren ihre weite Herrschaft durch Menschen- liebe und Biederkeit gründeten, dass sie die wilden Völker mit Gross- muth und Milde begütigten und trösteten; dass mehrere Jahrhunderte hindurch kein Soldat leichtsinnig gebraucht, keine Ration zwecklos aus- gegeben wurde; und so haben die vier Barbarenstämme so allgemein wie die Eingeborenen des Reiches zu den Geheiligten aufgeschaut, ihre hohe Menschenliebe und die Tugend preisend, mit der sie schweigend die lebende Menge erhielten. Sollten deshalb die Häupter der Bar- baren ihr Antlitz ändern und sich erneuen, indem sie das aufrichtige Anerbieten friedlicher Unterwerfung machen, so werden wir, -- da wir ja mit unserem weiten Reiche die Rathschlüsse unserer Vorfahren erbten, -- in ehrerbietiger Uebereinstimmung damit gewiss keinen
Kaiserliches Decret.
lischen Barbaren so ihre Vasallenpflicht verletzten und sich empörten, und die französischen Barbaren, ihnen verbündet, deren Bosheit Vor- schub leisteten, das Verbrechen von beiden der Art ist, dass der Tod keine genügende Strafe wäre; die jetzt gebotene Gelegenheit müsse be- nutzt werden, um unsere Würde zu wahren und die Zügel mit solcher Strenge anzuziehen, dass ihre Verstockung und Frechheit gebändigt werde.
Seit dem 21. Jahre von Tau-kwaṅ (1841) suchten diese Bar- baren fortwährend Streit; wieder und wieder lehnten sie sich gegen die Erhabenheit des Himmels auf. Seine verewigte Majestät, kanonisirt als der Vollkommene, konnten trotzdem nicht über sich gewinnen, — so gross war die mütterliche Zärtlichkeit, welche er für die aus der Ferne fühlte — ihre Ausschreitungen mit der ganzen Strenge des Ge- setzes heimzusuchen. Ja, er erlaubte ihnen in den fünf Häfen Handel zu treiben und gab Geld aus seinem Schatze her, sie zu begütigen und zu trösten. Die den äusseren Völkern zugewendeten mildthätigen Spenden waren nicht unbedeutend. Hätten dieselben eine Spur von Gewissen gehabt, so wären sie ohne Zweifel, von Dankgefühl für Seiner Majestät kaiserliche Grossmuth erfüllt, in Frieden ihrem Beruf nach- gegangen und auf ihren Unterhalt bedacht gewesen, und, wäre irgend eine Ursache der Unzufriedenheit bei ihren Beschäftigungen entstanden, so wäre gegen die Besprechung und Erledigung solchen Falles, wie er sich darstellte, nichts einzuwenden gewesen. Wozu also dieser Starr- sinn, dieses wilde Gebahren und das beständige Prahlen mit ihrer Tapferkeit? Sie sind ein zehrendes Gift für unser Volk gewesen; sie sind rebellisch in unsere Grenzen eingedrungen; in den unerträglichen Gewaltthaten, welche sie begingen, haben sie das Uebermaass ihres Undankes gezeigt. Wollten wir unsere Truppen brauchen, was hin- derte die schleunige Ausrottung dieser Soldätchen? Wir denken aber daran, dass unsere Vorfahren ihre weite Herrschaft durch Menschen- liebe und Biederkeit gründeten, dass sie die wilden Völker mit Gross- muth und Milde begütigten und trösteten; dass mehrere Jahrhunderte hindurch kein Soldat leichtsinnig gebraucht, keine Ration zwecklos aus- gegeben wurde; und so haben die vier Barbarenstämme so allgemein wie die Eingeborenen des Reiches zu den Geheiligten aufgeschaut, ihre hohe Menschenliebe und die Tugend preisend, mit der sie schweigend die lebende Menge erhielten. Sollten deshalb die Häupter der Bar- baren ihr Antlitz ändern und sich erneuen, indem sie das aufrichtige Anerbieten friedlicher Unterwerfung machen, so werden wir, — da wir ja mit unserem weiten Reiche die Rathschlüsse unserer Vorfahren erbten, — in ehrerbietiger Uebereinstimmung damit gewiss keinen
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Kaiserliches Decret.
lischen Barbaren so ihre Vasallenpflicht verletzten und sich empörten,
und die französischen Barbaren, ihnen verbündet, deren Bosheit Vor-
schub leisteten, das Verbrechen von beiden der Art ist, dass der Tod
keine genügende Strafe wäre; die jetzt gebotene Gelegenheit müsse be-
nutzt werden, um unsere Würde zu wahren und die Zügel mit solcher
Strenge anzuziehen, dass ihre Verstockung und Frechheit gebändigt
werde.
Seit dem 21. Jahre von Tau-kwaṅ (1841) suchten diese Bar-
baren fortwährend Streit; wieder und wieder lehnten sie sich gegen
die Erhabenheit des Himmels auf. Seine verewigte Majestät, kanonisirt
als der Vollkommene, konnten trotzdem nicht über sich gewinnen, —
so gross war die mütterliche Zärtlichkeit, welche er für die aus der
Ferne fühlte — ihre Ausschreitungen mit der ganzen Strenge des Ge-
setzes heimzusuchen. Ja, er erlaubte ihnen in den fünf Häfen Handel
zu treiben und gab Geld aus seinem Schatze her, sie zu begütigen und
zu trösten. Die den äusseren Völkern zugewendeten mildthätigen
Spenden waren nicht unbedeutend. Hätten dieselben eine Spur von
Gewissen gehabt, so wären sie ohne Zweifel, von Dankgefühl für Seiner
Majestät kaiserliche Grossmuth erfüllt, in Frieden ihrem Beruf nach-
gegangen und auf ihren Unterhalt bedacht gewesen, und, wäre irgend
eine Ursache der Unzufriedenheit bei ihren Beschäftigungen entstanden,
so wäre gegen die Besprechung und Erledigung solchen Falles, wie er
sich darstellte, nichts einzuwenden gewesen. Wozu also dieser Starr-
sinn, dieses wilde Gebahren und das beständige Prahlen mit ihrer
Tapferkeit? Sie sind ein zehrendes Gift für unser Volk gewesen; sie
sind rebellisch in unsere Grenzen eingedrungen; in den unerträglichen
Gewaltthaten, welche sie begingen, haben sie das Uebermaass ihres
Undankes gezeigt. Wollten wir unsere Truppen brauchen, was hin-
derte die schleunige Ausrottung dieser Soldätchen? Wir denken aber
daran, dass unsere Vorfahren ihre weite Herrschaft durch Menschen-
liebe und Biederkeit gründeten, dass sie die wilden Völker mit Gross-
muth und Milde begütigten und trösteten; dass mehrere Jahrhunderte
hindurch kein Soldat leichtsinnig gebraucht, keine Ration zwecklos aus-
gegeben wurde; und so haben die vier Barbarenstämme so allgemein
wie die Eingeborenen des Reiches zu den Geheiligten aufgeschaut, ihre
hohe Menschenliebe und die Tugend preisend, mit der sie schweigend
die lebende Menge erhielten. Sollten deshalb die Häupter der Bar-
baren ihr Antlitz ändern und sich erneuen, indem sie das aufrichtige
Anerbieten friedlicher Unterwerfung machen, so werden wir, — da wir
ja mit unserem weiten Reiche die Rathschlüsse unserer Vorfahren
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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