vergoldeten Dachspitzen, Himmeln von Goldstoff und dergleichen; Verschwendung und Phantasie scheinen dabei keine Grenzen zu kennen. Zum Anstecken des königlichen Scheiterhaufens soll nur eine am Blitz oder durch Reiben trockenen Holzes entzündete Flamme gebraucht werden. Alle Siamesen ausser den älteren Prinzen müssen nach des Königs Tode das Haupt rasiren.
Die Bedeutung der abergläubischen Gebräuche zu ergründen, an denen Siam so reich ist, wäre bei der bodenlosen Ungereimtheit des verdorbenen Buddisums eine Danaidenarbeit; vergebens sucht man nach Anknüpfungspuncten in der Wirklichkeit und der mensch- lichen Natur. Eine platte Symbolik und gesuchte Allegorieen lassen sich hier und da wohl erkennen, und dass manche Gebräuche tieferen Sinn haben, soll gewiss nicht bestritten werden; das Meiste scheint aber unverfälschter Blödsinn zu sein. -- Die Missionare sammeln eifrig Beiträge zur Kenntniss des Landes und Volkes; die americanischen namentlich haben in ihrem jährlich gedruckten Bankok Almanac schon allerlei Aufschlüsse gegeben. Mit den Presbyterianern und den Baptisten zählte die protestantische Mis- sion 1862 siebzehn Mitglieder, die in Bankok zerstreut wohnten.
Die katholische Mission hat sich nie wieder zur alten Blüthe erhoben, doch wohnen in Siam und den Grenzländern zerstreut noch immer Reste der im 17. Jahrhundert gegründeten Gemeinden, die unter Aufsicht des in Bankok residirenden päpstlichen Vicars von französischen Seelsorgern theils verwaltet, theils bereist werden. Der Bischof von Mallos, Monseigneur Pallegoix, lebte schon über dreissig Jahre in Siam und genoss bei Eingebornen und Fremden der höchsten Achtung; König Maha-monkut verkehrte namentlich in der Zeit seines Klosterlebens mit ihm. Er wohnte mit seinem Caplan in einfachem siamesichem Hause bei der 1814 gebauten kleinen Kirche de l'Assomption, wo Graf Eulenburg ihn besuchte. Kaum sechzig Jahre alt machte der Bischof den Eindruck eines hinfälligen Greises; er sprach langsam und rang mühsam nach dem Ausdruck, doch zeugten seine Worte von geistiger Klarheit und Frische. Entbehrungen und Mühen verzehren im tropischen Klima schnell die Kräfte des Fremden. Die Missionare bezogen, der Bischof 1500 Francs, die zehn katholischen Seelsorger seines Sprengels ein Gehalt von 600 Francs jährlich; sie konnten davon nur siamesisch leben und hatten doch so manchem Anspruch des Elends zu genügen. Ihre 1835 neu gegründete Schule in Bankok
Die Missionare. XXI.
vergoldeten Dachspitzen, Himmeln von Goldstoff und dergleichen; Verschwendung und Phantasie scheinen dabei keine Grenzen zu kennen. Zum Anstecken des königlichen Scheiterhaufens soll nur eine am Blitz oder durch Reiben trockenen Holzes entzündete Flamme gebraucht werden. Alle Siamesen ausser den älteren Prinzen müssen nach des Königs Tode das Haupt rasiren.
Die Bedeutung der abergläubischen Gebräuche zu ergründen, an denen Siam so reich ist, wäre bei der bodenlosen Ungereimtheit des verdorbenen Buddisums eine Danaidenarbeit; vergebens sucht man nach Anknüpfungspuncten in der Wirklichkeit und der mensch- lichen Natur. Eine platte Symbolik und gesuchte Allegorieen lassen sich hier und da wohl erkennen, und dass manche Gebräuche tieferen Sinn haben, soll gewiss nicht bestritten werden; das Meiste scheint aber unverfälschter Blödsinn zu sein. — Die Missionare sammeln eifrig Beiträge zur Kenntniss des Landes und Volkes; die americanischen namentlich haben in ihrem jährlich gedruckten Bankok Almanac schon allerlei Aufschlüsse gegeben. Mit den Presbyterianern und den Baptisten zählte die protestantische Mis- sion 1862 siebzehn Mitglieder, die in Baṅkok zerstreut wohnten.
Die katholische Mission hat sich nie wieder zur alten Blüthe erhoben, doch wohnen in Siam und den Grenzländern zerstreut noch immer Reste der im 17. Jahrhundert gegründeten Gemeinden, die unter Aufsicht des in Baṅkok residirenden päpstlichen Vicars von französischen Seelsorgern theils verwaltet, theils bereist werden. Der Bischof von Mallos, Monseigneur Pallégoix, lebte schon über dreissig Jahre in Siam und genoss bei Eingebornen und Fremden der höchsten Achtung; König Maha-moṅkut verkehrte namentlich in der Zeit seines Klosterlebens mit ihm. Er wohnte mit seinem Caplan in einfachem siamesichem Hause bei der 1814 gebauten kleinen Kirche de l’Assomption, wo Graf Eulenburg ihn besuchte. Kaum sechzig Jahre alt machte der Bischof den Eindruck eines hinfälligen Greises; er sprach langsam und rang mühsam nach dem Ausdruck, doch zeugten seine Worte von geistiger Klarheit und Frische. Entbehrungen und Mühen verzehren im tropischen Klima schnell die Kräfte des Fremden. Die Missionare bezogen, der Bischof 1500 Francs, die zehn katholischen Seelsorger seines Sprengels ein Gehalt von 600 Francs jährlich; sie konnten davon nur siamesisch leben und hatten doch so manchem Anspruch des Elends zu genügen. Ihre 1835 neu gegründete Schule in Baṅkok
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Die Missionare. XXI.
vergoldeten Dachspitzen, Himmeln von Goldstoff und dergleichen;
Verschwendung und Phantasie scheinen dabei keine Grenzen zu
kennen. Zum Anstecken des königlichen Scheiterhaufens soll nur
eine am Blitz oder durch Reiben trockenen Holzes entzündete
Flamme gebraucht werden. Alle Siamesen ausser den älteren
Prinzen müssen nach des Königs Tode das Haupt rasiren.
Die Bedeutung der abergläubischen Gebräuche zu ergründen,
an denen Siam so reich ist, wäre bei der bodenlosen Ungereimtheit
des verdorbenen Buddisums eine Danaidenarbeit; vergebens sucht
man nach Anknüpfungspuncten in der Wirklichkeit und der mensch-
lichen Natur. Eine platte Symbolik und gesuchte Allegorieen lassen
sich hier und da wohl erkennen, und dass manche Gebräuche
tieferen Sinn haben, soll gewiss nicht bestritten werden; das Meiste
scheint aber unverfälschter Blödsinn zu sein. — Die Missionare
sammeln eifrig Beiträge zur Kenntniss des Landes und Volkes;
die americanischen namentlich haben in ihrem jährlich gedruckten
Bankok Almanac schon allerlei Aufschlüsse gegeben. Mit den
Presbyterianern und den Baptisten zählte die protestantische Mis-
sion 1862 siebzehn Mitglieder, die in Baṅkok zerstreut wohnten.
Die katholische Mission hat sich nie wieder zur alten Blüthe
erhoben, doch wohnen in Siam und den Grenzländern zerstreut
noch immer Reste der im 17. Jahrhundert gegründeten Gemeinden,
die unter Aufsicht des in Baṅkok residirenden päpstlichen Vicars
von französischen Seelsorgern theils verwaltet, theils bereist werden.
Der Bischof von Mallos, Monseigneur Pallégoix, lebte schon über
dreissig Jahre in Siam und genoss bei Eingebornen und Fremden
der höchsten Achtung; König Maha-moṅkut verkehrte namentlich
in der Zeit seines Klosterlebens mit ihm. Er wohnte mit seinem
Caplan in einfachem siamesichem Hause bei der 1814 gebauten
kleinen Kirche de l’Assomption, wo Graf Eulenburg ihn besuchte.
Kaum sechzig Jahre alt machte der Bischof den Eindruck eines
hinfälligen Greises; er sprach langsam und rang mühsam nach dem
Ausdruck, doch zeugten seine Worte von geistiger Klarheit und
Frische. Entbehrungen und Mühen verzehren im tropischen Klima
schnell die Kräfte des Fremden. Die Missionare bezogen, der
Bischof 1500 Francs, die zehn katholischen Seelsorger seines
Sprengels ein Gehalt von 600 Francs jährlich; sie konnten davon
nur siamesisch leben und hatten doch so manchem Anspruch des
Elends zu genügen. Ihre 1835 neu gegründete Schule in Baṅkok
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/310>, abgerufen am 29.11.2024.
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