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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Schädliche Insekten; Seidenraupe.
Schiffen in Fülle hatten, Blatta orientalis L., ist in Japan bekannt
unter dem bezeichnenden Namen abra-mushi (abura-musi), Fett-
insekt, Oelinsekt. Ob beide in Japan eingeführt oder seit Menschen-
gedenken vorhanden, darüber ist in der Encyclopädie keine An-
deutung zu finden, nur die Bemerkung, dass das erstere mit Büchern
verbreitet werde, lässt sich darauf beziehen; es ist auf einem Briefe,
den es durchlöchert, dargestellt. Skorpione habe ich in Japan nicht
gesehen; weder Kämpfer noch Thunberg erwähnen solcher, und
auch in den Bilderbüchern ist von dieser doch auffälligen Thierform
nichts zu sehen, ausser einem etwas räthselhaften Bilde der Ency-
clopädie, Band 52. Fol. 20. verso, des senkats', das nur in China
vorkommen soll und damit die Abwesenheit derselben in Japan be-
stätigt. Ferner sind mir weder Wanzen noch Termiten vorgekom-
men, doch erwähnt Kämpfer der letzteren sehr bestimmt, mit der
japanischen Benennung do-toos, Bohrer.10)

Die nützlichsten Insekten Japan's sind die Seidenraupen.
Es war mir vor der Abreise noch besonders aufgetragen worden,
die Naturgeschichte der Noctua serici zu ermitteln, welche Thun-
berg nach Angabe der Tolken (Dolmetscher) als die Seidenraupe
Japan's beschrieben hat, und unterdessen hatte ein anderer japani-
scher Seidenschmetterling, der Yama-mai, durch seine bescheidene
Nahrung von Eichenblättern die Begierde der europäischen Accli-
matisationsvereine erregt. Jene Aufgabe wurde nicht gelöst, da in
den uns zugänglichen Gegenden von Japan keine Seidenzucht ge-
trieben wird und mir auch im Freien der betreffende Schmetterling
nie vor Augen kam. Ein japanisches Buch über Seidenbau in drei
heften bildet nur Eine Art von Seidenraupen und deren Schmetter-
ling ab, die in der sehr verkleinerten Zeichnung unseren europäischen
Bombyx mori zeigt. Was ich sonst erfuhr, durch mündliche Er-
kundigung bei Leuten, deren Interesse oder Studium ihnen diese
Gegenstände näher legte, ist Folgendes:

Herr Kaufmann Mertens in Yokohama theilte mir im
September 1860 mit, es gebe zweierlei Seidenraupen in Japan, die
eine sei dieselbe mit der europäischen und fresse ebenfalls Maul-
beerblätter, die andere sei eine verschiedene Art und fresse die
Blätter einer Eichenart, welche Eiche auch bei Yokohama wachse.
Die Districte, aus denen Seide nach Yokohama zum Verkauf ge-
bracht wird, liegen in einem weiten Bogen nördlich und westlich
von Yeddo, bis Miako hin. Die Jahreszeit, in der die Raupen leben

Schädliche Insekten; Seidenraupe.
Schiffen in Fülle hatten, Blatta orientalis L., ist in Japan bekannt
unter dem bezeichnenden Namen abra-mushi (abura-musi), Fett-
insekt, Oelinsekt. Ob beide in Japan eingeführt oder seit Menschen-
gedenken vorhanden, darüber ist in der Encyclopädie keine An-
deutung zu finden, nur die Bemerkung, dass das erstere mit Büchern
verbreitet werde, lässt sich darauf beziehen; es ist auf einem Briefe,
den es durchlöchert, dargestellt. Skorpione habe ich in Japan nicht
gesehen; weder Kämpfer noch Thunberg erwähnen solcher, und
auch in den Bilderbüchern ist von dieser doch auffälligen Thierform
nichts zu sehen, ausser einem etwas räthselhaften Bilde der Ency-
clopädie, Band 52. Fol. 20. verso, des senkats’, das nur in China
vorkommen soll und damit die Abwesenheit derselben in Japan be-
stätigt. Ferner sind mir weder Wanzen noch Termiten vorgekom-
men, doch erwähnt Kämpfer der letzteren sehr bestimmt, mit der
japanischen Benennung do-toos, Bohrer.10)

Die nützlichsten Insekten Japan’s sind die Seidenraupen.
Es war mir vor der Abreise noch besonders aufgetragen worden,
die Naturgeschichte der Noctua serici zu ermitteln, welche Thun-
berg nach Angabe der Tolken (Dolmetscher) als die Seidenraupe
Japan’s beschrieben hat, und unterdessen hatte ein anderer japani-
scher Seidenschmetterling, der Yama-mai, durch seine bescheidene
Nahrung von Eichenblättern die Begierde der europäischen Accli-
matisationsvereine erregt. Jene Aufgabe wurde nicht gelöst, da in
den uns zugänglichen Gegenden von Japan keine Seidenzucht ge-
trieben wird und mir auch im Freien der betreffende Schmetterling
nie vor Augen kam. Ein japanisches Buch über Seidenbau in drei
heften bildet nur Eine Art von Seidenraupen und deren Schmetter-
ling ab, die in der sehr verkleinerten Zeichnung unseren europäischen
Bombyx mori zeigt. Was ich sonst erfuhr, durch mündliche Er-
kundigung bei Leuten, deren Interesse oder Studium ihnen diese
Gegenstände näher legte, ist Folgendes:

Herr Kaufmann Mertens in Yokohama theilte mir im
September 1860 mit, es gebe zweierlei Seidenraupen in Japan, die
eine sei dieselbe mit der europäischen und fresse ebenfalls Maul-
beerblätter, die andere sei eine verschiedene Art und fresse die
Blätter einer Eichenart, welche Eiche auch bei Yokohama wachse.
Die Districte, aus denen Seide nach Yokohama zum Verkauf ge-
bracht wird, liegen in einem weiten Bogen nördlich und westlich
von Yeddo, bis Miako hin. Die Jahreszeit, in der die Raupen leben

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[136/0154] Schädliche Insekten; Seidenraupe. Schiffen in Fülle hatten, Blatta orientalis L., ist in Japan bekannt unter dem bezeichnenden Namen abra-mushi (abura-musi), Fett- insekt, Oelinsekt. Ob beide in Japan eingeführt oder seit Menschen- gedenken vorhanden, darüber ist in der Encyclopädie keine An- deutung zu finden, nur die Bemerkung, dass das erstere mit Büchern verbreitet werde, lässt sich darauf beziehen; es ist auf einem Briefe, den es durchlöchert, dargestellt. Skorpione habe ich in Japan nicht gesehen; weder Kämpfer noch Thunberg erwähnen solcher, und auch in den Bilderbüchern ist von dieser doch auffälligen Thierform nichts zu sehen, ausser einem etwas räthselhaften Bilde der Ency- clopädie, Band 52. Fol. 20. verso, des senkats’, das nur in China vorkommen soll und damit die Abwesenheit derselben in Japan be- stätigt. Ferner sind mir weder Wanzen noch Termiten vorgekom- men, doch erwähnt Kämpfer der letzteren sehr bestimmt, mit der japanischen Benennung do-toos, Bohrer.10) Die nützlichsten Insekten Japan’s sind die Seidenraupen. Es war mir vor der Abreise noch besonders aufgetragen worden, die Naturgeschichte der Noctua serici zu ermitteln, welche Thun- berg nach Angabe der Tolken (Dolmetscher) als die Seidenraupe Japan’s beschrieben hat, und unterdessen hatte ein anderer japani- scher Seidenschmetterling, der Yama-mai, durch seine bescheidene Nahrung von Eichenblättern die Begierde der europäischen Accli- matisationsvereine erregt. Jene Aufgabe wurde nicht gelöst, da in den uns zugänglichen Gegenden von Japan keine Seidenzucht ge- trieben wird und mir auch im Freien der betreffende Schmetterling nie vor Augen kam. Ein japanisches Buch über Seidenbau in drei heften bildet nur Eine Art von Seidenraupen und deren Schmetter- ling ab, die in der sehr verkleinerten Zeichnung unseren europäischen Bombyx mori zeigt. Was ich sonst erfuhr, durch mündliche Er- kundigung bei Leuten, deren Interesse oder Studium ihnen diese Gegenstände näher legte, ist Folgendes: Herr Kaufmann Mertens in Yokohama theilte mir im September 1860 mit, es gebe zweierlei Seidenraupen in Japan, die eine sei dieselbe mit der europäischen und fresse ebenfalls Maul- beerblätter, die andere sei eine verschiedene Art und fresse die Blätter einer Eichenart, welche Eiche auch bei Yokohama wachse. Die Districte, aus denen Seide nach Yokohama zum Verkauf ge- bracht wird, liegen in einem weiten Bogen nördlich und westlich von Yeddo, bis Miako hin. Die Jahreszeit, in der die Raupen leben

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/154>, abgerufen am 24.11.2024.