Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

die zweiterwähnte Blutung) intact, im Ganzen aber etwas
röthlich tingirt.

Der mittlere Heerd wurde von einem ca. 1 cm langen
thrombosirten Gefässrohre durchzogen, welches eine Ver-
zweigung der Arteria lenticulo-striata darstellt.

Die mikroscopische Untersuchung der Wandungen
dieses und der Gefässe der Plexus choroid., sowie der
grösseren Arterienstämme der Basis ergaben keine wesent-
lichen pathologischen Veränderungen, sondern zeigten ziem-
lich normale Structur.

Auch die andern Theile des Gehirns, namentlich die
rechte Hemisphäre zeigte nichts Abnormes.

Von der Section der übrigen Körperorgane wurde
Abstand genommen, da die wiederholte Untersuchung
niemals, auch nicht am Herzen, krankhafte Veränderungen
hatte entdecken lassen."

Diese Beobachtung schliesst sich den meinigen auf
das Engste an, nicht allein was die Art der Lesestörung
betrifft, sondern auch in Bezug auf die Gruppirung der
Symptome und den Gesammtverlauf des Krankheitsbildes.
Letzterer war freilich ein ausnahmsweis rapider.

Aber sie modificirt und vervollständigt zugleich die
meinigen.

Zunächst möchte ich erwähnen, dass Nieden seine
Kranken auch hinsichtlich des Schreibens und zwar des
Dictat-Schreibens untersucht und in dieser Richtung keiner-
lei Verminderung der Leistungsfähigkeit gefunden hat. Aber
ich möchte darauf hinweisen, dass man, was ich selbst leider
ebenfalls verabsäumte, ausserdem auch auf das Spontan-
Schreiben und namentlich das Schreiben nach Vorlage
prüfen solle.

Ferner hat N. constatiren können, in welchem Mo-
dus die Besserung der Lesestörung eintrat, wozu sich
mir keine Gelegenheit bot, indem er fand, dass Patient
3 Wochen nach der ersten Untersuchung nicht blos 4 bis

die zweiterwähnte Blutung) intact, im Ganzen aber etwas
röthlich tingirt.

Der mittlere Heerd wurde von einem ca. 1 cm langen
thrombosirten Gefässrohre durchzogen, welches eine Ver-
zweigung der Arteria lenticulo-striata darstellt.

Die mikroscopische Untersuchung der Wandungen
dieses und der Gefässe der Plexus choroid., sowie der
grösseren Arterienstämme der Basis ergaben keine wesent-
lichen pathologischen Veränderungen, sondern zeigten ziem-
lich normale Structur.

Auch die andern Theile des Gehirns, namentlich die
rechte Hemisphäre zeigte nichts Abnormes.

Von der Section der übrigen Körperorgane wurde
Abstand genommen, da die wiederholte Untersuchung
niemals, auch nicht am Herzen, krankhafte Veränderungen
hatte entdecken lassen.“

Diese Beobachtung schliesst sich den meinigen auf
das Engste an, nicht allein was die Art der Lesestörung
betrifft, sondern auch in Bezug auf die Gruppirung der
Symptome und den Gesammtverlauf des Krankheitsbildes.
Letzterer war freilich ein ausnahmsweis rapider.

Aber sie modificirt und vervollständigt zugleich die
meinigen.

Zunächst möchte ich erwähnen, dass Nieden seine
Kranken auch hinsichtlich des Schreibens und zwar des
Dictat-Schreibens untersucht und in dieser Richtung keiner-
lei Verminderung der Leistungsfähigkeit gefunden hat. Aber
ich möchte darauf hinweisen, dass man, was ich selbst leider
ebenfalls verabsäumte, ausserdem auch auf das Spontan-
Schreiben und namentlich das Schreiben nach Vorlage
prüfen solle.

Ferner hat N. constatiren können, in welchem Mo-
dus die Besserung der Lesestörung eintrat, wozu sich
mir keine Gelegenheit bot, indem er fand, dass Patient
3 Wochen nach der ersten Untersuchung nicht blos 4 bis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="55"/>
die zweiterwähnte Blutung) intact, im Ganzen aber etwas<lb/>
röthlich tingirt.</p><lb/>
        <p>Der mittlere Heerd wurde von einem ca. 1 cm langen<lb/>
thrombosirten Gefässrohre durchzogen, welches eine Ver-<lb/>
zweigung der Arteria lenticulo-striata darstellt.</p><lb/>
        <p>Die mikroscopische Untersuchung der Wandungen<lb/>
dieses und der Gefässe der Plexus choroid., sowie der<lb/>
grösseren Arterienstämme der Basis ergaben keine wesent-<lb/>
lichen pathologischen Veränderungen, sondern zeigten ziem-<lb/>
lich normale Structur.</p><lb/>
        <p>Auch die andern Theile des Gehirns, namentlich die<lb/>
rechte Hemisphäre zeigte nichts Abnormes.</p><lb/>
        <p>Von der Section der übrigen Körperorgane wurde<lb/>
Abstand genommen, da die wiederholte Untersuchung<lb/>
niemals, auch nicht am Herzen, krankhafte Veränderungen<lb/>
hatte entdecken lassen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Diese Beobachtung schliesst sich den meinigen auf<lb/>
das Engste an, nicht allein was die Art der Lesestörung<lb/>
betrifft, sondern auch in Bezug auf die Gruppirung der<lb/>
Symptome und den Gesammtverlauf des Krankheitsbildes.<lb/>
Letzterer war freilich ein ausnahmsweis rapider.</p><lb/>
        <p>Aber sie modificirt und vervollständigt zugleich die<lb/>
meinigen.</p><lb/>
        <p>Zunächst möchte ich erwähnen, dass <hi rendition="#g">Nieden</hi> seine<lb/>
Kranken auch hinsichtlich des Schreibens und zwar des<lb/>
Dictat-Schreibens untersucht und in dieser Richtung keiner-<lb/>
lei Verminderung der Leistungsfähigkeit gefunden hat. Aber<lb/>
ich möchte darauf hinweisen, dass man, was ich selbst leider<lb/>
ebenfalls verabsäumte, ausserdem auch auf das Spontan-<lb/>
Schreiben und namentlich das Schreiben nach Vorlage<lb/>
prüfen solle.</p><lb/>
        <p>Ferner hat N. constatiren können, in welchem Mo-<lb/>
dus die Besserung der Lesestörung eintrat, wozu sich<lb/>
mir keine Gelegenheit bot, indem er fand, dass Patient<lb/>
3 Wochen nach der ersten Untersuchung nicht blos 4 bis<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0059] die zweiterwähnte Blutung) intact, im Ganzen aber etwas röthlich tingirt. Der mittlere Heerd wurde von einem ca. 1 cm langen thrombosirten Gefässrohre durchzogen, welches eine Ver- zweigung der Arteria lenticulo-striata darstellt. Die mikroscopische Untersuchung der Wandungen dieses und der Gefässe der Plexus choroid., sowie der grösseren Arterienstämme der Basis ergaben keine wesent- lichen pathologischen Veränderungen, sondern zeigten ziem- lich normale Structur. Auch die andern Theile des Gehirns, namentlich die rechte Hemisphäre zeigte nichts Abnormes. Von der Section der übrigen Körperorgane wurde Abstand genommen, da die wiederholte Untersuchung niemals, auch nicht am Herzen, krankhafte Veränderungen hatte entdecken lassen.“ Diese Beobachtung schliesst sich den meinigen auf das Engste an, nicht allein was die Art der Lesestörung betrifft, sondern auch in Bezug auf die Gruppirung der Symptome und den Gesammtverlauf des Krankheitsbildes. Letzterer war freilich ein ausnahmsweis rapider. Aber sie modificirt und vervollständigt zugleich die meinigen. Zunächst möchte ich erwähnen, dass Nieden seine Kranken auch hinsichtlich des Schreibens und zwar des Dictat-Schreibens untersucht und in dieser Richtung keiner- lei Verminderung der Leistungsfähigkeit gefunden hat. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass man, was ich selbst leider ebenfalls verabsäumte, ausserdem auch auf das Spontan- Schreiben und namentlich das Schreiben nach Vorlage prüfen solle. Ferner hat N. constatiren können, in welchem Mo- dus die Besserung der Lesestörung eintrat, wozu sich mir keine Gelegenheit bot, indem er fand, dass Patient 3 Wochen nach der ersten Untersuchung nicht blos 4 bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/59
Zitationshilfe: Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/59>, abgerufen am 28.04.2024.