Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.Erratische Blöcke. zeigen weithin an, aus wie viel Seiten- und Nebengletschern derHauptgletscher zusammengesetzt ist. Darum bleiben auch die, aus den verschiedenen Thälern stammenden Gesteine geschieden. Und darum wurden von den einstigen Riesengletschern die, durch diese beförderten, erratischen Blöcke je nur auf derjenigen Thalseite abgelagert, welche mit den tiefer im Gebirge liegenden Seitenthälern korrespondirt. Der bekannte schweizerische Geologe Escher von der Linth hat eine, auf lang¬ jährige Untersuchungen gegründete, Karte der Verbreitungsbezirke aller nördlich von den Alpen in der Schweiz gefundenen Irrblöcke her¬ ausgegeben. Wir finden solche erratische Gesteine aber auch an der Südseite der Alpen. Die Lombardischen Binnengewässer des Lago mag¬ giore, des Comer- und Garda-See's sind an ihren Ausflußenden von ganz ähnlichen Blockwällen geschlossen wie der Züricher-Sempacher- und Baldegger-See in der Schweiz. Außerdem zeigt sich das er¬ ratische Phänomen auch in dem Gebiete anderer Gebirge; die Py¬ renäen, das schottische Hochland, die schwedischen Kjölen, die Vo¬ gesen, die Cordilleren Amerikas haben eben so gut ihre Wander¬ blöcke wie die Alpen. Diese auf beiden Hemisphären auftretende Erscheinung zusam¬ Erratiſche Blöcke. zeigen weithin an, aus wie viel Seiten- und Nebengletſchern derHauptgletſcher zuſammengeſetzt iſt. Darum bleiben auch die, aus den verſchiedenen Thälern ſtammenden Geſteine geſchieden. Und darum wurden von den einſtigen Rieſengletſchern die, durch dieſe beförderten, erratiſchen Blöcke je nur auf derjenigen Thalſeite abgelagert, welche mit den tiefer im Gebirge liegenden Seitenthälern korreſpondirt. Der bekannte ſchweizeriſche Geologe Eſcher von der Linth hat eine, auf lang¬ jährige Unterſuchungen gegründete, Karte der Verbreitungsbezirke aller nördlich von den Alpen in der Schweiz gefundenen Irrblöcke her¬ ausgegeben. Wir finden ſolche erratiſche Geſteine aber auch an der Südſeite der Alpen. Die Lombardiſchen Binnengewäſſer des Lago mag¬ giore, des Comer- und Garda-See's ſind an ihren Ausflußenden von ganz ähnlichen Blockwällen geſchloſſen wie der Züricher-Sempacher- und Baldegger-See in der Schweiz. Außerdem zeigt ſich das er¬ ratiſche Phänomen auch in dem Gebiete anderer Gebirge; die Py¬ renäen, das ſchottiſche Hochland, die ſchwediſchen Kjölen, die Vo¬ geſen, die Cordilleren Amerikas haben eben ſo gut ihre Wander¬ blöcke wie die Alpen. Dieſe auf beiden Hemiſphären auftretende Erſcheinung zuſam¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr #g">Erratiſche Blöcke</hi>.<lb/></fw>zeigen weithin an, aus wie viel Seiten- und Nebengletſchern der<lb/> Hauptgletſcher zuſammengeſetzt iſt. Darum bleiben auch die, aus den<lb/> verſchiedenen Thälern ſtammenden Geſteine geſchieden. Und darum<lb/> wurden von den einſtigen Rieſengletſchern die, durch dieſe beförderten,<lb/> erratiſchen Blöcke je nur auf <hi rendition="#g">derjenigen</hi> Thalſeite abgelagert, welche<lb/> mit den tiefer im Gebirge liegenden Seitenthälern korreſpondirt. Der<lb/> bekannte ſchweizeriſche Geologe Eſcher von der Linth hat eine, auf lang¬<lb/> jährige Unterſuchungen gegründete, Karte der Verbreitungsbezirke<lb/> aller nördlich von den Alpen in der Schweiz gefundenen Irrblöcke her¬<lb/> ausgegeben. Wir finden ſolche erratiſche Geſteine aber auch an der<lb/> Südſeite der Alpen. Die Lombardiſchen Binnengewäſſer des Lago mag¬<lb/> giore, des Comer- und Garda-See's ſind an ihren Ausflußenden von<lb/> ganz ähnlichen Blockwällen geſchloſſen wie der Züricher-Sempacher-<lb/> und Baldegger-See in der Schweiz. Außerdem zeigt ſich das er¬<lb/> ratiſche Phänomen auch in dem Gebiete anderer Gebirge; die Py¬<lb/> renäen, das ſchottiſche Hochland, die ſchwediſchen Kjölen, die Vo¬<lb/> geſen, die Cordilleren Amerikas haben eben ſo gut ihre Wander¬<lb/> blöcke wie die Alpen.</p><lb/> <p>Dieſe auf beiden Hemiſphären auftretende Erſcheinung zuſam¬<lb/> mengefaßt, führt demnach zu der Annahme, daß einſt eine Periode<lb/> allgemeiner Erkältung und Vereiſung exiſtirt haben muß, die wohl<lb/> das jüngſte Ereigniß im Bildungsprozeſſe unſeres Erdkörpers war.<lb/> Denn wo man auch ſolche Irrblöcke findet, immer zeigen ſie ſich<lb/> als das letzte Ablagerungsmaterial, das erſt dann an ſeinen ge¬<lb/> genwärtigen Standort gelangte, als das Alpengebäude mit ſeinen<lb/> Thälern und Schluchten, Flußbetten und Seebecken ſchon, wie wir<lb/> es heute ſehen, beſtand.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [32/0050]
Erratiſche Blöcke.
zeigen weithin an, aus wie viel Seiten- und Nebengletſchern der
Hauptgletſcher zuſammengeſetzt iſt. Darum bleiben auch die, aus den
verſchiedenen Thälern ſtammenden Geſteine geſchieden. Und darum
wurden von den einſtigen Rieſengletſchern die, durch dieſe beförderten,
erratiſchen Blöcke je nur auf derjenigen Thalſeite abgelagert, welche
mit den tiefer im Gebirge liegenden Seitenthälern korreſpondirt. Der
bekannte ſchweizeriſche Geologe Eſcher von der Linth hat eine, auf lang¬
jährige Unterſuchungen gegründete, Karte der Verbreitungsbezirke
aller nördlich von den Alpen in der Schweiz gefundenen Irrblöcke her¬
ausgegeben. Wir finden ſolche erratiſche Geſteine aber auch an der
Südſeite der Alpen. Die Lombardiſchen Binnengewäſſer des Lago mag¬
giore, des Comer- und Garda-See's ſind an ihren Ausflußenden von
ganz ähnlichen Blockwällen geſchloſſen wie der Züricher-Sempacher-
und Baldegger-See in der Schweiz. Außerdem zeigt ſich das er¬
ratiſche Phänomen auch in dem Gebiete anderer Gebirge; die Py¬
renäen, das ſchottiſche Hochland, die ſchwediſchen Kjölen, die Vo¬
geſen, die Cordilleren Amerikas haben eben ſo gut ihre Wander¬
blöcke wie die Alpen.
Dieſe auf beiden Hemiſphären auftretende Erſcheinung zuſam¬
mengefaßt, führt demnach zu der Annahme, daß einſt eine Periode
allgemeiner Erkältung und Vereiſung exiſtirt haben muß, die wohl
das jüngſte Ereigniß im Bildungsprozeſſe unſeres Erdkörpers war.
Denn wo man auch ſolche Irrblöcke findet, immer zeigen ſie ſich
als das letzte Ablagerungsmaterial, das erſt dann an ſeinen ge¬
genwärtigen Standort gelangte, als das Alpengebäude mit ſeinen
Thälern und Schluchten, Flußbetten und Seebecken ſchon, wie wir
es heute ſehen, beſtand.
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