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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Tien-tsin besetzt.
Flussmündung, und schon am folgenden Morgen lagen mehrere der-
selben vor Tan-ko.

Am 23. August Morgens ging Admiral Hope mit Herrn Parkes
auf dem Coromandel, begleitet von fünf Kanonenbooten, den Pei-ho
hinauf und ankerte Abends etwa zwei Meilen unterhalb Tien-tsin.
Truppen zeigten sich auf dem ganzen Wege nicht; die Bevölkerung
der Uferdörfer benahm sich freundlich. Auf dem Ankerplatz er-
schien eine Deputation der angesehensten Bewohner von Tien-tsin,
nach deren Bericht Fürst San-ko-lin-sin mit einigen hundert
Reitern am Abend vorher im Zustande der äussersten Erschöpfung
an der Stadt vorübergekommen, Han-fu am Mittag des 23. in
Tien-tsin eingetroffen war. Zu Vertheidigung des Walles, welchen
San-ko-lin-sin im Umkreise von mehreren Meilen um Tien-tsin
mit kopfloser Verschwendung hatte aufwerfen lassen, wurde nicht
einmal Anstalt gemacht; seine Ausdehnung stand ausser allem
Verhältniss zur Zahl der chinesischen Truppen.

Am 24. früh fuhren die Schiffe nach der Stadt hinauf; Ad-
miral Hope liess die beiden den Zugang auf dem Fluss beherr-
schenden Redouten besetzen und entbot den Statthalter Han-fu
zu sich, der mit den beiden anderen Commissaren, Wen-tsian und
Han-ki bereitwillig erschien. Der Admiral eröffnete ihnen, dass sie
die Stadt als im Besitze der Alliirten betrachten müssten; die Be-
wohner sollten volle Sicherheit geniessen, und die Civilbehörden
unter Autorität des Ober-Commandos der Alliirten in ihren
Functionen verbleiben. Han-fu und die Commissare protestirten
anfangs gegen ihre Mediatisirung, fügten sich aber bald den be-
stimmten Weisungen des Admirals. Während dieser Besprechung
besetzte ein Detachement See-Soldaten das Ostthor und hisste dort
die englische und die französische Flagge. Eine in den Strassen
angeheftete Proclamation beruhigte die Einwohner. -- Consul
Parkes hatte an demselben Tage noch eine Unterredung mit den
chinesischen Commissaren, welche bereitwillig auf alle Vorschläge
eingingen. Durch sie trat er mit dem Comite in Verbindung,
welches San-ko-lin-sin's Heer mit Proviant versorgt hatte und
nun ohne Umstände dieselbe Verbindlichkeit gegen die Alliirten
übernahm. Schon am Morgen des 25. August erschien der erste
Transport von Ochsen, Schaafen, Obst und Gemüse. An demsel-
ben Tage kamen Lord Elgin und 2000 Mann englischer und franzö-
sischer Truppen auf Kanonenbooten nach Tien-tsin. -- Das Gros

Tien-tsin besetzt.
Flussmündung, und schon am folgenden Morgen lagen mehrere der-
selben vor Taṅ-ko.

Am 23. August Morgens ging Admiral Hope mit Herrn Parkes
auf dem Coromandel, begleitet von fünf Kanonenbooten, den Pei-ho
hinauf und ankerte Abends etwa zwei Meilen unterhalb Tien-tsin.
Truppen zeigten sich auf dem ganzen Wege nicht; die Bevölkerung
der Uferdörfer benahm sich freundlich. Auf dem Ankerplatz er-
schien eine Deputation der angesehensten Bewohner von Tien-tsin,
nach deren Bericht Fürst Saṅ-ko-lin-sin mit einigen hundert
Reitern am Abend vorher im Zustande der äussersten Erschöpfung
an der Stadt vorübergekommen, Haṅ-fu am Mittag des 23. in
Tien-tsin eingetroffen war. Zu Vertheidigung des Walles, welchen
Saṅ-ko-lin-sin im Umkreise von mehreren Meilen um Tien-tsin
mit kopfloser Verschwendung hatte aufwerfen lassen, wurde nicht
einmal Anstalt gemacht; seine Ausdehnung stand ausser allem
Verhältniss zur Zahl der chinesischen Truppen.

Am 24. früh fuhren die Schiffe nach der Stadt hinauf; Ad-
miral Hope liess die beiden den Zugang auf dem Fluss beherr-
schenden Redouten besetzen und entbot den Statthalter Haṅ-fu
zu sich, der mit den beiden anderen Commissaren, Wen-tsiaṅ und
Haṅ-ki bereitwillig erschien. Der Admiral eröffnete ihnen, dass sie
die Stadt als im Besitze der Alliirten betrachten müssten; die Be-
wohner sollten volle Sicherheit geniessen, und die Civilbehörden
unter Autorität des Ober-Commandos der Alliirten in ihren
Functionen verbleiben. Haṅ-fu und die Commissare protestirten
anfangs gegen ihre Mediatisirung, fügten sich aber bald den be-
stimmten Weisungen des Admirals. Während dieser Besprechung
besetzte ein Detachement See-Soldaten das Ostthor und hisste dort
die englische und die französische Flagge. Eine in den Strassen
angeheftete Proclamation beruhigte die Einwohner. — Consul
Parkes hatte an demselben Tage noch eine Unterredung mit den
chinesischen Commissaren, welche bereitwillig auf alle Vorschläge
eingingen. Durch sie trat er mit dem Comité in Verbindung,
welches Saṅ-ko-lin-sin’s Heer mit Proviant versorgt hatte und
nun ohne Umstände dieselbe Verbindlichkeit gegen die Alliirten
übernahm. Schon am Morgen des 25. August erschien der erste
Transport von Ochsen, Schaafen, Obst und Gemüse. An demsel-
ben Tage kamen Lord Elgin und 2000 Mann englischer und franzö-
sischer Truppen auf Kanonenbooten nach Tien-tsin. — Das Gros

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[322/0344] Tien-tsin besetzt. Flussmündung, und schon am folgenden Morgen lagen mehrere der- selben vor Taṅ-ko. Am 23. August Morgens ging Admiral Hope mit Herrn Parkes auf dem Coromandel, begleitet von fünf Kanonenbooten, den Pei-ho hinauf und ankerte Abends etwa zwei Meilen unterhalb Tien-tsin. Truppen zeigten sich auf dem ganzen Wege nicht; die Bevölkerung der Uferdörfer benahm sich freundlich. Auf dem Ankerplatz er- schien eine Deputation der angesehensten Bewohner von Tien-tsin, nach deren Bericht Fürst Saṅ-ko-lin-sin mit einigen hundert Reitern am Abend vorher im Zustande der äussersten Erschöpfung an der Stadt vorübergekommen, Haṅ-fu am Mittag des 23. in Tien-tsin eingetroffen war. Zu Vertheidigung des Walles, welchen Saṅ-ko-lin-sin im Umkreise von mehreren Meilen um Tien-tsin mit kopfloser Verschwendung hatte aufwerfen lassen, wurde nicht einmal Anstalt gemacht; seine Ausdehnung stand ausser allem Verhältniss zur Zahl der chinesischen Truppen. Am 24. früh fuhren die Schiffe nach der Stadt hinauf; Ad- miral Hope liess die beiden den Zugang auf dem Fluss beherr- schenden Redouten besetzen und entbot den Statthalter Haṅ-fu zu sich, der mit den beiden anderen Commissaren, Wen-tsiaṅ und Haṅ-ki bereitwillig erschien. Der Admiral eröffnete ihnen, dass sie die Stadt als im Besitze der Alliirten betrachten müssten; die Be- wohner sollten volle Sicherheit geniessen, und die Civilbehörden unter Autorität des Ober-Commandos der Alliirten in ihren Functionen verbleiben. Haṅ-fu und die Commissare protestirten anfangs gegen ihre Mediatisirung, fügten sich aber bald den be- stimmten Weisungen des Admirals. Während dieser Besprechung besetzte ein Detachement See-Soldaten das Ostthor und hisste dort die englische und die französische Flagge. Eine in den Strassen angeheftete Proclamation beruhigte die Einwohner. — Consul Parkes hatte an demselben Tage noch eine Unterredung mit den chinesischen Commissaren, welche bereitwillig auf alle Vorschläge eingingen. Durch sie trat er mit dem Comité in Verbindung, welches Saṅ-ko-lin-sin’s Heer mit Proviant versorgt hatte und nun ohne Umstände dieselbe Verbindlichkeit gegen die Alliirten übernahm. Schon am Morgen des 25. August erschien der erste Transport von Ochsen, Schaafen, Obst und Gemüse. An demsel- ben Tage kamen Lord Elgin und 2000 Mann englischer und franzö- sischer Truppen auf Kanonenbooten nach Tien-tsin. — Das Gros

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/344>, abgerufen am 21.11.2024.