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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Burgevine. Anh. IV.
neutralem Boden erklärt wurde, hatten nun Gordon's Officiere
häufig Unterredungen mit den bei den Tae-pin dienenden Fremden,
die grossentheils ihre Freunde und früheren Kameraden, und von
ihrer dermaligen Lage keineswegs entzückt waren. Gordon selbst
trat gleich nach Einnahme von Pa-ta-kiao mit ihnen in Verbin-
dung und hatte Besprechungen mit Burgevine, welcher sich bereit
erklärte, gegen sicheres Geleit mit allen seinen Anhängern überzu-
treten; ein anderes Mal schlug derselbe Gordon vor, mit ihm zu-
sammen ein Corps von 20,000 Mann zu organisiren, sich von beiden
Partheien loszusagen und nach Pe-kin zu marschiren; Su-tsau allein
berge Silber genug zu Ausführung dieses Planes. -- Gordon über-
nahm die Bürgschaft für die Sicherheit von Burgevine's Leuten und
bot so Vielen Dienste in seinem Corps, als er anstellen konnte,
war aber keineswegs sicher, dass das Ganze nicht eine Kriegslist
sei, um ihn selbst aufzuheben,81) und handelte vorsichtig.

Mitte October meldeten Burgevine und die Seinen Major
Gordon, dass sie einen Scheinausfall machen und in seinen Schutz
flüchten wollten. Der armirte Dampfer Hyson wurde an das feind-
liche Ufer gelegt; die fremden Abenteurer schienen ihn zu über-
fallen und wurden aufgenommen, die zu ihrem Beistand folgenden
Tae-pin mit Kartätschen zurückgewiesen, während der Hyson
abstiess und die Ueberläufer nach Gordon's Lager brachte. Es
fand sich aber, dass Burgevine und einige Europäer nicht darunter
waren: man hatte sie aus Argwohn zurückbehalten. Major Gordon
sandte, um ihr Leben besorgt, dem in Su-tsau commandirenden
Mo-wan ein Geschenk nebst den sämmtlichen Enfield-Büchsen der
Ueberläufer, wogegen Jene wirklich ausgeliefert wurden. -- So
blieben die Tae-pin denn wieder ohne wesentlichen Beistand von
Ausländern.

Burgevine wurde dem americanischen Consul in Shang-hae
ausgeliefert, der auf Gordon's Verwendung die Untersuchung nieder-

81) Es kam nachher heraus, dass Burgevine seinem Adjutanten Jones wirk-
lich diesen Vorschlag machte. -- Welche Art Mensch er war, beweist folgender
durch die Beweisaufnahme des englischen Vice-Consuls in Shang-hae constatirter
Vorfall. Burgevine lag betrunken in einem Boot, und Jones, sein vertrautester
Freund, redete ihm zu, an das Land zu kommen, weil die Leute spöttische Reden
führten. Auf Burgevine's Fragen weigerte sich Jones, die Spötter zu nennen; da
schoss ihm Burgevine auf kaum einen Fuss Entfernung seine Pistole in das
Gesicht. Die Kugel ging zur linken Backe hinein und blieb in der Rachenhöhle
stecken. Jones rief: "Du hast auf deinen besten Freund geschossen". "Das weiss
ich", antwortete Jener, "und ich wollte, ich hätte dich todtgeschossen".

Burgevine. Anh. IV.
neutralem Boden erklärt wurde, hatten nun Gordon’s Officiere
häufig Unterredungen mit den bei den Tae-piṅ dienenden Fremden,
die grossentheils ihre Freunde und früheren Kameraden, und von
ihrer dermaligen Lage keineswegs entzückt waren. Gordon selbst
trat gleich nach Einnahme von Pa-ta-kiao mit ihnen in Verbin-
dung und hatte Besprechungen mit Burgevine, welcher sich bereit
erklärte, gegen sicheres Geleit mit allen seinen Anhängern überzu-
treten; ein anderes Mal schlug derselbe Gordon vor, mit ihm zu-
sammen ein Corps von 20,000 Mann zu organisiren, sich von beiden
Partheien loszusagen und nach Pe-kiṅ zu marschiren; Su-tšau allein
berge Silber genug zu Ausführung dieses Planes. — Gordon über-
nahm die Bürgschaft für die Sicherheit von Burgevine’s Leuten und
bot so Vielen Dienste in seinem Corps, als er anstellen konnte,
war aber keineswegs sicher, dass das Ganze nicht eine Kriegslist
sei, um ihn selbst aufzuheben,81) und handelte vorsichtig.

Mitte October meldeten Burgevine und die Seinen Major
Gordon, dass sie einen Scheinausfall machen und in seinen Schutz
flüchten wollten. Der armirte Dampfer Hyson wurde an das feind-
liche Ufer gelegt; die fremden Abenteurer schienen ihn zu über-
fallen und wurden aufgenommen, die zu ihrem Beistand folgenden
Tae-piṅ mit Kartätschen zurückgewiesen, während der Hyson
abstiess und die Ueberläufer nach Gordon’s Lager brachte. Es
fand sich aber, dass Burgevine und einige Europäer nicht darunter
waren: man hatte sie aus Argwohn zurückbehalten. Major Gordon
sandte, um ihr Leben besorgt, dem in Su-tšau commandirenden
Mo-waṅ ein Geschenk nebst den sämmtlichen Enfield-Büchsen der
Ueberläufer, wogegen Jene wirklich ausgeliefert wurden. — So
blieben die Tae-piṅ denn wieder ohne wesentlichen Beistand von
Ausländern.

Burgevine wurde dem americanischen Consul in Shang-hae
ausgeliefert, der auf Gordon’s Verwendung die Untersuchung nieder-

81) Es kam nachher heraus, dass Burgevine seinem Adjutanten Jones wirk-
lich diesen Vorschlag machte. — Welche Art Mensch er war, beweist folgender
durch die Beweisaufnahme des englischen Vice-Consuls in Shang-hae constatirter
Vorfall. Burgevine lag betrunken in einem Boot, und Jones, sein vertrautester
Freund, redete ihm zu, an das Land zu kommen, weil die Leute spöttische Reden
führten. Auf Burgevine’s Fragen weigerte sich Jones, die Spötter zu nennen; da
schoss ihm Burgevine auf kaum einen Fuss Entfernung seine Pistole in das
Gesicht. Die Kugel ging zur linken Backe hinein und blieb in der Rachenhöhle
stecken. Jones rief: »Du hast auf deinen besten Freund geschossen«. »Das weiss
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[418/0432] Burgevine. Anh. IV. neutralem Boden erklärt wurde, hatten nun Gordon’s Officiere häufig Unterredungen mit den bei den Tae-piṅ dienenden Fremden, die grossentheils ihre Freunde und früheren Kameraden, und von ihrer dermaligen Lage keineswegs entzückt waren. Gordon selbst trat gleich nach Einnahme von Pa-ta-kiao mit ihnen in Verbin- dung und hatte Besprechungen mit Burgevine, welcher sich bereit erklärte, gegen sicheres Geleit mit allen seinen Anhängern überzu- treten; ein anderes Mal schlug derselbe Gordon vor, mit ihm zu- sammen ein Corps von 20,000 Mann zu organisiren, sich von beiden Partheien loszusagen und nach Pe-kiṅ zu marschiren; Su-tšau allein berge Silber genug zu Ausführung dieses Planes. — Gordon über- nahm die Bürgschaft für die Sicherheit von Burgevine’s Leuten und bot so Vielen Dienste in seinem Corps, als er anstellen konnte, war aber keineswegs sicher, dass das Ganze nicht eine Kriegslist sei, um ihn selbst aufzuheben, 81) und handelte vorsichtig. Mitte October meldeten Burgevine und die Seinen Major Gordon, dass sie einen Scheinausfall machen und in seinen Schutz flüchten wollten. Der armirte Dampfer Hyson wurde an das feind- liche Ufer gelegt; die fremden Abenteurer schienen ihn zu über- fallen und wurden aufgenommen, die zu ihrem Beistand folgenden Tae-piṅ mit Kartätschen zurückgewiesen, während der Hyson abstiess und die Ueberläufer nach Gordon’s Lager brachte. Es fand sich aber, dass Burgevine und einige Europäer nicht darunter waren: man hatte sie aus Argwohn zurückbehalten. Major Gordon sandte, um ihr Leben besorgt, dem in Su-tšau commandirenden Mo-waṅ ein Geschenk nebst den sämmtlichen Enfield-Büchsen der Ueberläufer, wogegen Jene wirklich ausgeliefert wurden. — So blieben die Tae-piṅ denn wieder ohne wesentlichen Beistand von Ausländern. Burgevine wurde dem americanischen Consul in Shang-hae ausgeliefert, der auf Gordon’s Verwendung die Untersuchung nieder- 81) Es kam nachher heraus, dass Burgevine seinem Adjutanten Jones wirk- lich diesen Vorschlag machte. — Welche Art Mensch er war, beweist folgender durch die Beweisaufnahme des englischen Vice-Consuls in Shang-hae constatirter Vorfall. Burgevine lag betrunken in einem Boot, und Jones, sein vertrautester Freund, redete ihm zu, an das Land zu kommen, weil die Leute spöttische Reden führten. Auf Burgevine’s Fragen weigerte sich Jones, die Spötter zu nennen; da schoss ihm Burgevine auf kaum einen Fuss Entfernung seine Pistole in das Gesicht. Die Kugel ging zur linken Backe hinein und blieb in der Rachenhöhle stecken. Jones rief: »Du hast auf deinen besten Freund geschossen«. »Das weiss ich«, antwortete Jener, »und ich wollte, ich hätte dich todtgeschossen«.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/432>, abgerufen am 22.11.2024.