Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.Alpenrose. haben. "Mit welcher Wonne begrüßt dann der müde, keuchende Wan¬derer den ersten Alpenrosenstrauch und eilt trotz aller Erschöpfung im Fluge zu dem Felsen empor, von dem die Röschen ihm die lächelnden Grüße der Alpennatur zuwinken; wie oft begleiten sie ihn mit ihrer ewigen Anmuth mitleidig durch lange Felsenlaby¬ rinthe und verkünden ihm Leben und volles Genüge in einer öden Welt von grausenhaften Steintrümmern. Ueberall gleich reizend dekorirt die Alpenrose tausendfältig das tausendfältig wechselnde Land ihrer Heimath und glüht bald als einzelne Rosenflamme über dem zischenden Sturz des Eisbaches, bald überzieht sie die ganze Fläche des Berges, der sich mit seinem Purpurteppich im Spiegel des Alpsees malt, oder streut ihre Blüthen gesellig in den vielfarbigen Flor der Alpen." (Tschudi.) In den Alpen giebt es nur zwei Formen einer Species. Die Alpenroſe. haben. „Mit welcher Wonne begrüßt dann der müde, keuchende Wan¬derer den erſten Alpenroſenſtrauch und eilt trotz aller Erſchöpfung im Fluge zu dem Felſen empor, von dem die Röschen ihm die lächelnden Grüße der Alpennatur zuwinken; wie oft begleiten ſie ihn mit ihrer ewigen Anmuth mitleidig durch lange Felſenlaby¬ rinthe und verkünden ihm Leben und volles Genüge in einer öden Welt von grauſenhaften Steintrümmern. Ueberall gleich reizend dekorirt die Alpenroſe tauſendfältig das tauſendfältig wechſelnde Land ihrer Heimath und glüht bald als einzelne Roſenflamme über dem ziſchenden Sturz des Eisbaches, bald überzieht ſie die ganze Fläche des Berges, der ſich mit ſeinem Purpurteppich im Spiegel des Alpſees malt, oder ſtreut ihre Blüthen geſellig in den vielfarbigen Flor der Alpen.“ (Tſchudi.) In den Alpen giebt es nur zwei Formen einer Species. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr #g">Alpenroſe</hi>.<lb/></fw> haben. „Mit welcher Wonne begrüßt dann der müde, keuchende Wan¬<lb/> derer den erſten Alpenroſenſtrauch und eilt trotz aller Erſchöpfung<lb/> im Fluge zu dem Felſen empor, von dem die Röschen ihm die<lb/> lächelnden Grüße der Alpennatur zuwinken; wie oft begleiten ſie<lb/> ihn mit ihrer ewigen Anmuth mitleidig durch lange Felſenlaby¬<lb/> rinthe und verkünden ihm Leben und volles Genüge in einer öden<lb/> Welt von grauſenhaften Steintrümmern. Ueberall gleich reizend<lb/> dekorirt die Alpenroſe tauſendfältig das tauſendfältig wechſelnde<lb/> Land ihrer Heimath und glüht bald als einzelne Roſenflamme<lb/> über dem ziſchenden Sturz des Eisbaches, bald überzieht ſie die<lb/> ganze Fläche des Berges, der ſich mit ſeinem Purpurteppich im<lb/> Spiegel des Alpſees malt, oder ſtreut ihre Blüthen geſellig in den<lb/> vielfarbigen Flor der Alpen.“ (Tſchudi.)</p><lb/> <p>In den Alpen giebt es nur zwei Formen einer Species. Die<lb/> verbreitetſte und bis zu den Höhen von 6500 Fuß über dem Meere an¬<lb/> ſteigende iſt die roſtfarbene (<hi rendition="#aq">Rhod. ferrugineum,</hi> — romaniſch <hi rendition="#aq">Flur<lb/> bella</hi>), deshalb ſo genannt, weil die länglich lanzettförmigen, dun¬<lb/> kelgrünglänzenden, lederartig derben Laubblätter auf der unteren<lb/> Seite dicht mit einzeln kaum erkennbaren, roſtbraunen Drüſen¬<lb/> pünktchen überſäet ſind, die derſelben ein tief okerfarbenes, mit¬<lb/> unter ſogar kaffeebraunes Anſehen verleihen. Dies ſind die vor¬<lb/> jährigen, alſo überwinterten Blätter, welche an der Kehrſeite ſo ge¬<lb/> bräunt erſcheinen; die jungen heurigen, weichen Blättchen lachen<lb/> leuchtend an den Zweigſpitzen im jubelndſten Maigrün und kon¬<lb/> traſtiren durch dieſe Farbenfriſche bis zur Sommerneige ungemein<lb/> hebend gegen den geſetzten Ernſt der älteren. Erſt im Herbſt<lb/> ſchwindet das brauſend-jugendliche Anſehen, und die Rückſeite über¬<lb/> zieht ein lichter goldiger Anflug. — Die andere Form, der <hi rendition="#g">ge</hi>¬<lb/><hi rendition="#g">franzte Alpenbalſam</hi> (<hi rendition="#aq">Rhododendron hirsutum</hi>), hat gewim¬<lb/> perte, d. h. am Rande mit oft langen, weißen Härchen beſetzte,<lb/> mehr eirund geformte Laubblätter, die meiſt oben und unten gleich<lb/> grün ſind, doch auch bisweilen an der Kehrſeite mit hellbraunen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0127]
Alpenroſe.
haben. „Mit welcher Wonne begrüßt dann der müde, keuchende Wan¬
derer den erſten Alpenroſenſtrauch und eilt trotz aller Erſchöpfung
im Fluge zu dem Felſen empor, von dem die Röschen ihm die
lächelnden Grüße der Alpennatur zuwinken; wie oft begleiten ſie
ihn mit ihrer ewigen Anmuth mitleidig durch lange Felſenlaby¬
rinthe und verkünden ihm Leben und volles Genüge in einer öden
Welt von grauſenhaften Steintrümmern. Ueberall gleich reizend
dekorirt die Alpenroſe tauſendfältig das tauſendfältig wechſelnde
Land ihrer Heimath und glüht bald als einzelne Roſenflamme
über dem ziſchenden Sturz des Eisbaches, bald überzieht ſie die
ganze Fläche des Berges, der ſich mit ſeinem Purpurteppich im
Spiegel des Alpſees malt, oder ſtreut ihre Blüthen geſellig in den
vielfarbigen Flor der Alpen.“ (Tſchudi.)
In den Alpen giebt es nur zwei Formen einer Species. Die
verbreitetſte und bis zu den Höhen von 6500 Fuß über dem Meere an¬
ſteigende iſt die roſtfarbene (Rhod. ferrugineum, — romaniſch Flur
bella), deshalb ſo genannt, weil die länglich lanzettförmigen, dun¬
kelgrünglänzenden, lederartig derben Laubblätter auf der unteren
Seite dicht mit einzeln kaum erkennbaren, roſtbraunen Drüſen¬
pünktchen überſäet ſind, die derſelben ein tief okerfarbenes, mit¬
unter ſogar kaffeebraunes Anſehen verleihen. Dies ſind die vor¬
jährigen, alſo überwinterten Blätter, welche an der Kehrſeite ſo ge¬
bräunt erſcheinen; die jungen heurigen, weichen Blättchen lachen
leuchtend an den Zweigſpitzen im jubelndſten Maigrün und kon¬
traſtiren durch dieſe Farbenfriſche bis zur Sommerneige ungemein
hebend gegen den geſetzten Ernſt der älteren. Erſt im Herbſt
ſchwindet das brauſend-jugendliche Anſehen, und die Rückſeite über¬
zieht ein lichter goldiger Anflug. — Die andere Form, der ge¬
franzte Alpenbalſam (Rhododendron hirsutum), hat gewim¬
perte, d. h. am Rande mit oft langen, weißen Härchen beſetzte,
mehr eirund geformte Laubblätter, die meiſt oben und unten gleich
grün ſind, doch auch bisweilen an der Kehrſeite mit hellbraunen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |