Aus dem reizendsten Winkel des Genfer-Sees bei Montreux und Chillon führen zwei Wege übers Gebirge in den Kanton Bern und ins Saane-Thal. Der eine derselben, la Tiniere, ist steinig, unwegsam und minder begangen, während der Pfad über den "Jaman" bequem, ziemlich belebt und leicht zu finden ist. Man glaube indessen nicht, daß diese beiden Gebirgswege eigentliche "Pässe" seien, wie sie in den Hochalpen-Kantonen Glarus, Uri, Graubünden und Wallis vorkommen, oder wie sie im Chamouny über die bekannten "Cols" führen; ihre Scheitelhöhe erreicht nir¬ gends 4700 Fuß über dem Meeresspiegel, und der Weg über den Jaman bietet mindestens alle halbe Stunden eine menschliche Wohnung.
Bei heiterem Wetter gewährt dieser Bergübergang unvergleich¬ lich schöne Rückblicke auf den See und seine reiche, malerische Uferscenerie; überraschen den Wanderer jedoch Nebel und Nacht auf diesen Höhen, dann sind Weg und Steg ungeheuerlich wie überall im Gebirge, und wehe dem, der keinen Führer hat oder vom rechten Wege abirrt.
Eine Nebel-Novelle.
Aus dem reizendſten Winkel des Genfer-Sees bei Montreux und Chillon führen zwei Wege übers Gebirge in den Kanton Bern und ins Saane-Thal. Der eine derſelben, la Tinière, iſt ſteinig, unwegſam und minder begangen, während der Pfad über den „Jaman“ bequem, ziemlich belebt und leicht zu finden iſt. Man glaube indeſſen nicht, daß dieſe beiden Gebirgswege eigentliche „Päſſe“ ſeien, wie ſie in den Hochalpen-Kantonen Glarus, Uri, Graubünden und Wallis vorkommen, oder wie ſie im Chamouny über die bekannten „Cols“ führen; ihre Scheitelhöhe erreicht nir¬ gends 4700 Fuß über dem Meeresſpiegel, und der Weg über den Jaman bietet mindeſtens alle halbe Stunden eine menſchliche Wohnung.
Bei heiterem Wetter gewährt dieſer Bergübergang unvergleich¬ lich ſchöne Rückblicke auf den See und ſeine reiche, maleriſche Uferſcenerie; überraſchen den Wanderer jedoch Nebel und Nacht auf dieſen Höhen, dann ſind Weg und Steg ungeheuerlich wie überall im Gebirge, und wehe dem, der keinen Führer hat oder vom rechten Wege abirrt.
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Eine Nebel-Novelle.
Aus dem reizendſten Winkel des Genfer-Sees bei Montreux
und Chillon führen zwei Wege übers Gebirge in den Kanton Bern
und ins Saane-Thal. Der eine derſelben, la Tinière, iſt ſteinig,
unwegſam und minder begangen, während der Pfad über den
„Jaman“ bequem, ziemlich belebt und leicht zu finden iſt. Man
glaube indeſſen nicht, daß dieſe beiden Gebirgswege eigentliche
„Päſſe“ ſeien, wie ſie in den Hochalpen-Kantonen Glarus, Uri,
Graubünden und Wallis vorkommen, oder wie ſie im Chamouny
über die bekannten „Cols“ führen; ihre Scheitelhöhe erreicht nir¬
gends 4700 Fuß über dem Meeresſpiegel, und der Weg über den
Jaman bietet mindeſtens alle halbe Stunden eine menſchliche
Wohnung.
Bei heiterem Wetter gewährt dieſer Bergübergang unvergleich¬
lich ſchöne Rückblicke auf den See und ſeine reiche, maleriſche
Uferſcenerie; überraſchen den Wanderer jedoch Nebel und Nacht
auf dieſen Höhen, dann ſind Weg und Steg ungeheuerlich wie
überall im Gebirge, und wehe dem, der keinen Führer hat oder
vom rechten Wege abirrt.
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. [119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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