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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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II.
TROPISCHER THEIL DES ATLANTISCHEN OCEANS.

Bei gutem Winde hat der Zoolog nichts zu thun; seine Erntezeit ist
die Windstille, bei der jeder andere auf dem Schiff müssig und
ärgerlich ist. Glücklich, wenn er dann von diesen nicht in seinen
Arbeiten gehemmt wird oder das schwimmende Netz auf höheren
Befehl eingezogen wird, weil Hoffnung auf Wind sich zeigt. Zwei
Tage Windstille unmittelbar nach der Abfahrt von Madeira, also
nahe der Gränze der Tropenzone, und ungefähr eben so viele am
Aequator gestatteten mir einen Blick in die pelagische Fauna, die
weder ganz arm, noch sehr reich ist.

Aecht pelagisch, von der Nähe des Landes fast oder ganz
unabhängig, sind unter den Wirbelthieren nur wenige; von Säuge-
thieren die Wale, der Kaschelot und die Delphine; von Vögeln die
Sturmvögel, einschliesslich der Albatrosse, und einige Ruderfüssler,
wie Fregattvogel und Phaeton; von Reptilien die Meerschildkröten
und Meerschlangen (Hydrophis); von Fischen hauptsächlich Scom-
beroiden und fliegende Fische, sowie einige Haie und Riesenrochen
(Cephaloptera). Von diesen wiederum sind die Wale und Sturm-
vögel hauptsächlich den kälteren Zonen, die Meerschlangen dem
indisch-pacifischen Ocean eigen; die übrigen finden sich innerhalb
oder nahe der Tropenzone rings um die Erde; Delphine, Kaschelot
und Haie auch in kälteren Meeren.

Delphine, von den Matrosen Tümmler genannt, sahen
wir sowohl bei Madeira, als nahe dem Aequator; hier kamen sie
ganz nahe an unser Schiff, und ich glaubte ihrer äussern Gestalt
nach sie als zur Unterabtheilung Grampus Gray (Delphinus griseus
Cuvier) gehörig ansprechen zu dürfen. Zuerst erschien meist nur
die hohe Rückenfinne über Wasser, dann die Schnauze und ein
Theil des Rückens, seltener wurde der Kopf senkrecht über Wasser
erhoben. Sie schnaubten wie Pferde und zuweilen war ein auf-

II.
TROPISCHER THEIL DES ATLANTISCHEN OCEANS.

Bei gutem Winde hat der Zoolog nichts zu thun; seine Erntezeit ist
die Windstille, bei der jeder andere auf dem Schiff müssig und
ärgerlich ist. Glücklich, wenn er dann von diesen nicht in seinen
Arbeiten gehemmt wird oder das schwimmende Netz auf höheren
Befehl eingezogen wird, weil Hoffnung auf Wind sich zeigt. Zwei
Tage Windstille unmittelbar nach der Abfahrt von Madeira, also
nahe der Gränze der Tropenzone, und ungefähr eben so viele am
Aequator gestatteten mir einen Blick in die pelagische Fauna, die
weder ganz arm, noch sehr reich ist.

Aecht pelagisch, von der Nähe des Landes fast oder ganz
unabhängig, sind unter den Wirbelthieren nur wenige; von Säuge-
thieren die Wale, der Kaschelot und die Delphine; von Vögeln die
Sturmvögel, einschliesslich der Albatrosse, und einige Ruderfüssler,
wie Fregattvogel und Phaëton; von Reptilien die Meerschildkröten
und Meerschlangen (Hydrophis); von Fischen hauptsächlich Scom-
beroiden und fliegende Fische, sowie einige Haie und Riesenrochen
(Cephaloptera). Von diesen wiederum sind die Wale und Sturm-
vögel hauptsächlich den kälteren Zonen, die Meerschlangen dem
indisch-pacifischen Ocean eigen; die übrigen finden sich innerhalb
oder nahe der Tropenzone rings um die Erde; Delphine, Kaschelot
und Haie auch in kälteren Meeren.

Delphine, von den Matrosen Tümmler genannt, sahen
wir sowohl bei Madeira, als nahe dem Aequator; hier kamen sie
ganz nahe an unser Schiff, und ich glaubte ihrer äussern Gestalt
nach sie als zur Unterabtheilung Grampus Gray (Delphinus griseus
Cuvier) gehörig ansprechen zu dürfen. Zuerst erschien meist nur
die hohe Rückenfinne über Wasser, dann die Schnauze und ein
Theil des Rückens, seltener wurde der Kopf senkrecht über Wasser
erhoben. Sie schnaubten wie Pferde und zuweilen war ein auf-

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[[26]/0044] II. TROPISCHER THEIL DES ATLANTISCHEN OCEANS. Bei gutem Winde hat der Zoolog nichts zu thun; seine Erntezeit ist die Windstille, bei der jeder andere auf dem Schiff müssig und ärgerlich ist. Glücklich, wenn er dann von diesen nicht in seinen Arbeiten gehemmt wird oder das schwimmende Netz auf höheren Befehl eingezogen wird, weil Hoffnung auf Wind sich zeigt. Zwei Tage Windstille unmittelbar nach der Abfahrt von Madeira, also nahe der Gränze der Tropenzone, und ungefähr eben so viele am Aequator gestatteten mir einen Blick in die pelagische Fauna, die weder ganz arm, noch sehr reich ist. Aecht pelagisch, von der Nähe des Landes fast oder ganz unabhängig, sind unter den Wirbelthieren nur wenige; von Säuge- thieren die Wale, der Kaschelot und die Delphine; von Vögeln die Sturmvögel, einschliesslich der Albatrosse, und einige Ruderfüssler, wie Fregattvogel und Phaëton; von Reptilien die Meerschildkröten und Meerschlangen (Hydrophis); von Fischen hauptsächlich Scom- beroiden und fliegende Fische, sowie einige Haie und Riesenrochen (Cephaloptera). Von diesen wiederum sind die Wale und Sturm- vögel hauptsächlich den kälteren Zonen, die Meerschlangen dem indisch-pacifischen Ocean eigen; die übrigen finden sich innerhalb oder nahe der Tropenzone rings um die Erde; Delphine, Kaschelot und Haie auch in kälteren Meeren. Delphine, von den Matrosen Tümmler genannt, sahen wir sowohl bei Madeira, als nahe dem Aequator; hier kamen sie ganz nahe an unser Schiff, und ich glaubte ihrer äussern Gestalt nach sie als zur Unterabtheilung Grampus Gray (Delphinus griseus Cuvier) gehörig ansprechen zu dürfen. Zuerst erschien meist nur die hohe Rückenfinne über Wasser, dann die Schnauze und ein Theil des Rückens, seltener wurde der Kopf senkrecht über Wasser erhoben. Sie schnaubten wie Pferde und zuweilen war ein auf-

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/44>, abgerufen am 03.12.2024.