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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Wegnahme der Ta-ku-Forts.
Verbündeten. Das äussere Nord-Fort an der Flussmündung be-
schossen einige Kanonenboote auf so weiten Abstand, dass die
chinesischen Geschosse sie nicht erreichten. Nach zweistündigem
Artillerie-Feuer der Verbündeten flog gegen sieben Uhr Morgens
das Pulvermagazin des inneren Nord-Forts in die Luft; nur einige
Secunden schwiegen dessen Geschütze, setzten dann aber den
Kampf mit grosser Wärme fort. Bald darauf flog auch die Pulver-
Kammer des äusseren Nord-Forts in die Luft. -- Nun werden Feld-
geschütze auf 600 Schritt vom inneren Nord-Fort aufgefahren; die
englische und die französische Sturm-Colonne gehen vor. Das
Werk ist von einem doppelten Wassergraben umgeben und der
Damm dazwischen mit zugespitzten Bambuspfählen gespickt. Die
Besatzung schlägt sich tapfer; auch bringt das Flankenfeuer der
Süd-Forts den Sturm-Colonnen Verlust. Nach wiederholtem An-
lauf werden die Wälle erklommen. Die Chinesen wehren sich ver-
zweifelt, die Gräben und Bambuspfähle ausserhalb hemmen ihre
Flucht. Ein Tartaren-General fällt tapfer kämpfend im Handgemenge.
Der Widerstand im Innern soll eine halbe Stunde gewährt haben;
die Engländer verloren an Todten und Verwundeten gegen 200, die
Franzosen 130 Mann.

Gegen 11 Uhr verstummte das Feuer der anderen Werke;
auf den Wällen wurden weisse Flaggen sichtbar; es handelte sich
aber nur um Ueberreichung jenes letzten Schreibens der Commissare.
Offenbar wollten die Chinesen Zeit gewinnen. Die Verbündeten
stellten ihnen eine dreistündige Frist zu Auslieferung der anderen
Forts, erhielten aber keine Antwort. Bis zwei Uhr waren die ar-
tilleristischen Vorbereitungen zum Angriff auf das äussere Nord-
Fort getroffen; die Süd-Forts schienen verlassen und thaten keinen
Schuss; alle Flaggen waren verschwunden. Nun rückte die Sturm-
Colonne der Verbündeten gegen das äussere Nord-Fort und drang
ohne Widerstand durch das Thor. Nach dem amtlichen Bericht
der Franzosen stürzte sich die Besatzung den Truppen in wildem
Gedränge entgegen und suchte zu entkommen; nach dem englischen
streckte sie ruhig die Waffen. Nach den französischen An-
gaben betrug ihre Stärke 3600, nach den englischen 1500 Mann.
Zu ihrem höchsten Erstaunen gab man ihnen die Freiheit.

Nun erboten sich die Chinesen, die Schiffe der Verbündeten
passiren zu lassen; Consul Parkes machte aber, auf das südliche
Ufer übersetzend, Han-fu dessen verzweifelte Lage klar und über-

Wegnahme der Ta-ku-Forts.
Verbündeten. Das äussere Nord-Fort an der Flussmündung be-
schossen einige Kanonenboote auf so weiten Abstand, dass die
chinesischen Geschosse sie nicht erreichten. Nach zweistündigem
Artillerie-Feuer der Verbündeten flog gegen sieben Uhr Morgens
das Pulvermagazin des inneren Nord-Forts in die Luft; nur einige
Secunden schwiegen dessen Geschütze, setzten dann aber den
Kampf mit grosser Wärme fort. Bald darauf flog auch die Pulver-
Kammer des äusseren Nord-Forts in die Luft. — Nun werden Feld-
geschütze auf 600 Schritt vom inneren Nord-Fort aufgefahren; die
englische und die französische Sturm-Colonne gehen vor. Das
Werk ist von einem doppelten Wassergraben umgeben und der
Damm dazwischen mit zugespitzten Bambuspfählen gespickt. Die
Besatzung schlägt sich tapfer; auch bringt das Flankenfeuer der
Süd-Forts den Sturm-Colonnen Verlust. Nach wiederholtem An-
lauf werden die Wälle erklommen. Die Chinesen wehren sich ver-
zweifelt, die Gräben und Bambuspfähle ausserhalb hemmen ihre
Flucht. Ein Tartaren-General fällt tapfer kämpfend im Handgemenge.
Der Widerstand im Innern soll eine halbe Stunde gewährt haben;
die Engländer verloren an Todten und Verwundeten gegen 200, die
Franzosen 130 Mann.

Gegen 11 Uhr verstummte das Feuer der anderen Werke;
auf den Wällen wurden weisse Flaggen sichtbar; es handelte sich
aber nur um Ueberreichung jenes letzten Schreibens der Commissare.
Offenbar wollten die Chinesen Zeit gewinnen. Die Verbündeten
stellten ihnen eine dreistündige Frist zu Auslieferung der anderen
Forts, erhielten aber keine Antwort. Bis zwei Uhr waren die ar-
tilleristischen Vorbereitungen zum Angriff auf das äussere Nord-
Fort getroffen; die Süd-Forts schienen verlassen und thaten keinen
Schuss; alle Flaggen waren verschwunden. Nun rückte die Sturm-
Colonne der Verbündeten gegen das äussere Nord-Fort und drang
ohne Widerstand durch das Thor. Nach dem amtlichen Bericht
der Franzosen stürzte sich die Besatzung den Truppen in wildem
Gedränge entgegen und suchte zu entkommen; nach dem englischen
streckte sie ruhig die Waffen. Nach den französischen An-
gaben betrug ihre Stärke 3600, nach den englischen 1500 Mann.
Zu ihrem höchsten Erstaunen gab man ihnen die Freiheit.

Nun erboten sich die Chinesen, die Schiffe der Verbündeten
passiren zu lassen; Consul Parkes machte aber, auf das südliche
Ufer übersetzend, Haṅ-fu dessen verzweifelte Lage klar und über-

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[320/0342] Wegnahme der Ta-ku-Forts. Verbündeten. Das äussere Nord-Fort an der Flussmündung be- schossen einige Kanonenboote auf so weiten Abstand, dass die chinesischen Geschosse sie nicht erreichten. Nach zweistündigem Artillerie-Feuer der Verbündeten flog gegen sieben Uhr Morgens das Pulvermagazin des inneren Nord-Forts in die Luft; nur einige Secunden schwiegen dessen Geschütze, setzten dann aber den Kampf mit grosser Wärme fort. Bald darauf flog auch die Pulver- Kammer des äusseren Nord-Forts in die Luft. — Nun werden Feld- geschütze auf 600 Schritt vom inneren Nord-Fort aufgefahren; die englische und die französische Sturm-Colonne gehen vor. Das Werk ist von einem doppelten Wassergraben umgeben und der Damm dazwischen mit zugespitzten Bambuspfählen gespickt. Die Besatzung schlägt sich tapfer; auch bringt das Flankenfeuer der Süd-Forts den Sturm-Colonnen Verlust. Nach wiederholtem An- lauf werden die Wälle erklommen. Die Chinesen wehren sich ver- zweifelt, die Gräben und Bambuspfähle ausserhalb hemmen ihre Flucht. Ein Tartaren-General fällt tapfer kämpfend im Handgemenge. Der Widerstand im Innern soll eine halbe Stunde gewährt haben; die Engländer verloren an Todten und Verwundeten gegen 200, die Franzosen 130 Mann. Gegen 11 Uhr verstummte das Feuer der anderen Werke; auf den Wällen wurden weisse Flaggen sichtbar; es handelte sich aber nur um Ueberreichung jenes letzten Schreibens der Commissare. Offenbar wollten die Chinesen Zeit gewinnen. Die Verbündeten stellten ihnen eine dreistündige Frist zu Auslieferung der anderen Forts, erhielten aber keine Antwort. Bis zwei Uhr waren die ar- tilleristischen Vorbereitungen zum Angriff auf das äussere Nord- Fort getroffen; die Süd-Forts schienen verlassen und thaten keinen Schuss; alle Flaggen waren verschwunden. Nun rückte die Sturm- Colonne der Verbündeten gegen das äussere Nord-Fort und drang ohne Widerstand durch das Thor. Nach dem amtlichen Bericht der Franzosen stürzte sich die Besatzung den Truppen in wildem Gedränge entgegen und suchte zu entkommen; nach dem englischen streckte sie ruhig die Waffen. Nach den französischen An- gaben betrug ihre Stärke 3600, nach den englischen 1500 Mann. Zu ihrem höchsten Erstaunen gab man ihnen die Freiheit. Nun erboten sich die Chinesen, die Schiffe der Verbündeten passiren zu lassen; Consul Parkes machte aber, auf das südliche Ufer übersetzend, Haṅ-fu dessen verzweifelte Lage klar und über-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/342>, abgerufen am 21.11.2024.