Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.Kurz vor Abfahrt der Arkona traf in Hong-kong die Nachricht Wie die Fäden weiter gesponnen wurden, ist unklar; die "Den Prinzen, Edelen und Würdenträgern des Reiches wird 49) Hien-fun's kinderlose Wittwe. Die Mutter des Thronerben war eine Frau
aus dem Harem, die erst nach Hien-fun's Tode zur "Kaiserin" erhoben wurde. An Rang scheint die Kaiserin-Wittwe über der Kaiserin-Mutter gestanden zu haben; nur von Jener ist die Rede, wo es sich um die Regentschaft handelt. Kurz vor Abfahrt der Arkona traf in Hong-kong die Nachricht Wie die Fäden weiter gesponnen wurden, ist unklar; die »Den Prinzen, Edelen und Würdenträgern des Reiches wird 49) Hien-fuṅ’s kinderlose Wittwe. Die Mutter des Thronerben war eine Frau
aus dem Harem, die erst nach Hien-fuṅ’s Tode zur »Kaiserin« erhoben wurde. An Rang scheint die Kaiserin-Wittwe über der Kaiserin-Mutter gestanden zu haben; nur von Jener ist die Rede, wo es sich um die Regentschaft handelt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0218" n="[204]"/> <p><hi rendition="#in">K</hi>urz vor Abfahrt der Arkona traf in <hi rendition="#k"><placeName>Hong-kong</placeName></hi> die Nachricht<lb/> von dem Staatsstreich ein, durch welchen der Prinz von <hi rendition="#k"><placeName>Kuṅ</placeName></hi><lb/> seine Gegner beseitigte. Man erzählte schon vorher in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi>, die<lb/> Kaiserin-Wittwe<note place="foot" n="49)"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n87857905"><hi rendition="#k">Hien-fuṅ</hi>’s</persName> kinderlose Wittwe. Die Mutter des Thronerben war eine Frau<lb/> aus dem Harem, die erst nach <persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n87857905"><hi rendition="#k">Hien-fuṅ</hi>’s</persName> Tode zur »Kaiserin« erhoben wurde. An<lb/> Rang scheint die Kaiserin-Wittwe über der Kaiserin-Mutter gestanden zu haben;<lb/> nur von Jener ist die Rede, wo es sich um die Regentschaft handelt.</note> habe den Prinzen bei seinem Eintreffen in <hi rendition="#k"><placeName>Dže-<lb/> hol</placeName></hi> zur Rede gestellt, weil er nicht früher gekommen wäre; dabei<lb/> sei entdeckt worden, dass der Regentschaftsrath ihre bejahende<lb/> Antwort auf seine Bitte um Erlaubniss zur Reise in das Gegentheil<lb/> umänderte. Das hätte der Kaiserin die Augen geöffnet über die<lb/> Absichten ihrer Umgebung. Auf des Prinzen Rath wäre die Ueber-<lb/> siedelung nach der Hauptstadt beschlossen worden.</p><lb/> <p>Wie die Fäden weiter gesponnen wurden, ist unklar; die<lb/> veröffentlichten Thatsachen beginnen mit dem Einzuge des jungen<lb/> Kaisers in <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kiṅ</placeName></hi> am 1. November 1861. Der Prinz von <hi rendition="#k"><placeName>Kuṅ</placeName></hi> ging<lb/> mit starkem Gefolge dem kaiserlichen Zuge entgegen. Die Mit-<lb/> glieder des Regentschaftsrathes wollten ihm den Zutritt zu den<lb/> Kaiserinnen und dem Thronerben verwehren; er drohte jedoch mit<lb/> Gewalt, führte den Zug in die Hauptstadt, versammelte sofort den<lb/> Regentschaftsrath und verlas vor demselben folgendes kaiserliche<lb/> Decret, das sein jüngerer Bruder, der Prinz von <hi rendition="#k"><placeName>Tšuṅ</placeName></hi>, in <hi rendition="#k"><placeName>Džehol</placeName></hi><lb/> mit den Kaiserinnen vorbereitet hatte.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">»Den Prinzen, Edelen und Würdenträgern des Reiches wird<lb/> hiermit kundgethan, dass die Unruhen an der Seeküste im vorigen<lb/> Jahr und die Aufregung in der Hauptstadt durchaus nur veranlasst<lb/> wurden durch die lasterhafte Politik der betheiligten Prinzen und Mi-<lb/> nister. <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Tsae-yuen</persName></hi> und sein Amtsgenosse <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Mu-yin</persName></hi> waren ganz beson-<lb/> ders ungeschickt auf friedliche Rathschläge einzugehen, und konnten,<lb/> da sie kein anderes Mittel zur Abwälzung ihrer Verantwortlichkeit<lb/> fanden, nur darauf ausgehen, die englischen Unterhändler in ihre Ge-<lb/> walt zu locken und gefangen zu nehmen, wodurch an den fremden<lb/> Völkern Verrath geübt wurde. Ferner, als <hi rendition="#k"><placeName>Yuaṅ-miṅ-yuaṅ</placeName></hi> und<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Hai-tien</placeName></hi> geplündert wurden und Seine verstorbene Majestät in Folge<lb/> dessen nach <hi rendition="#k"><placeName>Džehol</placeName></hi> reisten, war das Gemüth des Geheiligten schwer</hi><lb/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[204]/0218]
Kurz vor Abfahrt der Arkona traf in Hong-kong die Nachricht
von dem Staatsstreich ein, durch welchen der Prinz von Kuṅ
seine Gegner beseitigte. Man erzählte schon vorher in Pe-kiṅ, die
Kaiserin-Wittwe 49) habe den Prinzen bei seinem Eintreffen in Dže-
hol zur Rede gestellt, weil er nicht früher gekommen wäre; dabei
sei entdeckt worden, dass der Regentschaftsrath ihre bejahende
Antwort auf seine Bitte um Erlaubniss zur Reise in das Gegentheil
umänderte. Das hätte der Kaiserin die Augen geöffnet über die
Absichten ihrer Umgebung. Auf des Prinzen Rath wäre die Ueber-
siedelung nach der Hauptstadt beschlossen worden.
Wie die Fäden weiter gesponnen wurden, ist unklar; die
veröffentlichten Thatsachen beginnen mit dem Einzuge des jungen
Kaisers in Pe-kiṅ am 1. November 1861. Der Prinz von Kuṅ ging
mit starkem Gefolge dem kaiserlichen Zuge entgegen. Die Mit-
glieder des Regentschaftsrathes wollten ihm den Zutritt zu den
Kaiserinnen und dem Thronerben verwehren; er drohte jedoch mit
Gewalt, führte den Zug in die Hauptstadt, versammelte sofort den
Regentschaftsrath und verlas vor demselben folgendes kaiserliche
Decret, das sein jüngerer Bruder, der Prinz von Tšuṅ, in Džehol
mit den Kaiserinnen vorbereitet hatte.
»Den Prinzen, Edelen und Würdenträgern des Reiches wird
hiermit kundgethan, dass die Unruhen an der Seeküste im vorigen
Jahr und die Aufregung in der Hauptstadt durchaus nur veranlasst
wurden durch die lasterhafte Politik der betheiligten Prinzen und Mi-
nister. Tsae-yuen und sein Amtsgenosse Mu-yin waren ganz beson-
ders ungeschickt auf friedliche Rathschläge einzugehen, und konnten,
da sie kein anderes Mittel zur Abwälzung ihrer Verantwortlichkeit
fanden, nur darauf ausgehen, die englischen Unterhändler in ihre Ge-
walt zu locken und gefangen zu nehmen, wodurch an den fremden
Völkern Verrath geübt wurde. Ferner, als Yuaṅ-miṅ-yuaṅ und
Hai-tien geplündert wurden und Seine verstorbene Majestät in Folge
dessen nach Džehol reisten, war das Gemüth des Geheiligten schwer
49) Hien-fuṅ’s kinderlose Wittwe. Die Mutter des Thronerben war eine Frau
aus dem Harem, die erst nach Hien-fuṅ’s Tode zur »Kaiserin« erhoben wurde. An
Rang scheint die Kaiserin-Wittwe über der Kaiserin-Mutter gestanden zu haben;
nur von Jener ist die Rede, wo es sich um die Regentschaft handelt.
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