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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Europäische Naturforscher in China.
Jahrhunderts; in der Regel sind es Gegenstände, die in Kanton
gekauft wurden, im besten Fall wirklich im südlichen China ein-
heimisch, zuweilen auch nur durch den Handel dahin gekommen,
z. B. Stubenvögel, -- der seit Brisson sogenannte Psittacus Sinensis
lebt gar nicht in China, sondern auf den Molukken, Maja Sinensis
Briss. auf den Sundainseln, und beide werden häufiger in Europa
als in China gehalten -- andere waren von Cochinchina oder anderen
Küstenländern des chinesischen Meeres mitgebracht; bei noch anderen
bezieht sich die Bezeichnung Sinensis gar nicht auf das Vaterland,
sondern auf die Formähnlichkeit mit einem chinesischen Hut oder
chinesischen Thurm, so bei Patella (jetzt Calyptraea) Sinensis Linne
und Murex (jetzt Cerithium) Sinensis Gmel., denen der Linne'sche
Name Voluta Lapponica ebenbürtig zur Seite steht. Auch die
früheren englischen Gesandtschaftsreisen von Graf Macartney 1792
und Lord Amherst 1816 brachten der speciellen Zoologie nur wenige
Resultate. Einiges verdanken wir der Reise um die Erde, 1830--1832
ausgeführt auf dem königl. preussischen Seehandlungschiff Prinzess
Louise, commandirt von Capitän Wendt, mit dem Naturforscher
F. J. F. Meyen. Dieser gibt in seinem 1834--1835 erschienenen
Reisebericht einige specielle Fundorte und Beschreibungen süd-
chinesischer Vögel und Reptilien. Die speciellere Kenntniss der
Zoologie beginnt erst mit dem gewaltsameren Eingreifen der Euro-
päer in China, dem berüchtigten Opiumkriege 1840, während dessen
die Tshusaninseln, südlich von Shanghai, von den Engländern besetzt
wurden. Wie bei diesem Volke jede politische Besitzergreifung als-
bald auch zu einer wissenschaftlichen wird, so fand sich auch hier
unter den Militärärzten ein eifriger Naturforscher, Theodor Cantor,
der um dieses Zweckes willen sich zu dem Expeditionscorps hatte
versetzen lassen und trotz des traurigen, ihn sehr in Anspruch
nehmenden Gesundheitszustandes der Truppen doch eine inhalts-
reiche Uebersicht der Flora und Fauna dieser Küsteninseln zu Stande
brachte (Annals and magazins of natural history X. 1842). Gleich-
zeitig und auch schon vorher hatten zwei Engländer, Reeves,
Vater und Sohn, einen langjährigen Aufenthalt in Makao und Kanton
zum Sammeln von Exemplaren und Anfertigenlassen von Abbildungen
südchinesischer Thiere benutzt; die Resultate davon, die Fische
betreffend, liegen in Richardson's Report on the chinese ichthyology
(Report of the British association for the advancement of science,
1845) vor, während Dr. J. E. Gray mehrere von ihnen erhaltene

Europäische Naturforscher in China.
Jahrhunderts; in der Regel sind es Gegenstände, die in Kanton
gekauft wurden, im besten Fall wirklich im südlichen China ein-
heimisch, zuweilen auch nur durch den Handel dahin gekommen,
z. B. Stubenvögel, — der seit Brisson sogenannte Psittacus Sinensis
lebt gar nicht in China, sondern auf den Molukken, Maja Sinensis
Briss. auf den Sundainseln, und beide werden häufiger in Europa
als in China gehalten — andere waren von Cochinchina oder anderen
Küstenländern des chinesischen Meeres mitgebracht; bei noch anderen
bezieht sich die Bezeichnung Sinensis gar nicht auf das Vaterland,
sondern auf die Formähnlichkeit mit einem chinesischen Hut oder
chinesischen Thurm, so bei Patella (jetzt Calyptraea) Sinensis Linné
und Murex (jetzt Cerithium) Sinensis Gmel., denen der Linné’sche
Name Voluta Lapponica ebenbürtig zur Seite steht. Auch die
früheren englischen Gesandtschaftsreisen von Graf Macartney 1792
und Lord Amherst 1816 brachten der speciellen Zoologie nur wenige
Resultate. Einiges verdanken wir der Reise um die Erde, 1830—1832
ausgeführt auf dem königl. preussischen Seehandlungschiff Prinzess
Louise, commandirt von Capitän Wendt, mit dem Naturforscher
F. J. F. Meyen. Dieser gibt in seinem 1834—1835 erschienenen
Reisebericht einige specielle Fundorte und Beschreibungen süd-
chinesischer Vögel und Reptilien. Die speciellere Kenntniss der
Zoologie beginnt erst mit dem gewaltsameren Eingreifen der Euro-
päer in China, dem berüchtigten Opiumkriege 1840, während dessen
die Tshusaninseln, südlich von Shanghai, von den Engländern besetzt
wurden. Wie bei diesem Volke jede politische Besitzergreifung als-
bald auch zu einer wissenschaftlichen wird, so fand sich auch hier
unter den Militärärzten ein eifriger Naturforscher, Theodor Cantor,
der um dieses Zweckes willen sich zu dem Expeditionscorps hatte
versetzen lassen und trotz des traurigen, ihn sehr in Anspruch
nehmenden Gesundheitszustandes der Truppen doch eine inhalts-
reiche Uebersicht der Flora und Fauna dieser Küsteninseln zu Stande
brachte (Annals and magazins of natural history X. 1842). Gleich-
zeitig und auch schon vorher hatten zwei Engländer, Reeves,
Vater und Sohn, einen langjährigen Aufenthalt in Makao und Kanton
zum Sammeln von Exemplaren und Anfertigenlassen von Abbildungen
südchinesischer Thiere benutzt; die Resultate davon, die Fische
betreffend, liegen in Richardson’s Report on the chinese ichthyology
(Report of the British association for the advancement of science,
1845) vor, während Dr. J. E. Gray mehrere von ihnen erhaltene

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[174/0192] Europäische Naturforscher in China. Jahrhunderts; in der Regel sind es Gegenstände, die in Kanton gekauft wurden, im besten Fall wirklich im südlichen China ein- heimisch, zuweilen auch nur durch den Handel dahin gekommen, z. B. Stubenvögel, — der seit Brisson sogenannte Psittacus Sinensis lebt gar nicht in China, sondern auf den Molukken, Maja Sinensis Briss. auf den Sundainseln, und beide werden häufiger in Europa als in China gehalten — andere waren von Cochinchina oder anderen Küstenländern des chinesischen Meeres mitgebracht; bei noch anderen bezieht sich die Bezeichnung Sinensis gar nicht auf das Vaterland, sondern auf die Formähnlichkeit mit einem chinesischen Hut oder chinesischen Thurm, so bei Patella (jetzt Calyptraea) Sinensis Linné und Murex (jetzt Cerithium) Sinensis Gmel., denen der Linné’sche Name Voluta Lapponica ebenbürtig zur Seite steht. Auch die früheren englischen Gesandtschaftsreisen von Graf Macartney 1792 und Lord Amherst 1816 brachten der speciellen Zoologie nur wenige Resultate. Einiges verdanken wir der Reise um die Erde, 1830—1832 ausgeführt auf dem königl. preussischen Seehandlungschiff Prinzess Louise, commandirt von Capitän Wendt, mit dem Naturforscher F. J. F. Meyen. Dieser gibt in seinem 1834—1835 erschienenen Reisebericht einige specielle Fundorte und Beschreibungen süd- chinesischer Vögel und Reptilien. Die speciellere Kenntniss der Zoologie beginnt erst mit dem gewaltsameren Eingreifen der Euro- päer in China, dem berüchtigten Opiumkriege 1840, während dessen die Tshusaninseln, südlich von Shanghai, von den Engländern besetzt wurden. Wie bei diesem Volke jede politische Besitzergreifung als- bald auch zu einer wissenschaftlichen wird, so fand sich auch hier unter den Militärärzten ein eifriger Naturforscher, Theodor Cantor, der um dieses Zweckes willen sich zu dem Expeditionscorps hatte versetzen lassen und trotz des traurigen, ihn sehr in Anspruch nehmenden Gesundheitszustandes der Truppen doch eine inhalts- reiche Uebersicht der Flora und Fauna dieser Küsteninseln zu Stande brachte (Annals and magazins of natural history X. 1842). Gleich- zeitig und auch schon vorher hatten zwei Engländer, Reeves, Vater und Sohn, einen langjährigen Aufenthalt in Makao und Kanton zum Sammeln von Exemplaren und Anfertigenlassen von Abbildungen südchinesischer Thiere benutzt; die Resultate davon, die Fische betreffend, liegen in Richardson’s Report on the chinese ichthyology (Report of the British association for the advancement of science, 1845) vor, während Dr. J. E. Gray mehrere von ihnen erhaltene

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/192>, abgerufen am 21.11.2024.