Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Korallen. Farbe in Bezug zur Tiefe. Gorgonien-reichen Westindien. So erhielt ich hier die zarte Prymnoagracilis Gray, wohl nicht verschieden von der Art des Mittelmeers, und sah mehrere Exemplare von Antipathes subpinnata Solander, auf deren Zweigen sich eine interessante Cirripede, Oxynaspis celata, eingenistet hatte, ferner drei Arten grösserer Sternkorallen, in denen allen ich europäische Arten wiederzuerkennen glaube: Dendrophyllia ramea L. sp., mit gestreiftem Stamm und kurzen dicken Endästen, D. cornigera Blainville, deren Endäste etwas länger sind, von ihrer Basis gegen ihr freies Ende zu an Umfang zunehmen und fast recht- winklig vom Stamm abgehen, endlich Oculina (Lophelia M. E.) pro- lifera Pallas sp., ausgezeichnet durch ihre tiefen, seitlich zusammen- gedrückten Kelche mit sehr ungleichen, am Rand übergreifenden Lamellen, ohne Mittelsäule. Diese ist auch in der Nordsee zu Hause, die anderen im Mittelmeer.14) Zahlreiche kleine nackte Mollusken, namentlich von den Gat- Als Resultat aus dem, was man bis jetzt über die Thiere bei den grösseren Landthieren sich dieselbe Armuth wie bei allen vom Festland entfernteren Inseln geltend macht; bei den kleineren dagegen, namentlich Schnecken und Käfern, ein grosser Reichthum an eigenthümlichen nicht nur Arten, sondern auch Formen (Gruppen, Untergattungen oder klei- Korallen. Farbe in Bezug zur Tiefe. Gorgonien-reichen Westindien. So erhielt ich hier die zarte Prymnoagracilis Gray, wohl nicht verschieden von der Art des Mittelmeers, und sah mehrere Exemplare von Antipathes subpinnata Solander, auf deren Zweigen sich eine interessante Cirripede, Oxynaspis celata, eingenistet hatte, ferner drei Arten grösserer Sternkorallen, in denen allen ich europäische Arten wiederzuerkennen glaube: Dendrophyllia ramea L. sp., mit gestreiftem Stamm und kurzen dicken Endästen, D. cornigera Blainville, deren Endäste etwas länger sind, von ihrer Basis gegen ihr freies Ende zu an Umfang zunehmen und fast recht- winklig vom Stamm abgehen, endlich Oculina (Lophelia M. E.) pro- lifera Pallas sp., ausgezeichnet durch ihre tiefen, seitlich zusammen- gedrückten Kelche mit sehr ungleichen, am Rand übergreifenden Lamellen, ohne Mittelsäule. Diese ist auch in der Nordsee zu Hause, die anderen im Mittelmeer.14) Zahlreiche kleine nackte Mollusken, namentlich von den Gat- Als Resultat aus dem, was man bis jetzt über die Thiere bei den grösseren Landthieren sich dieselbe Armuth wie bei allen vom Festland entfernteren Inseln geltend macht; bei den kleineren dagegen, namentlich Schnecken und Käfern, ein grosser Reichthum an eigenthümlichen nicht nur Arten, sondern auch Formen (Gruppen, Untergattungen oder klei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0036" n="18"/><fw place="top" type="header">Korallen. Farbe in Bezug zur Tiefe.</fw><lb/> Gorgonien-reichen Westindien. So erhielt ich hier die zarte Prymnoa<lb/> gracilis Gray, wohl nicht verschieden von der Art des Mittelmeers,<lb/> und sah mehrere Exemplare von Antipathes subpinnata Solander,<lb/> auf deren Zweigen sich eine interessante Cirripede, Oxynaspis celata,<lb/> eingenistet hatte, ferner drei Arten grösserer Sternkorallen, in denen<lb/> allen ich europäische Arten wiederzuerkennen glaube: Dendrophyllia<lb/> ramea L. sp., mit gestreiftem Stamm und kurzen dicken Endästen,<lb/> D. cornigera Blainville, deren Endäste etwas länger sind, von ihrer<lb/> Basis gegen ihr freies Ende zu an Umfang zunehmen und fast recht-<lb/> winklig vom Stamm abgehen, endlich Oculina (Lophelia M. E.) pro-<lb/> lifera Pallas sp., ausgezeichnet durch ihre tiefen, seitlich zusammen-<lb/> gedrückten Kelche mit sehr ungleichen, am Rand übergreifenden<lb/> Lamellen, ohne Mittelsäule. Diese ist auch in der Nordsee zu<lb/> Hause, die anderen im Mittelmeer.<hi rendition="#sup">14</hi>)</p><lb/> <p>Zahlreiche kleine nackte Mollusken, namentlich von den Gat-<lb/> tungen Doris, Polycera und Aeolis, aus dieser Region wurden von<lb/> Herrn Johnson beobachtet. Es ist bemerkenswerth, dass die vor-<lb/> herrschenden Farben derselben vorzugsweise zwischen Gelb und<lb/> Roth sich bewegen; auch die Farbe der Dendrophyllien im frischen<lb/> Zustande scheint pomeranzengelb zu sein, nach dem einen vor nicht<lb/> langer Zeit aufgefischten Exemplar, das mir gezeigt wurde, zu ur-<lb/> theilen. Wie Blau bei den auf hoher See lebenden Thieren, so<lb/> scheint Roth nahe der untern Gränze der Ebbe (Corallina offici-<lb/> nalis, Asteriden, Kellia rubra) und das schwächere Gelbroth in<lb/> der Region der Sternkorallen eine häufige Farbe der Thiere zu sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Als Resultat aus dem, was man bis jetzt über die Thiere<lb/><hi rendition="#k">Madeira</hi>’s kennt, lässt sich aussprechen, dass die Fauna dieser<lb/> Insel, ihrer geographischen Lage entsprechend, im Allgemeinen und<lb/> Grossen sich zunächst an die Fauna des Mittelmeerbeckens an-<lb/> schliesst, ja in Bezug auf die Mehrzahl der Thierclassen derselben<lb/> zugezählt werden darf; die Abweichungen von derselben bestehen<lb/> hauptsächlich darin, dass</p><lb/> <list> <item>bei den grösseren Landthieren sich dieselbe Armuth wie bei<lb/> allen vom Festland entfernteren Inseln geltend macht;</item><lb/> <item>bei den kleineren dagegen, namentlich Schnecken und Käfern,<lb/> ein grosser Reichthum an eigenthümlichen nicht nur Arten,<lb/> sondern auch Formen (Gruppen, Untergattungen oder klei-<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0036]
Korallen. Farbe in Bezug zur Tiefe.
Gorgonien-reichen Westindien. So erhielt ich hier die zarte Prymnoa
gracilis Gray, wohl nicht verschieden von der Art des Mittelmeers,
und sah mehrere Exemplare von Antipathes subpinnata Solander,
auf deren Zweigen sich eine interessante Cirripede, Oxynaspis celata,
eingenistet hatte, ferner drei Arten grösserer Sternkorallen, in denen
allen ich europäische Arten wiederzuerkennen glaube: Dendrophyllia
ramea L. sp., mit gestreiftem Stamm und kurzen dicken Endästen,
D. cornigera Blainville, deren Endäste etwas länger sind, von ihrer
Basis gegen ihr freies Ende zu an Umfang zunehmen und fast recht-
winklig vom Stamm abgehen, endlich Oculina (Lophelia M. E.) pro-
lifera Pallas sp., ausgezeichnet durch ihre tiefen, seitlich zusammen-
gedrückten Kelche mit sehr ungleichen, am Rand übergreifenden
Lamellen, ohne Mittelsäule. Diese ist auch in der Nordsee zu
Hause, die anderen im Mittelmeer.14)
Zahlreiche kleine nackte Mollusken, namentlich von den Gat-
tungen Doris, Polycera und Aeolis, aus dieser Region wurden von
Herrn Johnson beobachtet. Es ist bemerkenswerth, dass die vor-
herrschenden Farben derselben vorzugsweise zwischen Gelb und
Roth sich bewegen; auch die Farbe der Dendrophyllien im frischen
Zustande scheint pomeranzengelb zu sein, nach dem einen vor nicht
langer Zeit aufgefischten Exemplar, das mir gezeigt wurde, zu ur-
theilen. Wie Blau bei den auf hoher See lebenden Thieren, so
scheint Roth nahe der untern Gränze der Ebbe (Corallina offici-
nalis, Asteriden, Kellia rubra) und das schwächere Gelbroth in
der Region der Sternkorallen eine häufige Farbe der Thiere zu sein.
Als Resultat aus dem, was man bis jetzt über die Thiere
Madeira’s kennt, lässt sich aussprechen, dass die Fauna dieser
Insel, ihrer geographischen Lage entsprechend, im Allgemeinen und
Grossen sich zunächst an die Fauna des Mittelmeerbeckens an-
schliesst, ja in Bezug auf die Mehrzahl der Thierclassen derselben
zugezählt werden darf; die Abweichungen von derselben bestehen
hauptsächlich darin, dass
bei den grösseren Landthieren sich dieselbe Armuth wie bei
allen vom Festland entfernteren Inseln geltend macht;
bei den kleineren dagegen, namentlich Schnecken und Käfern,
ein grosser Reichthum an eigenthümlichen nicht nur Arten,
sondern auch Formen (Gruppen, Untergattungen oder klei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |