Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Tosako der Japaner, Leimtang der Chinesen.

Auf der unbewohnten Insel Klein-Tawalli sammelten die
malaiischen Bootsleute meines Sohnes zu seiner Ueberraschung die
schöne Chauvinia macrophysa Sonder, um sie gesotten als Zugemüse
zum Reis zu essen; sie gaben auf Befragen dafür die Benennung
lai-lai an.

Nach Gaudichaud wird Enteromorpha compressa Link von
den Sandwichs-Insulanern für essbar gehalten.

Ueber die essbaren Algen der Philippinen habe ich S. 45
Blanco's Nachrichten angeführt und über die von Japan die
Kaempfer's und der japanischen Encyclopädie S. 121--123.

In den Kaufläden von Yeddo und Yokohama fanden unsere
Reisenden den Tosako in Menge gebleicht; die Farbe des lebenden
ist, wie bei den meisten Florideen, ein durch Grün getrübtes Purpur-
roth, halb verbleicht durch das Verschwinden der flüchtigeren rothen
Farbe grün, stärker gebleicht gelblich bis weiss, ein Farbenwechsel,
durch welchen das nahe verwandte capische Gelidium cartilagineum,
an welchem oft alle drei Farben zugleich vorhanden sind, je nach-
dem seine Zweige im Meeresauswurf bedeckt oder mehr oder weniger
der Sonne ausgesetzt lagen, berühmt geworden ist; Esper, Icones
fucorum, hat mit einer solchen Curiosität die Reihe seiner Tange
auf Tafel I. begonnen.

Das kleinere Gelidium rigens Grev. erhielten sie gebleicht, aber
ziemlich unrein, in flachen, viereckigen, drei Zoll langen und breiten
Täfelchen; auch Cystoclonium armatum, Capea Richardiana, flabelli-
formis und elongata wurden als Esswaaren feilgeboten und erkauft.

Von dem berühmten zähen Leimtang der Chinesen, Gloeopeltis
tenax J. Ag., fand mein Sohn nur ein paar vereinzelte Exemplare
am Hafen von Hongkong und bei Wahai auf Ceram. Es sind
schlüpfrige, bei dem Trocknen an das Papier fest anklebende, viel-
verzweigte, stielrunde, oft sichelförmig gebogene Fäden von der
Dicke eines Rabenkiels und nur ein bis zwei Zoll Länge. Nach
Turner (Fuci II., p. 142) wird dieser Tang vorzüglich an den
Küsten von Fokien und Tschekiang gesammelt und in Canton jähr-
lich ohngefähr 27,000 Pfund davon eingeführt. Er werde an der
Sonne gebleicht und getrocknet, zum Gebrauch in kaltem Wasser
von Salz und fremden Bestandtheilen gereinigt, dann in warmem
Wasser eingeweicht, in welchem er sich bald ganz auflöse und zu
einer festen Gallerte erkalte, welche, wie Leim, in der Hitze wieder
flüssig werde. Man benutze diese Gallerte ganz wie das arabische

Tosako der Japaner, Leimtang der Chinesen.

Auf der unbewohnten Insel Klein-Tawalli sammelten die
malaiischen Bootsleute meines Sohnes zu seiner Ueberraschung die
schöne Chauvinia macrophysa Sonder, um sie gesotten als Zugemüse
zum Reis zu essen; sie gaben auf Befragen dafür die Benennung
lai-lai an.

Nach Gaudichaud wird Enteromorpha compressa Link von
den Sandwichs-Insulanern für essbar gehalten.

Ueber die essbaren Algen der Philippinen habe ich S. 45
Blanco’s Nachrichten angeführt und über die von Japan die
Kaempfer’s und der japanischen Encyclopädie S. 121—123.

In den Kaufläden von Yeddo und Yokohama fanden unsere
Reisenden den Tosako in Menge gebleicht; die Farbe des lebenden
ist, wie bei den meisten Florideen, ein durch Grün getrübtes Purpur-
roth, halb verbleicht durch das Verschwinden der flüchtigeren rothen
Farbe grün, stärker gebleicht gelblich bis weiss, ein Farbenwechsel,
durch welchen das nahe verwandte capische Gelidium cartilagineum,
an welchem oft alle drei Farben zugleich vorhanden sind, je nach-
dem seine Zweige im Meeresauswurf bedeckt oder mehr oder weniger
der Sonne ausgesetzt lagen, berühmt geworden ist; Esper, Icones
fucorum, hat mit einer solchen Curiosität die Reihe seiner Tange
auf Tafel I. begonnen.

Das kleinere Gelidium rigens Grev. erhielten sie gebleicht, aber
ziemlich unrein, in flachen, viereckigen, drei Zoll langen und breiten
Täfelchen; auch Cystoclonium armatum, Capea Richardiana, flabelli-
formis und elongata wurden als Esswaaren feilgeboten und erkauft.

Von dem berühmten zähen Leimtang der Chinesen, Gloeopeltis
tenax J. Ag., fand mein Sohn nur ein paar vereinzelte Exemplare
am Hafen von Hongkong und bei Wahai auf Ceram. Es sind
schlüpfrige, bei dem Trocknen an das Papier fest anklebende, viel-
verzweigte, stielrunde, oft sichelförmig gebogene Fäden von der
Dicke eines Rabenkiels und nur ein bis zwei Zoll Länge. Nach
Turner (Fuci II., p. 142) wird dieser Tang vorzüglich an den
Küsten von Fokien und Tschekiang gesammelt und in Canton jähr-
lich ohngefähr 27,000 Pfund davon eingeführt. Er werde an der
Sonne gebleicht und getrocknet, zum Gebrauch in kaltem Wasser
von Salz und fremden Bestandtheilen gereinigt, dann in warmem
Wasser eingeweicht, in welchem er sich bald ganz auflöse und zu
einer festen Gallerte erkalte, welche, wie Leim, in der Hitze wieder
flüssig werde. Man benutze diese Gallerte ganz wie das arabische

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0151" n="141"/>
          <fw place="top" type="header">Tosako der Japaner, Leimtang der Chinesen.</fw><lb/>
          <p>Auf der unbewohnten Insel Klein-Tawalli sammelten die<lb/>
malaiischen Bootsleute meines Sohnes zu seiner Ueberraschung die<lb/>
schöne Chauvinia macrophysa Sonder, um sie gesotten als Zugemüse<lb/>
zum Reis zu essen; sie gaben auf Befragen dafür die Benennung<lb/>
lai-lai an.</p><lb/>
          <p>Nach Gaudichaud wird Enteromorpha compressa Link von<lb/>
den Sandwichs-Insulanern für essbar gehalten.</p><lb/>
          <p>Ueber die essbaren Algen der Philippinen habe ich S. 45<lb/>
Blanco&#x2019;s Nachrichten angeführt und über die von Japan die<lb/>
Kaempfer&#x2019;s und der japanischen Encyclopädie S. 121&#x2014;123.</p><lb/>
          <p>In den Kaufläden von Yeddo und Yokohama fanden unsere<lb/>
Reisenden den Tosako in Menge gebleicht; die Farbe des lebenden<lb/>
ist, wie bei den meisten Florideen, ein durch Grün getrübtes Purpur-<lb/>
roth, halb verbleicht durch das Verschwinden der flüchtigeren rothen<lb/>
Farbe grün, stärker gebleicht gelblich bis weiss, ein Farbenwechsel,<lb/>
durch welchen das nahe verwandte capische Gelidium cartilagineum,<lb/>
an welchem oft alle drei Farben zugleich vorhanden sind, je nach-<lb/>
dem seine Zweige im Meeresauswurf bedeckt oder mehr oder weniger<lb/>
der Sonne ausgesetzt lagen, berühmt geworden ist; Esper, Icones<lb/>
fucorum, hat mit einer solchen Curiosität die Reihe seiner Tange<lb/>
auf Tafel I. begonnen.</p><lb/>
          <p>Das kleinere Gelidium rigens Grev. erhielten sie gebleicht, aber<lb/>
ziemlich unrein, in flachen, viereckigen, drei Zoll langen und breiten<lb/>
Täfelchen; auch Cystoclonium armatum, Capea Richardiana, flabelli-<lb/>
formis und elongata wurden als Esswaaren feilgeboten und erkauft.</p><lb/>
          <p>Von dem berühmten zähen Leimtang der Chinesen, Gloeopeltis<lb/>
tenax J. Ag., fand mein Sohn nur ein paar vereinzelte Exemplare<lb/>
am Hafen von Hongkong und bei Wahai auf Ceram. Es sind<lb/>
schlüpfrige, bei dem Trocknen an das Papier fest anklebende, viel-<lb/>
verzweigte, stielrunde, oft sichelförmig gebogene Fäden von der<lb/>
Dicke eines Rabenkiels und nur ein bis zwei Zoll Länge. Nach<lb/>
Turner (Fuci II., p. 142) wird dieser Tang vorzüglich an den<lb/>
Küsten von Fokien und Tschekiang gesammelt und in Canton jähr-<lb/>
lich ohngefähr 27,000 Pfund davon eingeführt. Er werde an der<lb/>
Sonne gebleicht und getrocknet, zum Gebrauch in kaltem Wasser<lb/>
von Salz und fremden Bestandtheilen gereinigt, dann in warmem<lb/>
Wasser eingeweicht, in welchem er sich bald ganz auflöse und zu<lb/>
einer festen Gallerte erkalte, welche, wie Leim, in der Hitze wieder<lb/>
flüssig werde. Man benutze diese Gallerte ganz wie das arabische<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0151] Tosako der Japaner, Leimtang der Chinesen. Auf der unbewohnten Insel Klein-Tawalli sammelten die malaiischen Bootsleute meines Sohnes zu seiner Ueberraschung die schöne Chauvinia macrophysa Sonder, um sie gesotten als Zugemüse zum Reis zu essen; sie gaben auf Befragen dafür die Benennung lai-lai an. Nach Gaudichaud wird Enteromorpha compressa Link von den Sandwichs-Insulanern für essbar gehalten. Ueber die essbaren Algen der Philippinen habe ich S. 45 Blanco’s Nachrichten angeführt und über die von Japan die Kaempfer’s und der japanischen Encyclopädie S. 121—123. In den Kaufläden von Yeddo und Yokohama fanden unsere Reisenden den Tosako in Menge gebleicht; die Farbe des lebenden ist, wie bei den meisten Florideen, ein durch Grün getrübtes Purpur- roth, halb verbleicht durch das Verschwinden der flüchtigeren rothen Farbe grün, stärker gebleicht gelblich bis weiss, ein Farbenwechsel, durch welchen das nahe verwandte capische Gelidium cartilagineum, an welchem oft alle drei Farben zugleich vorhanden sind, je nach- dem seine Zweige im Meeresauswurf bedeckt oder mehr oder weniger der Sonne ausgesetzt lagen, berühmt geworden ist; Esper, Icones fucorum, hat mit einer solchen Curiosität die Reihe seiner Tange auf Tafel I. begonnen. Das kleinere Gelidium rigens Grev. erhielten sie gebleicht, aber ziemlich unrein, in flachen, viereckigen, drei Zoll langen und breiten Täfelchen; auch Cystoclonium armatum, Capea Richardiana, flabelli- formis und elongata wurden als Esswaaren feilgeboten und erkauft. Von dem berühmten zähen Leimtang der Chinesen, Gloeopeltis tenax J. Ag., fand mein Sohn nur ein paar vereinzelte Exemplare am Hafen von Hongkong und bei Wahai auf Ceram. Es sind schlüpfrige, bei dem Trocknen an das Papier fest anklebende, viel- verzweigte, stielrunde, oft sichelförmig gebogene Fäden von der Dicke eines Rabenkiels und nur ein bis zwei Zoll Länge. Nach Turner (Fuci II., p. 142) wird dieser Tang vorzüglich an den Küsten von Fokien und Tschekiang gesammelt und in Canton jähr- lich ohngefähr 27,000 Pfund davon eingeführt. Er werde an der Sonne gebleicht und getrocknet, zum Gebrauch in kaltem Wasser von Salz und fremden Bestandtheilen gereinigt, dann in warmem Wasser eingeweicht, in welchem er sich bald ganz auflöse und zu einer festen Gallerte erkalte, welche, wie Leim, in der Hitze wieder flüssig werde. Man benutze diese Gallerte ganz wie das arabische

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/151
Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/151>, abgerufen am 24.11.2024.