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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867.

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Gattung Parmarion.
nach Spiritusexemplaren möglich, vollständig beschrieben wurde.
Doch reicht ihre Litteratur weiter zurück; es scheint mir nämlich
gar keinem Zweifel unterworfen, dass dieses die Parmacellen sind,
von denen van Hasselt 1. c. berichtet: "sie haben eine Spalte in der
Bekleidung, welche die kleine Schale von oben bedeckt; diese Spalte
ist gewöhnlich sehr eng geschlossen, kann aber nach dem Willen
des Thieres sich sehr weit öffnen, wodurch die Schale ganz zum
Vorschein kommt". Hasselt unterscheidet drei Arten unter den
Namen Parmacella punctata, taeniata und reticulata, welche sich
offenbar auf verschiedene Zeichnung der äusseren Weichtheile be-
ziehen. Ich habe diese Schnecke an drei verschiedenen Orten auf
Java gefunden und stets in etwas verschiedener Zeichnung, diejenigen
derselben Localität unter sich übereinstimmend, begnüge mich aber
vorerst, da die Schale keine Unterschiede zeigt, dieselben nur als
Varietäten aufzuführen; vielleicht sind auch Hasselt's Arten nur Farben-
varietäten und namentlich seine reticulata mit meiner var. marmorata
zusammengehörig. Hasselt stand mit Ferussac in Communication
und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass des letzteren Limax
problematicus auf einem von Hasselt erhaltenen Exemplar beruht,
wie ja auch bei Vaginulus viridi-albus in der Tafelerklärung Hasselt
nicht genannt ist, obwohl offenbar dessen Onchidium viridi-album
zu Grunde liegt; die Abbildung nach einem Spiritusexemplar passt
hinreichend, von Zeichnung ist nichts zu sehen. Diesen Limax
problematicus, nebst dem ähnlichen L. extraneus, welcher aber noch
in Spiritus eine weit kleinere Oeffnung des Mantels zeigt, hat Gray
erst in seine Gattung Girasia von 1855 gesetzt, deren Charakteristik
grossentheils ganz gut auf unsere Schnecke passt, nur nennt Gray
drei Halsfurchen, eine mittlere und je eine seitliche, während die
unsrigen eine erhabene Leiste in der Mittellinie des Scheitels zeigen;
die Arten sind vom indischen Festland. Später (1858?) hat Gray
für die zwei erwähnten nur aus Ferussac's Abbildungen bekannten
Schnecken eine eigene Gattung errichtet, Namens Rigasia (Anagramm
von Girasia); diese dürfte demnach ganz zusammenfallen mit Par-
marion von Paul Fischer, Actes de la societe linneenne de Bordeaux,
1855, auf die algierische Parmacella Deshayesii gegründet, falls
nämlich letztere von Moquin-Tandon herrührende Art in der That
nicht mit den südfranzösischen Arten desselben Autors, Parmacella
Valenciennii und Gervaisii, sondern mit der javanischen Schnecke
generisch übereinstimmt, wie Humbert 1. c. annimmt. Der Name

Gattung Parmarion.
nach Spiritusexemplaren möglich, vollständig beschrieben wurde.
Doch reicht ihre Litteratur weiter zurück; es scheint mir nämlich
gar keinem Zweifel unterworfen, dass dieses die Parmacellen sind,
von denen van Hasselt 1. c. berichtet: »sie haben eine Spalte in der
Bekleidung, welche die kleine Schale von oben bedeckt; diese Spalte
ist gewöhnlich sehr eng geschlossen, kann aber nach dem Willen
des Thieres sich sehr weit öffnen, wodurch die Schale ganz zum
Vorschein kommt«. Hasselt unterscheidet drei Arten unter den
Namen Parmacella punctata, taeniata und reticulata, welche sich
offenbar auf verschiedene Zeichnung der äusseren Weichtheile be-
ziehen. Ich habe diese Schnecke an drei verschiedenen Orten auf
Java gefunden und stets in etwas verschiedener Zeichnung, diejenigen
derselben Localität unter sich übereinstimmend, begnüge mich aber
vorerst, da die Schale keine Unterschiede zeigt, dieselben nur als
Varietäten aufzuführen; vielleicht sind auch Hasselt’s Arten nur Farben-
varietäten und namentlich seine reticulata mit meiner var. marmorata
zusammengehörig. Hasselt stand mit Ferussac in Communication
und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass des letzteren Limax
problematicus auf einem von Hasselt erhaltenen Exemplar beruht,
wie ja auch bei Vaginulus viridi-albus in der Tafelerklärung Hasselt
nicht genannt ist, obwohl offenbar dessen Onchidium viridi-album
zu Grunde liegt; die Abbildung nach einem Spiritusexemplar passt
hinreichend, von Zeichnung ist nichts zu sehen. Diesen Limax
problematicus, nebst dem ähnlichen L. extraneus, welcher aber noch
in Spiritus eine weit kleinere Oeffnung des Mantels zeigt, hat Gray
erst in seine Gattung Girasia von 1855 gesetzt, deren Charakteristik
grossentheils ganz gut auf unsere Schnecke passt, nur nennt Gray
drei Halsfurchen, eine mittlere und je eine seitliche, während die
unsrigen eine erhabene Leiste in der Mittellinie des Scheitels zeigen;
die Arten sind vom indischen Festland. Später (1858?) hat Gray
für die zwei erwähnten nur aus Ferussac’s Abbildungen bekannten
Schnecken eine eigene Gattung errichtet, Namens Rigasia (Anagramm
von Girasia); diese dürfte demnach ganz zusammenfallen mit Par-
marion von Paul Fischer, Actes de la société linnéenne de Bordeaux,
1855, auf die algierische Parmacella Deshayesii gegründet, falls
nämlich letztere von Moquin-Tandon herrührende Art in der That
nicht mit den südfranzösischen Arten desselben Autors, Parmacella
Valenciennii und Gervaisii, sondern mit der javanischen Schnecke
generisch übereinstimmt, wie Humbert 1. c. annimmt. Der Name

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[181/0201] Gattung Parmarion. nach Spiritusexemplaren möglich, vollständig beschrieben wurde. Doch reicht ihre Litteratur weiter zurück; es scheint mir nämlich gar keinem Zweifel unterworfen, dass dieses die Parmacellen sind, von denen van Hasselt 1. c. berichtet: »sie haben eine Spalte in der Bekleidung, welche die kleine Schale von oben bedeckt; diese Spalte ist gewöhnlich sehr eng geschlossen, kann aber nach dem Willen des Thieres sich sehr weit öffnen, wodurch die Schale ganz zum Vorschein kommt«. Hasselt unterscheidet drei Arten unter den Namen Parmacella punctata, taeniata und reticulata, welche sich offenbar auf verschiedene Zeichnung der äusseren Weichtheile be- ziehen. Ich habe diese Schnecke an drei verschiedenen Orten auf Java gefunden und stets in etwas verschiedener Zeichnung, diejenigen derselben Localität unter sich übereinstimmend, begnüge mich aber vorerst, da die Schale keine Unterschiede zeigt, dieselben nur als Varietäten aufzuführen; vielleicht sind auch Hasselt’s Arten nur Farben- varietäten und namentlich seine reticulata mit meiner var. marmorata zusammengehörig. Hasselt stand mit Ferussac in Communication und es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass des letzteren Limax problematicus auf einem von Hasselt erhaltenen Exemplar beruht, wie ja auch bei Vaginulus viridi-albus in der Tafelerklärung Hasselt nicht genannt ist, obwohl offenbar dessen Onchidium viridi-album zu Grunde liegt; die Abbildung nach einem Spiritusexemplar passt hinreichend, von Zeichnung ist nichts zu sehen. Diesen Limax problematicus, nebst dem ähnlichen L. extraneus, welcher aber noch in Spiritus eine weit kleinere Oeffnung des Mantels zeigt, hat Gray erst in seine Gattung Girasia von 1855 gesetzt, deren Charakteristik grossentheils ganz gut auf unsere Schnecke passt, nur nennt Gray drei Halsfurchen, eine mittlere und je eine seitliche, während die unsrigen eine erhabene Leiste in der Mittellinie des Scheitels zeigen; die Arten sind vom indischen Festland. Später (1858?) hat Gray für die zwei erwähnten nur aus Ferussac’s Abbildungen bekannten Schnecken eine eigene Gattung errichtet, Namens Rigasia (Anagramm von Girasia); diese dürfte demnach ganz zusammenfallen mit Par- marion von Paul Fischer, Actes de la société linnéenne de Bordeaux, 1855, auf die algierische Parmacella Deshayesii gegründet, falls nämlich letztere von Moquin-Tandon herrührende Art in der That nicht mit den südfranzösischen Arten desselben Autors, Parmacella Valenciennii und Gervaisii, sondern mit der javanischen Schnecke generisch übereinstimmt, wie Humbert 1. c. annimmt. Der Name

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/201>, abgerufen am 22.11.2024.