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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Sturmschwalben. Seeschildkröten.
steigender Strahl sichtbar; die Erklärung, dass das Wasserspritzen
der Cetaceen nur auf dem Niederschlag des in der Athemluft ent-
haltenen Wasserdunstes durch die Kälte der Atmosphäre beruhe,
klang hier, unter 1° 5' Südbreite bei einer Morgentemperatur von
24,8° R., nicht sehr plausibel. Das Untertauchen ging ruhig von
Statten, im Bogen nach vorn und unten, so dass der Rücken dabei
in grösserer Ausdehnung sichtbar wurde.

Die pelagischen Vögel waren im tropischen Theil des
atlantischen Oceans nicht zahlreich; mehrmals sahen wir kleine
Schwalben-Sturmvögel (Thalassidroma mit gerade abgestutztem
Schwanz, also wohl Th. pelagica L.), oft dicht hinter dem Schiffe,
über die Wogen dahinstreifend; sie zeigten sich besonders häufig
südlich von der Linie, im Südostpassat, doch auch schon vorher.
Der Abend des ersten Tags, an welchem sich nach längerer Wind-
stille der Südostpassat eingestellt, 3. Mai unter 2° 40' Südbreite,
brachte uns auch den ersten und einzigen Tropikvogel, Phaeton,
seiner langen Steuerfedern wegen Schwanzspieker von den Matrosen
genannt; er schwebte hoch über dem Schiff, ruhig mit ausgebreiteten
Flügeln, die er nur sparsam bewegte, und konnte hier so wenig
als die Sturmvögel die Nähe von Land verkündigen. Truppen
grösserer Vögel, braun mit weissem Halsband oder grau, von mö-
venartigem Aussehen, aber wahrscheinlich doch zur Sturmvogel-
familie gehörig, zeigten sich einigemal, doch stets in solcher Ent-
fernung, dass sie nicht deutlich erkannt werden konnten. Angesichts
der Küste von Brasilien, den 17. Mai, unter 23° Südbreite, erschien
auch die den südlicheren Gegenden eigene "dumme Seeschwalbe"
(Sterna stolida L., Anous Leach), ausgezeichnet durch die verhält-
nissmässig ausserordentliche Länge und Schmalheit der ausgebrei-
teten Flügel, worin sie dem Fregattvogel gleicht, aber ohne den
Gabelschwanz des letztern; sie fliegt mit häufigen Flügelschlägen,
wie die Raben, bald hoch, bald niedrig, mischt sich unter die
Sturmvögel und setzt sich auch zuweilen auf das Wasser; zwei
derselben folgten dem Schiffe längere Zeit, doch ohne so dumm zu
sein, sich fangen zu lassen.

Seeschildkröten wurden in der Nähe von Madeira während
der Windstille mehrfach beobachtet und auch eine gefangen; sie
ergab sich als die auch im Mittelmeer lebende Art (Chelonia caouana
Schweigger = Caouana caretta Gray), mit 27 Randplatten und mit
je zwei Nägeln an jedem Fuss; an ihrem Halse und an den Vorder-

Sturmschwalben. Seeschildkröten.
steigender Strahl sichtbar; die Erklärung, dass das Wasserspritzen
der Cetaceen nur auf dem Niederschlag des in der Athemluft ent-
haltenen Wasserdunstes durch die Kälte der Atmosphäre beruhe,
klang hier, unter 1° 5′ Südbreite bei einer Morgentemperatur von
24,8° R., nicht sehr plausibel. Das Untertauchen ging ruhig von
Statten, im Bogen nach vorn und unten, so dass der Rücken dabei
in grösserer Ausdehnung sichtbar wurde.

Die pelagischen Vögel waren im tropischen Theil des
atlantischen Oceans nicht zahlreich; mehrmals sahen wir kleine
Schwalben-Sturmvögel (Thalassidroma mit gerade abgestutztem
Schwanz, also wohl Th. pelagica L.), oft dicht hinter dem Schiffe,
über die Wogen dahinstreifend; sie zeigten sich besonders häufig
südlich von der Linie, im Südostpassat, doch auch schon vorher.
Der Abend des ersten Tags, an welchem sich nach längerer Wind-
stille der Südostpassat eingestellt, 3. Mai unter 2° 40′ Südbreite,
brachte uns auch den ersten und einzigen Tropikvogel, Phaëton,
seiner langen Steuerfedern wegen Schwanzspieker von den Matrosen
genannt; er schwebte hoch über dem Schiff, ruhig mit ausgebreiteten
Flügeln, die er nur sparsam bewegte, und konnte hier so wenig
als die Sturmvögel die Nähe von Land verkündigen. Truppen
grösserer Vögel, braun mit weissem Halsband oder grau, von mö-
venartigem Aussehen, aber wahrscheinlich doch zur Sturmvogel-
familie gehörig, zeigten sich einigemal, doch stets in solcher Ent-
fernung, dass sie nicht deutlich erkannt werden konnten. Angesichts
der Küste von Brasilien, den 17. Mai, unter 23° Südbreite, erschien
auch die den südlicheren Gegenden eigene »dumme Seeschwalbe«
(Sterna stolida L., Anous Leach), ausgezeichnet durch die verhält-
nissmässig ausserordentliche Länge und Schmalheit der ausgebrei-
teten Flügel, worin sie dem Fregattvogel gleicht, aber ohne den
Gabelschwanz des letztern; sie fliegt mit häufigen Flügelschlägen,
wie die Raben, bald hoch, bald niedrig, mischt sich unter die
Sturmvögel und setzt sich auch zuweilen auf das Wasser; zwei
derselben folgten dem Schiffe längere Zeit, doch ohne so dumm zu
sein, sich fangen zu lassen.

Seeschildkröten wurden in der Nähe von Madeira während
der Windstille mehrfach beobachtet und auch eine gefangen; sie
ergab sich als die auch im Mittelmeer lebende Art (Chelonia caouana
Schweigger = Caouana caretta Gray), mit 27 Randplatten und mit
je zwei Nägeln an jedem Fuss; an ihrem Halse und an den Vorder-

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[27/0045] Sturmschwalben. Seeschildkröten. steigender Strahl sichtbar; die Erklärung, dass das Wasserspritzen der Cetaceen nur auf dem Niederschlag des in der Athemluft ent- haltenen Wasserdunstes durch die Kälte der Atmosphäre beruhe, klang hier, unter 1° 5′ Südbreite bei einer Morgentemperatur von 24,8° R., nicht sehr plausibel. Das Untertauchen ging ruhig von Statten, im Bogen nach vorn und unten, so dass der Rücken dabei in grösserer Ausdehnung sichtbar wurde. Die pelagischen Vögel waren im tropischen Theil des atlantischen Oceans nicht zahlreich; mehrmals sahen wir kleine Schwalben-Sturmvögel (Thalassidroma mit gerade abgestutztem Schwanz, also wohl Th. pelagica L.), oft dicht hinter dem Schiffe, über die Wogen dahinstreifend; sie zeigten sich besonders häufig südlich von der Linie, im Südostpassat, doch auch schon vorher. Der Abend des ersten Tags, an welchem sich nach längerer Wind- stille der Südostpassat eingestellt, 3. Mai unter 2° 40′ Südbreite, brachte uns auch den ersten und einzigen Tropikvogel, Phaëton, seiner langen Steuerfedern wegen Schwanzspieker von den Matrosen genannt; er schwebte hoch über dem Schiff, ruhig mit ausgebreiteten Flügeln, die er nur sparsam bewegte, und konnte hier so wenig als die Sturmvögel die Nähe von Land verkündigen. Truppen grösserer Vögel, braun mit weissem Halsband oder grau, von mö- venartigem Aussehen, aber wahrscheinlich doch zur Sturmvogel- familie gehörig, zeigten sich einigemal, doch stets in solcher Ent- fernung, dass sie nicht deutlich erkannt werden konnten. Angesichts der Küste von Brasilien, den 17. Mai, unter 23° Südbreite, erschien auch die den südlicheren Gegenden eigene »dumme Seeschwalbe« (Sterna stolida L., Anous Leach), ausgezeichnet durch die verhält- nissmässig ausserordentliche Länge und Schmalheit der ausgebrei- teten Flügel, worin sie dem Fregattvogel gleicht, aber ohne den Gabelschwanz des letztern; sie fliegt mit häufigen Flügelschlägen, wie die Raben, bald hoch, bald niedrig, mischt sich unter die Sturmvögel und setzt sich auch zuweilen auf das Wasser; zwei derselben folgten dem Schiffe längere Zeit, doch ohne so dumm zu sein, sich fangen zu lassen. Seeschildkröten wurden in der Nähe von Madeira während der Windstille mehrfach beobachtet und auch eine gefangen; sie ergab sich als die auch im Mittelmeer lebende Art (Chelonia caouana Schweigger = Caouana caretta Gray), mit 27 Randplatten und mit je zwei Nägeln an jedem Fuss; an ihrem Halse und an den Vorder-

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/45>, abgerufen am 21.11.2024.