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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Uebrige Raubthiere.
Arten des Katzengeschlechts, von den Europäern Tigerkatzen, von
den Malaien kuwuk, auch kutjing-utan, Waldkatze, oder kutjing-
batu, Steinkatze, genannt, Felis marmorata, planiceps und minuta;
die letztere ist allen drei Sunda-Inseln gemeinschaftlich, ihre Felle
sah ich im westlichen Borneo bei Europäern und Chinesen als
kleine Fussteppiche benutzt, auch ihre Haut in den chinesischen
Apotheken.

Das Hundegeschlecht tritt dagegen im Archipel zurück,
die einzige Art ist der rothe Hund, Canis rutilans Sal. Müll., auf
allen drei Sunda-Inseln, aber überall selten, ein Wald- und Ge-
birgsthier wie seine nächsten Verwandten, der vorderindische C.
primaevus, der altaische C. alpinus und der abyssinische C. Simensis,
übrigens keineswegs unserem Haushunde so nahe stehend als der
Schakal; zu Sintang auf Borneo sagte man mir, dass die Dayaker
seine Gallenblase als Heilmittel schätzen.

Zahlreicher und weiter verbreitet sind die Viverren-artigen
Raubthiere, namentlich aus der Gattung Viverra, Zibetkatze, selbst,
tangalung, tingalung oder bindalung der Malaien, und Paradoxurus,
musang derselben, beide von den Holländern unter dem Namen
"wilde Katzen" einbegriffen. Vom Musang erzählte man mir in den
Kaffeegärten Java's, dass er die schönsten Kaffeebeeren zu seiner
Nahrung auswähle und die Bohnen unverdaut wieder von sich gebe,
die sodann gesammelt würden und die erste Sorte Kaffee gäben.
Weniger häufig ist eine Art Ichneumon, Herpestes javanicus, gerang-
gang, die schlanke Viverre, Prionodon gracilis, linsang, und der
Bärenmarder, Arctictis binturong, doch alle wiederum den drei
grossen Sunda-Inseln gemeinsam. Die Marder sind auf denselben
durch die einzige Mustela Henrici Westerm. vertreten, wenig ver-
schieden von der vorderindischen M. flavigula; ich erhielt sie zu
Sintang auf Borneo, wo man sie auch musang nannte. Allgemein
verbreitet ist wiederum die Fischotter, Lutra leptonyx Horsf.,
andjing-ayer, Wasserhund, auch barang oder brang-brang, am-
brang genannt. Der kurzschwänzige Stinkdachs, Mydaus meliceps,
auf Sumatra telagu oder teledu, in den höhern Gebirgsgegenden
des westlichen Java's sjegung genannt, ist auf beiden Inseln selten,
und der Otterbär, Cynogale Bennetti Gray (Potamophilus bar-
batus Sal. Müller) auf Borneo beschränkt. Letzteren fand ich
einmal lebend gehalten in einem chinesischen Hause unweit Mandhor;
er sei nicht selten an den Abhängen des Berges Selaman, sagte

Uebrige Raubthiere.
Arten des Katzengeschlechts, von den Europäern Tigerkatzen, von
den Malaien kuwuk, auch kutjing-utan, Waldkatze, oder kutjing-
batu, Steinkatze, genannt, Felis marmorata, planiceps und minuta;
die letztere ist allen drei Sunda-Inseln gemeinschaftlich, ihre Felle
sah ich im westlichen Borneo bei Europäern und Chinesen als
kleine Fussteppiche benutzt, auch ihre Haut in den chinesischen
Apotheken.

Das Hundegeschlecht tritt dagegen im Archipel zurück,
die einzige Art ist der rothe Hund, Canis rutilans Sal. Müll., auf
allen drei Sunda-Inseln, aber überall selten, ein Wald- und Ge-
birgsthier wie seine nächsten Verwandten, der vorderindische C.
primaevus, der altaische C. alpinus und der abyssinische C. Simensis,
übrigens keineswegs unserem Haushunde so nahe stehend als der
Schakal; zu Sintang auf Borneo sagte man mir, dass die Dayaker
seine Gallenblase als Heilmittel schätzen.

Zahlreicher und weiter verbreitet sind die Viverren-artigen
Raubthiere, namentlich aus der Gattung Viverra, Zibetkatze, selbst,
tangalung, tingalung oder bindalung der Malaien, und Paradoxurus,
musang derselben, beide von den Holländern unter dem Namen
»wilde Katzen« einbegriffen. Vom Musang erzählte man mir in den
Kaffeegärten Java’s, dass er die schönsten Kaffeebeeren zu seiner
Nahrung auswähle und die Bohnen unverdaut wieder von sich gebe,
die sodann gesammelt würden und die erste Sorte Kaffee gäben.
Weniger häufig ist eine Art Ichneumon, Herpestes javanicus, gerang-
gang, die schlanke Viverre, Prionodon gracilis, linsang, und der
Bärenmarder, Arctictis binturong, doch alle wiederum den drei
grossen Sunda-Inseln gemeinsam. Die Marder sind auf denselben
durch die einzige Mustela Henrici Westerm. vertreten, wenig ver-
schieden von der vorderindischen M. flavigula; ich erhielt sie zu
Sintang auf Borneo, wo man sie auch musang nannte. Allgemein
verbreitet ist wiederum die Fischotter, Lutra leptonyx Horsf.,
andjing-ayer, Wasserhund, auch barang oder brang-brang, am-
brang genannt. Der kurzschwänzige Stinkdachs, Mydaus meliceps,
auf Sumatra telagu oder teledu, in den höhern Gebirgsgegenden
des westlichen Java’s sjegung genannt, ist auf beiden Inseln selten,
und der Otterbär, Cynogale Bennetti Gray (Potamophilus bar-
batus Sal. Müller) auf Borneo beschränkt. Letzteren fand ich
einmal lebend gehalten in einem chinesischen Hause unweit Mandhor;
er sei nicht selten an den Abhängen des Berges Selaman, sagte

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[254/0272] Uebrige Raubthiere. Arten des Katzengeschlechts, von den Europäern Tigerkatzen, von den Malaien kuwuk, auch kutjing-utan, Waldkatze, oder kutjing- batu, Steinkatze, genannt, Felis marmorata, planiceps und minuta; die letztere ist allen drei Sunda-Inseln gemeinschaftlich, ihre Felle sah ich im westlichen Borneo bei Europäern und Chinesen als kleine Fussteppiche benutzt, auch ihre Haut in den chinesischen Apotheken. Das Hundegeschlecht tritt dagegen im Archipel zurück, die einzige Art ist der rothe Hund, Canis rutilans Sal. Müll., auf allen drei Sunda-Inseln, aber überall selten, ein Wald- und Ge- birgsthier wie seine nächsten Verwandten, der vorderindische C. primaevus, der altaische C. alpinus und der abyssinische C. Simensis, übrigens keineswegs unserem Haushunde so nahe stehend als der Schakal; zu Sintang auf Borneo sagte man mir, dass die Dayaker seine Gallenblase als Heilmittel schätzen. Zahlreicher und weiter verbreitet sind die Viverren-artigen Raubthiere, namentlich aus der Gattung Viverra, Zibetkatze, selbst, tangalung, tingalung oder bindalung der Malaien, und Paradoxurus, musang derselben, beide von den Holländern unter dem Namen »wilde Katzen« einbegriffen. Vom Musang erzählte man mir in den Kaffeegärten Java’s, dass er die schönsten Kaffeebeeren zu seiner Nahrung auswähle und die Bohnen unverdaut wieder von sich gebe, die sodann gesammelt würden und die erste Sorte Kaffee gäben. Weniger häufig ist eine Art Ichneumon, Herpestes javanicus, gerang- gang, die schlanke Viverre, Prionodon gracilis, linsang, und der Bärenmarder, Arctictis binturong, doch alle wiederum den drei grossen Sunda-Inseln gemeinsam. Die Marder sind auf denselben durch die einzige Mustela Henrici Westerm. vertreten, wenig ver- schieden von der vorderindischen M. flavigula; ich erhielt sie zu Sintang auf Borneo, wo man sie auch musang nannte. Allgemein verbreitet ist wiederum die Fischotter, Lutra leptonyx Horsf., andjing-ayer, Wasserhund, auch barang oder brang-brang, am- brang genannt. Der kurzschwänzige Stinkdachs, Mydaus meliceps, auf Sumatra telagu oder teledu, in den höhern Gebirgsgegenden des westlichen Java’s sjegung genannt, ist auf beiden Inseln selten, und der Otterbär, Cynogale Bennetti Gray (Potamophilus bar- batus Sal. Müller) auf Borneo beschränkt. Letzteren fand ich einmal lebend gehalten in einem chinesischen Hause unweit Mandhor; er sei nicht selten an den Abhängen des Berges Selaman, sagte

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/272>, abgerufen am 24.11.2024.