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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Mikroskopische Alge. Eintritt in den grossen Ocean.
Nordbreite grosse Alutera Cuv., kleine Petroscirtes und verschiedene
Quallen, worunter eine dem Gebiet des stillen Oceans eigenthümliche
Blasenqualle, Physalia utriculus Eschscholtz, kleiner als die atlan-
tische. Am 4. bemerkte man im Wasser mehrere lange gelbliche
Streifen, in ziemlich gleichen Entfernungen, von zehn bis zwölf
Fuss, hinter einander; es sah aus, als ob Sägspäne ins Meer ge-
fallen wären und sich parallel den Wellen in Reihen geordnet hätten;
die mikroskopische Untersuchung des geschöpften Wassers, das in
einem Glase nur schwach getrübt erschien, ergab unserem Botaniker
die Anwesenheit zahlreicher mikroskopischer Algen, Zellenreihen
von trübgrüner Farbe, bündelweise vereinigt, verwandt der See-
blüthe, Limnochlide flos aquae.

Wie die Formosastrasse das tropische südchinesische Meer
von dem nordchinesischen, der gemässigten Zone angehörigen, trennt,
so scheidet die Inselreihe von dem nördlichen Ende Formosa's bis
zur südlichsten japanischen Insel Kiusiu, in die Gruppen der
Meiakoshima, Liu-kiu und Linschoten vertheilt, das nordchinesische
Meer von dem grossen stillen Ocean; dieser kündigte sich, als wir
am Morgen des 5. September die letztgenannte Gruppe passirten,
durch bleigraue Farbe des Wassers und, wie einst der atlantische
beim Ausgang aus dem Kanal, durch höheren Wogengang, daher
stärkere Schwankungen des Schiffes an. Noch einmal kamen hier
die Seeblasen, Physalia utriculus, und schwimmender Tang, mit
Lepas besetzt, wie auch schwimmende Bimssteine mit derselben
Verzierung, vorbei, wie zum Abschluss des dem Zoologen so
günstigen chinesischen Meeres. Dann folgte schlechtes Wetter,
damit Mangel an Gelegenheit und Objecten der Beobachtung. Aber
doch liessen sich noch am 10. September in 31° Nordbreite ein
Tropikvogel und fliegende Fische sehen. Es war zwar windstill,
aber ziemlicher Wogengang und bewölkter Himmel, gar nicht von
tropischem Aussehen. Die fliegenden Fische scheinen allerdings
etwas Bewegung des Meeres zu lieben oder nur dann aufzufliegen;
ich erinnere mich nicht, sie bei ganz stiller See gesehen zu haben.
Der Tropikvogel aber überraschte mich; er ist ein neues Beispiel,
wie in Japan Glieder der tropischen und der kamtschadalischen
Fauna zusammentreffen. Denn am zweiten Tage darauf hatten wir
einen Theil der Südseite von Nipon in Sicht.


Mikroskopische Alge. Eintritt in den grossen Ocean.
Nordbreite grosse Alutera Cuv., kleine Petroscirtes und verschiedene
Quallen, worunter eine dem Gebiet des stillen Oceans eigenthümliche
Blasenqualle, Physalia utriculus Eschscholtz, kleiner als die atlan-
tische. Am 4. bemerkte man im Wasser mehrere lange gelbliche
Streifen, in ziemlich gleichen Entfernungen, von zehn bis zwölf
Fuss, hinter einander; es sah aus, als ob Sägspäne ins Meer ge-
fallen wären und sich parallel den Wellen in Reihen geordnet hätten;
die mikroskopische Untersuchung des geschöpften Wassers, das in
einem Glase nur schwach getrübt erschien, ergab unserem Botaniker
die Anwesenheit zahlreicher mikroskopischer Algen, Zellenreihen
von trübgrüner Farbe, bündelweise vereinigt, verwandt der See-
blüthe, Limnochlide flos aquae.

Wie die Formosastrasse das tropische südchinesische Meer
von dem nordchinesischen, der gemässigten Zone angehörigen, trennt,
so scheidet die Inselreihe von dem nördlichen Ende Formosa’s bis
zur südlichsten japanischen Insel Kiusiu, in die Gruppen der
Meiakoshima, Liu-kiu und Linschoten vertheilt, das nordchinesische
Meer von dem grossen stillen Ocean; dieser kündigte sich, als wir
am Morgen des 5. September die letztgenannte Gruppe passirten,
durch bleigraue Farbe des Wassers und, wie einst der atlantische
beim Ausgang aus dem Kanal, durch höheren Wogengang, daher
stärkere Schwankungen des Schiffes an. Noch einmal kamen hier
die Seeblasen, Physalia utriculus, und schwimmender Tang, mit
Lepas besetzt, wie auch schwimmende Bimssteine mit derselben
Verzierung, vorbei, wie zum Abschluss des dem Zoologen so
günstigen chinesischen Meeres. Dann folgte schlechtes Wetter,
damit Mangel an Gelegenheit und Objecten der Beobachtung. Aber
doch liessen sich noch am 10. September in 31° Nordbreite ein
Tropikvogel und fliegende Fische sehen. Es war zwar windstill,
aber ziemlicher Wogengang und bewölkter Himmel, gar nicht von
tropischem Aussehen. Die fliegenden Fische scheinen allerdings
etwas Bewegung des Meeres zu lieben oder nur dann aufzufliegen;
ich erinnere mich nicht, sie bei ganz stiller See gesehen zu haben.
Der Tropikvogel aber überraschte mich; er ist ein neues Beispiel,
wie in Japan Glieder der tropischen und der kamtschadalischen
Fauna zusammentreffen. Denn am zweiten Tage darauf hatten wir
einen Theil der Südseite von Nipon in Sicht.


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[59/0077] Mikroskopische Alge. Eintritt in den grossen Ocean. Nordbreite grosse Alutera Cuv., kleine Petroscirtes und verschiedene Quallen, worunter eine dem Gebiet des stillen Oceans eigenthümliche Blasenqualle, Physalia utriculus Eschscholtz, kleiner als die atlan- tische. Am 4. bemerkte man im Wasser mehrere lange gelbliche Streifen, in ziemlich gleichen Entfernungen, von zehn bis zwölf Fuss, hinter einander; es sah aus, als ob Sägspäne ins Meer ge- fallen wären und sich parallel den Wellen in Reihen geordnet hätten; die mikroskopische Untersuchung des geschöpften Wassers, das in einem Glase nur schwach getrübt erschien, ergab unserem Botaniker die Anwesenheit zahlreicher mikroskopischer Algen, Zellenreihen von trübgrüner Farbe, bündelweise vereinigt, verwandt der See- blüthe, Limnochlide flos aquae. Wie die Formosastrasse das tropische südchinesische Meer von dem nordchinesischen, der gemässigten Zone angehörigen, trennt, so scheidet die Inselreihe von dem nördlichen Ende Formosa’s bis zur südlichsten japanischen Insel Kiusiu, in die Gruppen der Meiakoshima, Liu-kiu und Linschoten vertheilt, das nordchinesische Meer von dem grossen stillen Ocean; dieser kündigte sich, als wir am Morgen des 5. September die letztgenannte Gruppe passirten, durch bleigraue Farbe des Wassers und, wie einst der atlantische beim Ausgang aus dem Kanal, durch höheren Wogengang, daher stärkere Schwankungen des Schiffes an. Noch einmal kamen hier die Seeblasen, Physalia utriculus, und schwimmender Tang, mit Lepas besetzt, wie auch schwimmende Bimssteine mit derselben Verzierung, vorbei, wie zum Abschluss des dem Zoologen so günstigen chinesischen Meeres. Dann folgte schlechtes Wetter, damit Mangel an Gelegenheit und Objecten der Beobachtung. Aber doch liessen sich noch am 10. September in 31° Nordbreite ein Tropikvogel und fliegende Fische sehen. Es war zwar windstill, aber ziemlicher Wogengang und bewölkter Himmel, gar nicht von tropischem Aussehen. Die fliegenden Fische scheinen allerdings etwas Bewegung des Meeres zu lieben oder nur dann aufzufliegen; ich erinnere mich nicht, sie bei ganz stiller See gesehen zu haben. Der Tropikvogel aber überraschte mich; er ist ein neues Beispiel, wie in Japan Glieder der tropischen und der kamtschadalischen Fauna zusammentreffen. Denn am zweiten Tage darauf hatten wir einen Theil der Südseite von Nipon in Sicht.

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/77>, abgerufen am 04.12.2024.