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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Die Reste der Tae-pin. Anh. IV.

In dem festen Wu-tsu-fu am Tai-ho See hielten sich die
Tae-pin noch lange gegen die starke von 1800 Franco-Chinesen
und einem neuen anglo-chinesischen Freicorps unterstützte Streit-
macht des Fu-tae Li, deren Artillerie von Engländern commandirt
wurde. Erst gegen Ende August räumte der Tao-wan die Stadt
und suchte, nach Kian-si ziehend, in Verbindung mit dem Si-wan
zu treten, der aus Nan-kin kurz vor dem Falle entkommen war.
In des Tao-wan Horden dienten, meist gezwungen, noch etwa ein
Dutzend Ausländer, welche die Tae-pin hier und dort aufgegriffen
hatten. Einer derselben, der später entkam, giebt furchtbare
Schilderungen ihrer Barbarei: "Für alle Vergehen gab es nur
eine Strafe, den Tod. Ich sah 160 Mann enthaupten, weil sie
bei der Musterung gefehlt hatten. Zwei Knaben wurden ge-
köpft, weil sie geraucht hatten; alle Gefangenen wurden geköpft,
Spione oder der Spionage Verdächtigte mit den Händen auf dem
Rücken an einen Pfahl gebunden und mit Strauchwerk langsam
verbrannt."

Der Tao-wan zog am Fuss der Gebirge von Tse-kian hin
nach Kian-si, wandte sich dann nach Fu-kian und nahm vereint
mit dem Si-wan die Stadt Tsan-tsau bei A-moi. Im Januar 1865
erliessen sie von da ein Manifest an die Vertreter der westlichen
Völker: sie möchten, "vertrauend auf die Allmacht des Himm-
lischen Vaters und Jesus, und nach den Vorschriften des Christen-
thumes handelnd", mit ihnen gemeinschaftlich die Mandschu ver-
tilgen. Die Tae-pin wollten zu Lande, die Fremden sollten zur
See angreifen, und dann das Reich ehrlich theilen. Eine Anzahl
Ausländer in verzweifelten Umständen, darunter mehrere von Gor-
don's
ehemaligen Officieren, liessen sich auch jetzt noch zu den
Tae-pin locken und wurden grossentheils ermordet; andere flüchte-
ten, entsetzt über die blutigen Gräuel dieser Horden, welche jetzt
alle gefangenen Mandarinen lebendig brieten und einmal 1600 kaiser-
liche Soldaten, die sich auf das Versprechen ihres Lebens ergaben,
mit kaltem Blute schlachteten.

Um diese Zeit erschien auch Burgevine in A-moi, traf
mehrere seiner alten Spiessgesellen und soll im Trunke geschworen
haben, dass er den Tae-pin helfen wolle. Bis an die Zähne be-
waffnet wurde er, bei Nacht durch die Vorposten schleichend, von
den Kaiserlichen festgenommen. Die Mandarinen schickten ihn

Die Reste der Tae-piṅ. Anh. IV.

In dem festen Wu-tšu-fu am Tai-ho See hielten sich die
Tae-piṅ noch lange gegen die starke von 1800 Franco-Chinesen
und einem neuen anglo-chinesischen Freicorps unterstützte Streit-
macht des Fu-tae Li, deren Artillerie von Engländern commandirt
wurde. Erst gegen Ende August räumte der Tao-waṅ die Stadt
und suchte, nach Kiaṅ-si ziehend, in Verbindung mit dem Si-waṅ
zu treten, der aus Nan-kiṅ kurz vor dem Falle entkommen war.
In des Tao-waṅ Horden dienten, meist gezwungen, noch etwa ein
Dutzend Ausländer, welche die Tae-piṅ hier und dort aufgegriffen
hatten. Einer derselben, der später entkam, giebt furchtbare
Schilderungen ihrer Barbarei: »Für alle Vergehen gab es nur
eine Strafe, den Tod. Ich sah 160 Mann enthaupten, weil sie
bei der Musterung gefehlt hatten. Zwei Knaben wurden ge-
köpft, weil sie geraucht hatten; alle Gefangenen wurden geköpft,
Spione oder der Spionage Verdächtigte mit den Händen auf dem
Rücken an einen Pfahl gebunden und mit Strauchwerk langsam
verbrannt.«

Der Tao-waṅ zog am Fuss der Gebirge von Tše-kiaṅ hin
nach Kiaṅ-si, wandte sich dann nach Fu-kian und nahm vereint
mit dem Si-waṅ die Stadt Tšaṅ-tšau bei A-moi. Im Januar 1865
erliessen sie von da ein Manifest an die Vertreter der westlichen
Völker: sie möchten, »vertrauend auf die Allmacht des Himm-
lischen Vaters und Jesus, und nach den Vorschriften des Christen-
thumes handelnd«, mit ihnen gemeinschaftlich die Mandschu ver-
tilgen. Die Tae-piṅ wollten zu Lande, die Fremden sollten zur
See angreifen, und dann das Reich ehrlich theilen. Eine Anzahl
Ausländer in verzweifelten Umständen, darunter mehrere von Gor-
don’s
ehemaligen Officieren, liessen sich auch jetzt noch zu den
Tae-piṅ locken und wurden grossentheils ermordet; andere flüchte-
ten, entsetzt über die blutigen Gräuel dieser Horden, welche jetzt
alle gefangenen Mandarinen lebendig brieten und einmal 1600 kaiser-
liche Soldaten, die sich auf das Versprechen ihres Lebens ergaben,
mit kaltem Blute schlachteten.

Um diese Zeit erschien auch Burgevine in A-moi, traf
mehrere seiner alten Spiessgesellen und soll im Trunke geschworen
haben, dass er den Tae-piṅ helfen wolle. Bis an die Zähne be-
waffnet wurde er, bei Nacht durch die Vorposten schleichend, von
den Kaiserlichen festgenommen. Die Mandarinen schickten ihn

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[430/0444] Die Reste der Tae-piṅ. Anh. IV. In dem festen Wu-tšu-fu am Tai-ho See hielten sich die Tae-piṅ noch lange gegen die starke von 1800 Franco-Chinesen und einem neuen anglo-chinesischen Freicorps unterstützte Streit- macht des Fu-tae Li, deren Artillerie von Engländern commandirt wurde. Erst gegen Ende August räumte der Tao-waṅ die Stadt und suchte, nach Kiaṅ-si ziehend, in Verbindung mit dem Si-waṅ zu treten, der aus Nan-kiṅ kurz vor dem Falle entkommen war. In des Tao-waṅ Horden dienten, meist gezwungen, noch etwa ein Dutzend Ausländer, welche die Tae-piṅ hier und dort aufgegriffen hatten. Einer derselben, der später entkam, giebt furchtbare Schilderungen ihrer Barbarei: »Für alle Vergehen gab es nur eine Strafe, den Tod. Ich sah 160 Mann enthaupten, weil sie bei der Musterung gefehlt hatten. Zwei Knaben wurden ge- köpft, weil sie geraucht hatten; alle Gefangenen wurden geköpft, Spione oder der Spionage Verdächtigte mit den Händen auf dem Rücken an einen Pfahl gebunden und mit Strauchwerk langsam verbrannt.« Der Tao-waṅ zog am Fuss der Gebirge von Tše-kiaṅ hin nach Kiaṅ-si, wandte sich dann nach Fu-kian und nahm vereint mit dem Si-waṅ die Stadt Tšaṅ-tšau bei A-moi. Im Januar 1865 erliessen sie von da ein Manifest an die Vertreter der westlichen Völker: sie möchten, »vertrauend auf die Allmacht des Himm- lischen Vaters und Jesus, und nach den Vorschriften des Christen- thumes handelnd«, mit ihnen gemeinschaftlich die Mandschu ver- tilgen. Die Tae-piṅ wollten zu Lande, die Fremden sollten zur See angreifen, und dann das Reich ehrlich theilen. Eine Anzahl Ausländer in verzweifelten Umständen, darunter mehrere von Gor- don’s ehemaligen Officieren, liessen sich auch jetzt noch zu den Tae-piṅ locken und wurden grossentheils ermordet; andere flüchte- ten, entsetzt über die blutigen Gräuel dieser Horden, welche jetzt alle gefangenen Mandarinen lebendig brieten und einmal 1600 kaiser- liche Soldaten, die sich auf das Versprechen ihres Lebens ergaben, mit kaltem Blute schlachteten. Um diese Zeit erschien auch Burgevine in A-moi, traf mehrere seiner alten Spiessgesellen und soll im Trunke geschworen haben, dass er den Tae-piṅ helfen wolle. Bis an die Zähne be- waffnet wurde er, bei Nacht durch die Vorposten schleichend, von den Kaiserlichen festgenommen. Die Mandarinen schickten ihn

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/444>, abgerufen am 22.11.2024.