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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Nagethiere des indischen Archipels.
man mir dort, und werde in Gruben gefangen, seines Fleisches
wegen; er wurde mit Fischen gefüttert, soll aber auch dem Feder-
vieh nachstellen. Im äusseren Ansehen erinnerte er mich zugleich
an Waschbär und an Fischotter, an letztere durch die breite
Schnauze mit starken weissen Bartborsten, an ersteren durch die
allgemeine Körperhaltung; seine Bewegungen waren gemessen und
bedächtig, aber unerschrocken, mehr die eines Bären als eines
Marders; beunruhigt knurrte er wie ein Hund und ging im Begriff
anzugreifen zu einem dem der Katzen ähnlichen Fauchen (Blasen)
über. Endlich ist noch der kleine glatt- und kurzhaarige Honig-
bär
, Ursus Malayanus Raffl., nicht zu vergessen, der im Innern
von Sumatra und Borneo nicht selten ist, aber auf Java fehlt, von
den Eingeborenen wegen seines Brummens bruang genannt, von den
Dayakern auf Borneo lego. Er lebt hauptsächlich von Kokosnüssen,
Honig und Zuckerrohr, frisst aber auch Fleisch und wird immerhin
als reissendes Thier gefürchtet.

Unter den Nagethieren sind mehrere Arten von Eichhörn-
chen
, malaiisch tupai, tupe oder auch badjing, auf den Sunda-
Inseln häufig, alle untereinander nahe verwandt, aber an ihrer scharf
abgegränzten Färbung leicht zu unterscheiden, so das zweifarbige,
Sciurus bicolor Sparrm., oben schwarz, unten gelblich-weiss, das
purpurne, Sc. Leschenaulti Desm., oben dunkel purpurbraun, unten
gelb, und zwei mit einem Seitenstreifen, Sc. Prevosti Desm., oben
schwarz, unten rothbraun, Seitenstreif weiss, und Sc. vittatus Raffl.,
oben grau, unten roth, Seitenstreif weiss und schwarz, letzteres an
den Binnenseen des obern Kapuasgebietes in Borneo öfters von mir
gesehen. Eigenthümlicher sind die fliegenden Eichhörnchen,
von denen im Archipel beiderlei Formen vorkommen, grössere mit
ringsum langbehaartem Schwanz wie Pteromys nitidus Geoff., und
kleinere mit zweizeilig behaartem Schwanz wie Sciuropterus sagitta
L.; ein eigener malaiischer Name für dieselben ist mir nicht bekannt.9)
Bemerkenswerth sind noch die Stachelschweine, wovon auch
zwei Arten vorkommen, ein unserm südeuropäischen ähnliches
kurzschwänziges, Hystrix Javanica Fr. Cuv., auf allen drei Sunda-
Inseln, und das pinselschwänzige, Atherura fasciculata, nur auf
Sumatra und in Malakka; beide werden von den Malaien landaq,
auch babi landaq, und bulu babi, Borstenschwein, genannt. An der
Westküste von Borneo führt seinen Namen, Landak, ein eigener
Bezirk an der Nordseite des Kapuasstromes, einst selbständiges malaii-

Nagethiere des indischen Archipels.
man mir dort, und werde in Gruben gefangen, seines Fleisches
wegen; er wurde mit Fischen gefüttert, soll aber auch dem Feder-
vieh nachstellen. Im äusseren Ansehen erinnerte er mich zugleich
an Waschbär und an Fischotter, an letztere durch die breite
Schnauze mit starken weissen Bartborsten, an ersteren durch die
allgemeine Körperhaltung; seine Bewegungen waren gemessen und
bedächtig, aber unerschrocken, mehr die eines Bären als eines
Marders; beunruhigt knurrte er wie ein Hund und ging im Begriff
anzugreifen zu einem dem der Katzen ähnlichen Fauchen (Blasen)
über. Endlich ist noch der kleine glatt- und kurzhaarige Honig-
bär
, Ursus Malayanus Raffl., nicht zu vergessen, der im Innern
von Sumatra und Borneo nicht selten ist, aber auf Java fehlt, von
den Eingeborenen wegen seines Brummens bruang genannt, von den
Dayakern auf Borneo lego. Er lebt hauptsächlich von Kokosnüssen,
Honig und Zuckerrohr, frisst aber auch Fleisch und wird immerhin
als reissendes Thier gefürchtet.

Unter den Nagethieren sind mehrere Arten von Eichhörn-
chen
, malaiisch tupai, tupe oder auch badjing, auf den Sunda-
Inseln häufig, alle untereinander nahe verwandt, aber an ihrer scharf
abgegränzten Färbung leicht zu unterscheiden, so das zweifarbige,
Sciurus bicolor Sparrm., oben schwarz, unten gelblich-weiss, das
purpurne, Sc. Leschenaulti Desm., oben dunkel purpurbraun, unten
gelb, und zwei mit einem Seitenstreifen, Sc. Prevosti Desm., oben
schwarz, unten rothbraun, Seitenstreif weiss, und Sc. vittatus Raffl.,
oben grau, unten roth, Seitenstreif weiss und schwarz, letzteres an
den Binnenseen des obern Kapuasgebietes in Borneo öfters von mir
gesehen. Eigenthümlicher sind die fliegenden Eichhörnchen,
von denen im Archipel beiderlei Formen vorkommen, grössere mit
ringsum langbehaartem Schwanz wie Pteromys nitidus Geoff., und
kleinere mit zweizeilig behaartem Schwanz wie Sciuropterus sagitta
L.; ein eigener malaiischer Name für dieselben ist mir nicht bekannt.9)
Bemerkenswerth sind noch die Stachelschweine, wovon auch
zwei Arten vorkommen, ein unserm südeuropäischen ähnliches
kurzschwänziges, Hystrix Javanica Fr. Cuv., auf allen drei Sunda-
Inseln, und das pinselschwänzige, Atherura fasciculata, nur auf
Sumatra und in Malakka; beide werden von den Malaien landaq,
auch babi landaq, und bulu babi, Borstenschwein, genannt. An der
Westküste von Borneo führt seinen Namen, Landak, ein eigener
Bezirk an der Nordseite des Kapuasstromes, einst selbständiges malaii-

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[255/0273] Nagethiere des indischen Archipels. man mir dort, und werde in Gruben gefangen, seines Fleisches wegen; er wurde mit Fischen gefüttert, soll aber auch dem Feder- vieh nachstellen. Im äusseren Ansehen erinnerte er mich zugleich an Waschbär und an Fischotter, an letztere durch die breite Schnauze mit starken weissen Bartborsten, an ersteren durch die allgemeine Körperhaltung; seine Bewegungen waren gemessen und bedächtig, aber unerschrocken, mehr die eines Bären als eines Marders; beunruhigt knurrte er wie ein Hund und ging im Begriff anzugreifen zu einem dem der Katzen ähnlichen Fauchen (Blasen) über. Endlich ist noch der kleine glatt- und kurzhaarige Honig- bär, Ursus Malayanus Raffl., nicht zu vergessen, der im Innern von Sumatra und Borneo nicht selten ist, aber auf Java fehlt, von den Eingeborenen wegen seines Brummens bruang genannt, von den Dayakern auf Borneo lego. Er lebt hauptsächlich von Kokosnüssen, Honig und Zuckerrohr, frisst aber auch Fleisch und wird immerhin als reissendes Thier gefürchtet. Unter den Nagethieren sind mehrere Arten von Eichhörn- chen, malaiisch tupai, tupe oder auch badjing, auf den Sunda- Inseln häufig, alle untereinander nahe verwandt, aber an ihrer scharf abgegränzten Färbung leicht zu unterscheiden, so das zweifarbige, Sciurus bicolor Sparrm., oben schwarz, unten gelblich-weiss, das purpurne, Sc. Leschenaulti Desm., oben dunkel purpurbraun, unten gelb, und zwei mit einem Seitenstreifen, Sc. Prevosti Desm., oben schwarz, unten rothbraun, Seitenstreif weiss, und Sc. vittatus Raffl., oben grau, unten roth, Seitenstreif weiss und schwarz, letzteres an den Binnenseen des obern Kapuasgebietes in Borneo öfters von mir gesehen. Eigenthümlicher sind die fliegenden Eichhörnchen, von denen im Archipel beiderlei Formen vorkommen, grössere mit ringsum langbehaartem Schwanz wie Pteromys nitidus Geoff., und kleinere mit zweizeilig behaartem Schwanz wie Sciuropterus sagitta L.; ein eigener malaiischer Name für dieselben ist mir nicht bekannt.9) Bemerkenswerth sind noch die Stachelschweine, wovon auch zwei Arten vorkommen, ein unserm südeuropäischen ähnliches kurzschwänziges, Hystrix Javanica Fr. Cuv., auf allen drei Sunda- Inseln, und das pinselschwänzige, Atherura fasciculata, nur auf Sumatra und in Malakka; beide werden von den Malaien landaq, auch babi landaq, und bulu babi, Borstenschwein, genannt. An der Westküste von Borneo führt seinen Namen, Landak, ein eigener Bezirk an der Nordseite des Kapuasstromes, einst selbständiges malaii-

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/273>, abgerufen am 24.11.2024.