Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Tausendfüsse, Flohkrebse u. dgl. Eine Anzahl Käfer mit besondern Namen findet sich in der Ency-clopädie und andern japanischen Bilderbüchern dargestellt, aber ohne eine grössere Sammlung japanischer Käfer vor Augen zu ha- ben, wird es nicht leicht sein, sie zu errathen. Ebenso ist es mit den Neuropteren und Dipteren. Hadsi ist der Name der Biene und damit das allgemeine Grundwort für die Bezeichnung der Hymenop- teren: yama-batsi, wilde Biene, heisst in der Encyclopädie eine Art Hummel, Bombus; taka-batsi, Falkenbiene, und andere Zu- sammensetzungen bezeichnen verschiedene Wespen. Kuma-batsi, Bärenbiene, nannte mir mein Diener die Horniss; andere gaben pas- sender diesen Namen der Hummel und bezeichneten die Horniss als oho-batsi, grosse Biene. Die flügellosen Gliederthiere findet man auch hier am Tausendfüsse, Flohkrebse u. dgl. Eine Anzahl Käfer mit besondern Namen findet sich in der Ency-clopädie und andern japanischen Bilderbüchern dargestellt, aber ohne eine grössere Sammlung japanischer Käfer vor Augen zu ha- ben, wird es nicht leicht sein, sie zu errathen. Ebenso ist es mit den Neuropteren und Dipteren. Hadsi ist der Name der Biene und damit das allgemeine Grundwort für die Bezeichnung der Hymenop- teren: yama-batsi, wilde Biene, heisst in der Encyclopädie eine Art Hummel, Bombus; taka-batsi, Falkenbiene, und andere Zu- sammensetzungen bezeichnen verschiedene Wespen. Kuma-batsi, Bärenbiene, nannte mir mein Diener die Horniss; andere gaben pas- sender diesen Namen der Hummel und bezeichneten die Horniss als oho-batsi, grosse Biene. Die flügellosen Gliederthiere findet man auch hier am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0148" n="130"/><fw place="top" type="header">Tausendfüsse, Flohkrebse u. dgl.</fw><lb/> Eine Anzahl Käfer mit besondern Namen findet sich in der Ency-<lb/> clopädie und andern japanischen Bilderbüchern dargestellt, aber<lb/> ohne eine grössere Sammlung japanischer Käfer vor Augen zu ha-<lb/> ben, wird es nicht leicht sein, sie zu errathen. Ebenso ist es mit<lb/> den Neuropteren und Dipteren. Hadsi ist der Name der Biene und<lb/> damit das allgemeine Grundwort für die Bezeichnung der Hymenop-<lb/> teren: yama-batsi, wilde Biene, heisst in der Encyclopädie eine<lb/> Art Hummel, Bombus; taka-batsi, Falkenbiene, und andere Zu-<lb/> sammensetzungen bezeichnen verschiedene Wespen. Kuma-batsi,<lb/> Bärenbiene, nannte mir mein Diener die Horniss; andere gaben pas-<lb/> sender diesen Namen der Hummel und bezeichneten die Horniss als<lb/> oho-batsi, grosse Biene.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">flügellosen Gliederthiere</hi> findet man auch hier am<lb/> leichtesten durch Aufheben des abgefallenen Laubes und der Steine,<lb/> zwischen Baumwurzeln und dgl., so von eigentlichen Insekten Ohr-<lb/> würmer, Forficula, hasami-musi, d. h. Scheereninsekt, der Ency-<lb/> clopädie, und Johanniswürmchen, Larven von Lampyris, vermuth-<lb/> lich Japonica Thunberg; ferner verschiedene Spinnen, k’mo (kumo),<lb/> Tausendfüsse verschiedener Gattungen, wie kleine hellgelbe Iulus,<lb/> orangegefleckte Polydesmus (Japonicus und Martensi Peters), osa-<lb/> musi der Encyclopädie, Scolopendra, mukade, bis fingerslang und<lb/> kleine schlanke Geophilus; der Biss der Scolopendra ist schmerzhaft,<lb/> doch ohne weitere Folgen, wie ich an mir selbst erfuhr. Von<lb/> Crustaceen fanden sich ebenda mehrerlei Kelleresel, Porcellio, ome-<lb/> musi der Encyclopädie, und Armadillidium, alle von europäischem<lb/> Habitus. Um so mehr fiel es mir daher auf, gleich bei der ersten<lb/> Excursion zwar unter feuchtem Laube, doch mitten auf dem Lande,<lb/> weit von irgend einer Wasseransammlung entfernt, am Waldrande,<lb/> in Gesellschaft von Polydesmus und Porcellio, ein kleines krebs-<lb/> artiges Thier zu finden, dass sich sogleich durch seine flohartigen<lb/> Sprünge als zur Familie der <hi rendition="#g">Flohkrebse</hi> (Amphipoda saltantia) ge-<lb/> hörig und bei näherer Untersuchung als naher Verwandter der-<lb/> jenigen Art herausstellte, welche an den Sandgestaden der Ostsee<lb/> so häufig ist, Talitrus locusta Pall. Diese lebt bekanntlich auch<lb/> hauptsächlich an der Luft, nicht unter Wasser, und wie sie den<lb/> wirklich meerbewohnenden Gammarus, so steht unsere neue Art,<lb/> Orchestia humicola m., den langbekannten Gammarus des süssen<lb/> Wassers gegenüber. In der Encyclopädie, Band 53., Seite 13, ist<lb/> er unter andern Landthieren kenntlich dargestellt; er ist daselbst<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0148]
Tausendfüsse, Flohkrebse u. dgl.
Eine Anzahl Käfer mit besondern Namen findet sich in der Ency-
clopädie und andern japanischen Bilderbüchern dargestellt, aber
ohne eine grössere Sammlung japanischer Käfer vor Augen zu ha-
ben, wird es nicht leicht sein, sie zu errathen. Ebenso ist es mit
den Neuropteren und Dipteren. Hadsi ist der Name der Biene und
damit das allgemeine Grundwort für die Bezeichnung der Hymenop-
teren: yama-batsi, wilde Biene, heisst in der Encyclopädie eine
Art Hummel, Bombus; taka-batsi, Falkenbiene, und andere Zu-
sammensetzungen bezeichnen verschiedene Wespen. Kuma-batsi,
Bärenbiene, nannte mir mein Diener die Horniss; andere gaben pas-
sender diesen Namen der Hummel und bezeichneten die Horniss als
oho-batsi, grosse Biene.
Die flügellosen Gliederthiere findet man auch hier am
leichtesten durch Aufheben des abgefallenen Laubes und der Steine,
zwischen Baumwurzeln und dgl., so von eigentlichen Insekten Ohr-
würmer, Forficula, hasami-musi, d. h. Scheereninsekt, der Ency-
clopädie, und Johanniswürmchen, Larven von Lampyris, vermuth-
lich Japonica Thunberg; ferner verschiedene Spinnen, k’mo (kumo),
Tausendfüsse verschiedener Gattungen, wie kleine hellgelbe Iulus,
orangegefleckte Polydesmus (Japonicus und Martensi Peters), osa-
musi der Encyclopädie, Scolopendra, mukade, bis fingerslang und
kleine schlanke Geophilus; der Biss der Scolopendra ist schmerzhaft,
doch ohne weitere Folgen, wie ich an mir selbst erfuhr. Von
Crustaceen fanden sich ebenda mehrerlei Kelleresel, Porcellio, ome-
musi der Encyclopädie, und Armadillidium, alle von europäischem
Habitus. Um so mehr fiel es mir daher auf, gleich bei der ersten
Excursion zwar unter feuchtem Laube, doch mitten auf dem Lande,
weit von irgend einer Wasseransammlung entfernt, am Waldrande,
in Gesellschaft von Polydesmus und Porcellio, ein kleines krebs-
artiges Thier zu finden, dass sich sogleich durch seine flohartigen
Sprünge als zur Familie der Flohkrebse (Amphipoda saltantia) ge-
hörig und bei näherer Untersuchung als naher Verwandter der-
jenigen Art herausstellte, welche an den Sandgestaden der Ostsee
so häufig ist, Talitrus locusta Pall. Diese lebt bekanntlich auch
hauptsächlich an der Luft, nicht unter Wasser, und wie sie den
wirklich meerbewohnenden Gammarus, so steht unsere neue Art,
Orchestia humicola m., den langbekannten Gammarus des süssen
Wassers gegenüber. In der Encyclopädie, Band 53., Seite 13, ist
er unter andern Landthieren kenntlich dargestellt; er ist daselbst
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