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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Schwimmendes Holz. Chinesische Fischer.
Galatea an dem Holze bemerkte, wurde mir klar, dass ein mehr
materieller Grund sie anziehe. Die Krabbe war die viereckige Varuna
literata F. sp., die einzige Gattung unter den eigentlich kurzschwänzigen
Krebsthieren, die alle Fusspaare ausser den Scheeren zum Schwim-
men eingerichtet, d. h. abgeplattet, zeigt. Doch hielt sie sich auch
gern an dem Holze fest und verliess es nur, wenn wir darnach
griffen. Ein Individuum dieser Art war am zweiten Tage der Fahrt
von Singapore ab in einem der Boote beim Reinmachen gefunden
worden, es war vermuthlich auf der Rhede hineingekommen, als die
Boote meist zu Wasser waren, war also über 48 Stunden ohne
frisches Meerwasser am Leben geblieben. Fest an dem Holze sassen
zweierlei Arten sogenannter Entenmuscheln, eine glatte und eine
rauhe (Lepas anatifera L. und L. serrata Spengl.?); im Innern des ganz
durchlöcherten Holzes fanden sich in nicht geringer Anzahl grosse
Ringelwürmer (Amphinome) und Bohrmuscheln, Pholas striata L.
Diese letztere ist, wie die Lepasarten, durch verschiedene Meere
verbreitet, was gerade mittelst treibenden Holzes u. dgl. geschehen
sein kann.

Auch fliegende Fische wurden wieder gesehen, aber leider
nicht gefangen; als letzter pelagischer Fisch ist endlich noch Alutera
Cuv. zu erwähnen, wovon Ein kleines Exemplar ganz oberflächlich,
frei schwimmend, gefunden wurde.

Den 18. August kam mehr Wind, die Seeleute hatten wieder
zufriedenere Gesichter, die zoologische Idylle der Windstille war
hinter uns, aber sie wiederholte sich einigermaassen in der For-
mosastrasse
(oder Fukianstrasse, zwischen der Insel Formosa
und der chinesischen Provinz Fukian), als wir gegen contrairen
Nordostwind kreuzen mussten, am 27., gerade unter dem nördlichen
Wendekreise, und in der Windstille des folgenden Tages. Rings
um uns waren Fischerboote oder auch blosse Fischerflösse, man
wollte einmal 150 gleichzeitig in Sicht befindliche gezählt haben.
Was diese See-Chinesen hier fischen, erfuhren wir bei dem Besuch
einer der grossen Dschunken. (Vergl. den ersten Band der Reise-
beschreibung S. 234.) Ein grosser Theil des Deckes derselben war
bedeckt mit aufgeschnittenen Loligo Sinensis Gray, welche schon
hier an der Sonne getrocknet wurden, um dann nach China und bis
Japan versandt zu werden, wo ich später diese Delicatesse öfters
auf den Märkten wiedergesehen habe; ferner hatten sie noch einen
geringen Vorrath eines schwarzen Balistes (ringens Bloch?) und

Schwimmendes Holz. Chinesische Fischer.
Galatea an dem Holze bemerkte, wurde mir klar, dass ein mehr
materieller Grund sie anziehe. Die Krabbe war die viereckige Varuna
literata F. sp., die einzige Gattung unter den eigentlich kurzschwänzigen
Krebsthieren, die alle Fusspaare ausser den Scheeren zum Schwim-
men eingerichtet, d. h. abgeplattet, zeigt. Doch hielt sie sich auch
gern an dem Holze fest und verliess es nur, wenn wir darnach
griffen. Ein Individuum dieser Art war am zweiten Tage der Fahrt
von Singapore ab in einem der Boote beim Reinmachen gefunden
worden, es war vermuthlich auf der Rhede hineingekommen, als die
Boote meist zu Wasser waren, war also über 48 Stunden ohne
frisches Meerwasser am Leben geblieben. Fest an dem Holze sassen
zweierlei Arten sogenannter Entenmuscheln, eine glatte und eine
rauhe (Lepas anatifera L. und L. serrata Spengl.?); im Innern des ganz
durchlöcherten Holzes fanden sich in nicht geringer Anzahl grosse
Ringelwürmer (Amphinome) und Bohrmuscheln, Pholas striata L.
Diese letztere ist, wie die Lepasarten, durch verschiedene Meere
verbreitet, was gerade mittelst treibenden Holzes u. dgl. geschehen
sein kann.

Auch fliegende Fische wurden wieder gesehen, aber leider
nicht gefangen; als letzter pelagischer Fisch ist endlich noch Alutera
Cuv. zu erwähnen, wovon Ein kleines Exemplar ganz oberflächlich,
frei schwimmend, gefunden wurde.

Den 18. August kam mehr Wind, die Seeleute hatten wieder
zufriedenere Gesichter, die zoologische Idylle der Windstille war
hinter uns, aber sie wiederholte sich einigermaassen in der For-
mosastrasse
(oder Fukianstrasse, zwischen der Insel Formosa
und der chinesischen Provinz Fukian), als wir gegen contrairen
Nordostwind kreuzen mussten, am 27., gerade unter dem nördlichen
Wendekreise, und in der Windstille des folgenden Tages. Rings
um uns waren Fischerboote oder auch blosse Fischerflösse, man
wollte einmal 150 gleichzeitig in Sicht befindliche gezählt haben.
Was diese See-Chinesen hier fischen, erfuhren wir bei dem Besuch
einer der grossen Dschunken. (Vergl. den ersten Band der Reise-
beschreibung S. 234.) Ein grosser Theil des Deckes derselben war
bedeckt mit aufgeschnittenen Loligo Sinensis Gray, welche schon
hier an der Sonne getrocknet wurden, um dann nach China und bis
Japan versandt zu werden, wo ich später diese Delicatesse öfters
auf den Märkten wiedergesehen habe; ferner hatten sie noch einen
geringen Vorrath eines schwarzen Balistes (ringens Bloch?) und

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[57/0075] Schwimmendes Holz. Chinesische Fischer. Galatea an dem Holze bemerkte, wurde mir klar, dass ein mehr materieller Grund sie anziehe. Die Krabbe war die viereckige Varuna literata F. sp., die einzige Gattung unter den eigentlich kurzschwänzigen Krebsthieren, die alle Fusspaare ausser den Scheeren zum Schwim- men eingerichtet, d. h. abgeplattet, zeigt. Doch hielt sie sich auch gern an dem Holze fest und verliess es nur, wenn wir darnach griffen. Ein Individuum dieser Art war am zweiten Tage der Fahrt von Singapore ab in einem der Boote beim Reinmachen gefunden worden, es war vermuthlich auf der Rhede hineingekommen, als die Boote meist zu Wasser waren, war also über 48 Stunden ohne frisches Meerwasser am Leben geblieben. Fest an dem Holze sassen zweierlei Arten sogenannter Entenmuscheln, eine glatte und eine rauhe (Lepas anatifera L. und L. serrata Spengl.?); im Innern des ganz durchlöcherten Holzes fanden sich in nicht geringer Anzahl grosse Ringelwürmer (Amphinome) und Bohrmuscheln, Pholas striata L. Diese letztere ist, wie die Lepasarten, durch verschiedene Meere verbreitet, was gerade mittelst treibenden Holzes u. dgl. geschehen sein kann. Auch fliegende Fische wurden wieder gesehen, aber leider nicht gefangen; als letzter pelagischer Fisch ist endlich noch Alutera Cuv. zu erwähnen, wovon Ein kleines Exemplar ganz oberflächlich, frei schwimmend, gefunden wurde. Den 18. August kam mehr Wind, die Seeleute hatten wieder zufriedenere Gesichter, die zoologische Idylle der Windstille war hinter uns, aber sie wiederholte sich einigermaassen in der For- mosastrasse (oder Fukianstrasse, zwischen der Insel Formosa und der chinesischen Provinz Fukian), als wir gegen contrairen Nordostwind kreuzen mussten, am 27., gerade unter dem nördlichen Wendekreise, und in der Windstille des folgenden Tages. Rings um uns waren Fischerboote oder auch blosse Fischerflösse, man wollte einmal 150 gleichzeitig in Sicht befindliche gezählt haben. Was diese See-Chinesen hier fischen, erfuhren wir bei dem Besuch einer der grossen Dschunken. (Vergl. den ersten Band der Reise- beschreibung S. 234.) Ein grosser Theil des Deckes derselben war bedeckt mit aufgeschnittenen Loligo Sinensis Gray, welche schon hier an der Sonne getrocknet wurden, um dann nach China und bis Japan versandt zu werden, wo ich später diese Delicatesse öfters auf den Märkten wiedergesehen habe; ferner hatten sie noch einen geringen Vorrath eines schwarzen Balistes (ringens Bloch?) und

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/75>, abgerufen am 04.12.2024.