Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.
Tanzfest. XIX. Standarten herabhingen. Die rings um den Bord laufenden Rai-lings, wo sonst bei Tage die Hangematten weggestaut werden, waren mit Erde gefüllt und eine dicke Hecke von Camelien und anderen Blüthensträuchern hineingepflanzt worden. Blumen und Guirlanden versteckten jeden Fleck, der nicht festlich aussah. Die blanken Landungsgeschütze und die mit Gewehren decorirte Com- mandobrücke allein erinnerten an das Kriegsschiff. Rings an den Borden herum standen Divans, und das Spill trug eine Lichter- pyramide; auch die Blumenhecken strahlten im hellsten Glanz der darin ausgestreuten Lichtermassen. In einer verhängten Nische am Grossmast spielte das Musikcorps. -- Den Glanzpunct der Deco- ration bildete ein etwa zwölf Fuss hoher Wasserstrahl, der zwischen Bananen und blühenden Büschen aus dem Schraubenbrunnen auf- sprudelte. Ein dahin geführter Schlauch stand mit der Pumpe im Zwischendeck in Verbindung. Die Gratings über dem Schrauben- brunnen waren durch Muscheln, Steine und Moos versteckt; aus dem Deck schien das Wasser aufzusteigen und verschwand herab- fallend in den verborgenen Schacht. Ueber hundert Herren und fünfundzwanzig Damen erschienen Das längere Ausbleiben des am 25. November fälligen Post- Tanzfest. XIX. Standarten herabhingen. Die rings um den Bord laufenden Rai-lings, wo sonst bei Tage die Hangematten weggestaut werden, waren mit Erde gefüllt und eine dicke Hecke von Camelien und anderen Blüthensträuchern hineingepflanzt worden. Blumen und Guirlanden versteckten jeden Fleck, der nicht festlich aussah. Die blanken Landungsgeschütze und die mit Gewehren decorirte Com- mandobrücke allein erinnerten an das Kriegsschiff. Rings an den Borden herum standen Divans, und das Spill trug eine Lichter- pyramide; auch die Blumenhecken strahlten im hellsten Glanz der darin ausgestreuten Lichtermassen. In einer verhängten Nische am Grossmast spielte das Musikcorps. — Den Glanzpunct der Deco- ration bildete ein etwa zwölf Fuss hoher Wasserstrahl, der zwischen Bananen und blühenden Büschen aus dem Schraubenbrunnen auf- sprudelte. Ein dahin geführter Schlauch stand mit der Pumpe im Zwischendeck in Verbindung. Die Gratings über dem Schrauben- brunnen waren durch Muscheln, Steine und Moos versteckt; aus dem Deck schien das Wasser aufzusteigen und verschwand herab- fallend in den verborgenen Schacht. Ueber hundert Herren und fünfundzwanzig Damen erschienen Das längere Ausbleiben des am 25. November fälligen Post- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0212" n="198"/><fw place="top" type="header">Tanzfest. XIX.</fw><lb/> Standarten herabhingen. Die rings um den Bord laufenden Rai-<lb/> lings, wo sonst bei Tage die Hangematten weggestaut werden,<lb/> waren mit Erde gefüllt und eine dicke Hecke von Camelien und<lb/> anderen Blüthensträuchern hineingepflanzt worden. Blumen und<lb/> Guirlanden versteckten jeden Fleck, der nicht festlich aussah. Die<lb/> blanken Landungsgeschütze und die mit Gewehren decorirte Com-<lb/> mandobrücke allein erinnerten an das Kriegsschiff. Rings an den<lb/> Borden herum standen Divans, und das Spill trug eine Lichter-<lb/> pyramide; auch die Blumenhecken strahlten im hellsten Glanz der<lb/> darin ausgestreuten Lichtermassen. In einer verhängten Nische am<lb/> Grossmast spielte das Musikcorps. — Den Glanzpunct der Deco-<lb/> ration bildete ein etwa zwölf Fuss hoher Wasserstrahl, der zwischen<lb/> Bananen und blühenden Büschen aus dem Schraubenbrunnen auf-<lb/> sprudelte. Ein dahin geführter Schlauch stand mit der Pumpe im<lb/> Zwischendeck in Verbindung. Die Gratings über dem Schrauben-<lb/> brunnen waren durch Muscheln, Steine und Moos versteckt; aus<lb/> dem Deck schien das Wasser aufzusteigen und verschwand herab-<lb/> fallend in den verborgenen Schacht.</p><lb/> <p>Ueber hundert Herren und fünfundzwanzig Damen erschienen<lb/> zu dem Feste; der Gouverneur Sir <persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n86139809">Hercules Robinson</persName>, General-<lb/> Lieutenant Sir <persName ref="nognd">John Mitchell</persName> und Mr. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119159651">Burlingame</persName>, der neu er-<lb/> nannte americanische Gesandte, befanden sich unter den Gästen.<lb/> Das Souper wurde in der durch japanische Laternen erhellten<lb/> Batterie verzehrt; bis zum Ende des Festes — gegen drei Uhr<lb/> Morgens — herrschte die heiterste Stimmung.</p><lb/> <p>Das längere Ausbleiben des am 25. November fälligen Post-<lb/> dampfers aus <hi rendition="#k"><placeName>Singapore</placeName></hi> verzögerte die Abfahrt der Arkona von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Hong-kong</placeName></hi> noch um einige Tage. Elbe ging am 30. November nach<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Baṅkok</placeName></hi> unter Segel. Der Photograph <persName ref="nognd">Bismarck</persName> und der Gärtner<lb/><persName ref="http://plants.jstor.org/person/bm000040822">Schottmüller</persName> machten die Reise auf diesem Schiff. Dr. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117261386">Lucius</persName>, der<lb/> am 29. November von einem Ausflug nach den <placeName>Philippinen</placeName> zurück-<lb/> kehrte, nahm wieder seinen Platz auf der Arkona ein, die am 3.<lb/> December zunächst nach <placeName>Macao</placeName> segelte. Nach hübscher Fahrt<lb/> durch die Inseln ankerte die Corvette gegen halb fünf Uhr Nach-<lb/> mittags etwa vier Seemeilen von der Stadt und grüsste mit 21<lb/> Schüssen die portugiesische Flagge. Ein hochgelegenes Fort gab<lb/> die Antwort. Am Lande wurden der Gesandte und seine Begleiter<lb/> von Herrn <persName ref="nognd">von Carlowitz</persName> empfangen und nach dessen an der »<placeName>Praja</placeName>«<lb/> gelegenem Hause geleitet, wo sie Wohnung nahmen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0212]
Tanzfest. XIX.
Standarten herabhingen. Die rings um den Bord laufenden Rai-
lings, wo sonst bei Tage die Hangematten weggestaut werden,
waren mit Erde gefüllt und eine dicke Hecke von Camelien und
anderen Blüthensträuchern hineingepflanzt worden. Blumen und
Guirlanden versteckten jeden Fleck, der nicht festlich aussah. Die
blanken Landungsgeschütze und die mit Gewehren decorirte Com-
mandobrücke allein erinnerten an das Kriegsschiff. Rings an den
Borden herum standen Divans, und das Spill trug eine Lichter-
pyramide; auch die Blumenhecken strahlten im hellsten Glanz der
darin ausgestreuten Lichtermassen. In einer verhängten Nische am
Grossmast spielte das Musikcorps. — Den Glanzpunct der Deco-
ration bildete ein etwa zwölf Fuss hoher Wasserstrahl, der zwischen
Bananen und blühenden Büschen aus dem Schraubenbrunnen auf-
sprudelte. Ein dahin geführter Schlauch stand mit der Pumpe im
Zwischendeck in Verbindung. Die Gratings über dem Schrauben-
brunnen waren durch Muscheln, Steine und Moos versteckt; aus
dem Deck schien das Wasser aufzusteigen und verschwand herab-
fallend in den verborgenen Schacht.
Ueber hundert Herren und fünfundzwanzig Damen erschienen
zu dem Feste; der Gouverneur Sir Hercules Robinson, General-
Lieutenant Sir John Mitchell und Mr. Burlingame, der neu er-
nannte americanische Gesandte, befanden sich unter den Gästen.
Das Souper wurde in der durch japanische Laternen erhellten
Batterie verzehrt; bis zum Ende des Festes — gegen drei Uhr
Morgens — herrschte die heiterste Stimmung.
Das längere Ausbleiben des am 25. November fälligen Post-
dampfers aus Singapore verzögerte die Abfahrt der Arkona von
Hong-kong noch um einige Tage. Elbe ging am 30. November nach
Baṅkok unter Segel. Der Photograph Bismarck und der Gärtner
Schottmüller machten die Reise auf diesem Schiff. Dr. Lucius, der
am 29. November von einem Ausflug nach den Philippinen zurück-
kehrte, nahm wieder seinen Platz auf der Arkona ein, die am 3.
December zunächst nach Macao segelte. Nach hübscher Fahrt
durch die Inseln ankerte die Corvette gegen halb fünf Uhr Nach-
mittags etwa vier Seemeilen von der Stadt und grüsste mit 21
Schüssen die portugiesische Flagge. Ein hochgelegenes Fort gab
die Antwort. Am Lande wurden der Gesandte und seine Begleiter
von Herrn von Carlowitz empfangen und nach dessen an der »Praja«
gelegenem Hause geleitet, wo sie Wohnung nahmen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/212 |
| Zitationshilfe: | Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/212>, abgerufen am 27.11.2024. |
