[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.ihr die Pei-ho-Festen zu nehmen; warum stellt euch das nicht zu- frieden? Und nun erkühnt ihr euch auszusprechen" -- das bezog sich auf die Proclamation, -- "dass ihr jede Streitmacht angreifen werdet, die eueren Marsch auf Tun-tsau hemmt? Das thue ich jetzt. Du sagst, dass du die Kriegführung nicht leitest; aber ich kenne deinen Namen und weiss, dass du an allem Uebel schuld bist, das dein Volk begeht. Du hast auch vor dem Prinzen von Ei freche Reden geführt. Es ist Zeit, dass euch Fremden Respect gelehrt werde vor chinesischen Edelen und Ministern." -- Die Er- wiederungen des Herrn Parkes verlachte der Mongolenfürst und befahl den Soldaten, denselben zu ihm in ein nah gelegenes Haus zu bringen; dort wurde er wieder auf die Knie geworfen. San- ko-lin-sin fragte, ob Parkes für ihn schreiben wolle, dass die Engländer den Angriff einstellen möchten. Das könne nichts nutzen, erwiederte dieser, da er auf die Operationen des Heeres keinen Einfluss übe. -- "Ich sehe", sagte der Fürst, "dass du halsstarrig bist und mir nichts nutzen kannst." Dann befahl er, Parkes, Loch und den indischen Reiter zum Prinzen von Ei, alle Uebrigen aber nach Tsan-kia-van zu führen. -- Herr Parkes und seine Begleiter wurden mit zwei französischen Soldaten, die sie vorher nicht ge- sehen hatten, in eine schlechte Karre gepackt und fortgefahren, als eben ein französischer Officier -- offenbar Herr Ader, -- übel zu- gerichtet nach dem hause gebracht wurde. Die Fahrt der fünf Gefangenen ging zunächst nach Tun-tsau, ihr die Pei-ho-Festen zu nehmen; warum stellt euch das nicht zu- frieden? Und nun erkühnt ihr euch auszusprechen« — das bezog sich auf die Proclamation, — »dass ihr jede Streitmacht angreifen werdet, die eueren Marsch auf Tuṅ-tšau hemmt? Das thue ich jetzt. Du sagst, dass du die Kriegführung nicht leitest; aber ich kenne deinen Namen und weiss, dass du an allem Uebel schuld bist, das dein Volk begeht. Du hast auch vor dem Prinzen von Ei freche Reden geführt. Es ist Zeit, dass euch Fremden Respect gelehrt werde vor chinesischen Edelen und Ministern.« — Die Er- wiederungen des Herrn Parkes verlachte der Mongolenfürst und befahl den Soldaten, denselben zu ihm in ein nah gelegenes Haus zu bringen; dort wurde er wieder auf die Knie geworfen. Saṅ- ko-lin-sin fragte, ob Parkes für ihn schreiben wolle, dass die Engländer den Angriff einstellen möchten. Das könne nichts nutzen, erwiederte dieser, da er auf die Operationen des Heeres keinen Einfluss übe. — »Ich sehe«, sagte der Fürst, »dass du halsstarrig bist und mir nichts nutzen kannst.« Dann befahl er, Parkes, Loch und den indischen Reiter zum Prinzen von Ei, alle Uebrigen aber nach Tšaṅ-kia-van zu führen. — Herr Parkes und seine Begleiter wurden mit zwei französischen Soldaten, die sie vorher nicht ge- sehen hatten, in eine schlechte Karre gepackt und fortgefahren, als eben ein französischer Officier — offenbar Herr Ader, — übel zu- gerichtet nach dem hause gebracht wurde. Die Fahrt der fünf Gefangenen ging zunächst nach Tuṅ-tšau, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0373" n="351"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119456648">Parkes</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/140742654">Loch</persName> nach <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> transportirt.</fw><lb/> ihr die <hi rendition="#k">Pei-ho</hi>-Festen zu nehmen; warum stellt euch das nicht zu-<lb/> frieden? Und nun erkühnt ihr euch auszusprechen« — das bezog<lb/> sich auf die Proclamation, — »dass ihr jede Streitmacht angreifen<lb/> werdet, die eueren Marsch auf <hi rendition="#k"><placeName>Tuṅ-tšau</placeName></hi> hemmt? Das thue ich<lb/> jetzt. Du sagst, dass du die Kriegführung nicht leitest; aber ich<lb/> kenne deinen Namen und weiss, dass du an allem Uebel schuld<lb/> bist, das dein Volk begeht. Du hast auch vor dem Prinzen von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Ei</placeName></hi> freche Reden geführt. 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ihr die Pei-ho-Festen zu nehmen; warum stellt euch das nicht zu-
frieden? Und nun erkühnt ihr euch auszusprechen« — das bezog
sich auf die Proclamation, — »dass ihr jede Streitmacht angreifen
werdet, die eueren Marsch auf Tuṅ-tšau hemmt? Das thue ich
jetzt. Du sagst, dass du die Kriegführung nicht leitest; aber ich
kenne deinen Namen und weiss, dass du an allem Uebel schuld
bist, das dein Volk begeht. Du hast auch vor dem Prinzen von
Ei freche Reden geführt. Es ist Zeit, dass euch Fremden Respect
gelehrt werde vor chinesischen Edelen und Ministern.« — Die Er-
wiederungen des Herrn Parkes verlachte der Mongolenfürst und
befahl den Soldaten, denselben zu ihm in ein nah gelegenes Haus
zu bringen; dort wurde er wieder auf die Knie geworfen. Saṅ-
ko-lin-sin fragte, ob Parkes für ihn schreiben wolle, dass die
Engländer den Angriff einstellen möchten. Das könne nichts nutzen,
erwiederte dieser, da er auf die Operationen des Heeres keinen
Einfluss übe. — »Ich sehe«, sagte der Fürst, »dass du halsstarrig
bist und mir nichts nutzen kannst.« Dann befahl er, Parkes, Loch
und den indischen Reiter zum Prinzen von Ei, alle Uebrigen aber
nach Tšaṅ-kia-van zu führen. — Herr Parkes und seine Begleiter
wurden mit zwei französischen Soldaten, die sie vorher nicht ge-
sehen hatten, in eine schlechte Karre gepackt und fortgefahren, als
eben ein französischer Officier — offenbar Herr Ader, — übel zu-
gerichtet nach dem hause gebracht wurde.
Die Fahrt der fünf Gefangenen ging zunächst nach Tuṅ-tšau,
von da in schneller Gangart auf Pe-kiṅ zu, die Kreuz und die
Quere, da Prinz Tsae nicht zu finden war; die escortirenden
Reiter — funfzig Mann — erbauten sich sichtlich an den durch
das Stossen des Karrens verursachten Qualen und höhnten sie
grimmig. Endlich gelangte man in ein Lager; die Gefangenen
mussten aussteigen und wurden vor einem General wieder zu Boden
geworfen; Parkes stellte sich ohnmächtig, um weiteren Fragen zu
entgehen. Nachdem man ihre Taschen geleert, brachte man sie in
einen Tempel zum Verhör vor einem Mandarin aus dem Gefolge
des Prinzen Tsae, Tsiṅ-tad-žen, welcher eben drohte, Parkes
foltern zu lassen, als er abgerufen wurde. Draussen entstand
Getümmel. Soldaten stürzten mit blanker Waffe herein, zerrten
die Gefangenen aus dem Tempel und banden ihnen die Hände auf
den Rücken. Das Lager wurde abgebrochen, in wilder Bestürzung
lief Alles durcheinander. Die Gefangenen wurden wieder in einen
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