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Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.

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Am 25. Januar 1881 hatte K. Gelegenheit, selbst
einen der erwähnten Krampfanfälle zu beobachten. Wäh-
rend desselben reagirt die Kranke auf Anreden nicht;
dann erwacht sie plötzlich, wie aus einem tiefen Schlaf,
versucht zu sprechen, aber findet die Worte nicht. Gleich-
zeitig wird der Körper wie in einem heftigen Schüttel-
frost erschüttert, was sich mit vollkommen ruhigen, se-
cundenlangen Intervallen wiederholt, bis der Anfall, nach
ca. 10 Minuten, vorüber ist.

Von der ganzen Sache weiss die Kranke nachher
nur, dass sie sprechen wollte, aber die Worte nicht fand.

Unmittelbar nach dem Anfalle ist die Sehschärfe des
rechten Auges auf 1/2 gesunken. Eine zwei Tage später
vorgenommene Untersuchung ergiebt nun mehr eine Roth-
Grünblindheit des linken Auges.

Am 2. Februar liest Patienten links Snellen 0,5
mit + 1,5 D in 15 cm. Gleichzeitig wird ein geringer
Grad von Strabismus divergens beobachtet, welcher früher
nicht vorhanden war.

Eine am 11. Februar vorgenomme Untersuchung er-
giebt wieder rechterseits Myopie 5,5 D, S = 1, während
links Refraction und Sehschärfe gleichgeblieben sind. Da-
bei wurde rechterseits Snellen No. 0,5 fliessend gelesen,
links dagegen No. 0,6 nur zögernd und in grossen
Absätzen.
Gläser bessern nicht.

Bis zum 18. März wurde keine besondere Veränderung
beobachtet, an welchem Tage sich die Myopie rechter-
seits auf 4,5 zurückgegangen erwies, bei unveränderter
Sehschärfe, während links die Refraction unverändert ge-
blieben, aber die Sehschärfe auf 1/6 zurückgegangen war.

Gleichzeitig fällt auf, dass nunmehr auch rechts nur
zögernd und mit grossen Pausen je einige Worte gelesen
werden. Farbenperception an diesem Tage auffallender
Weise beiderseits normal.

Am 25. Januar 1881 hatte K. Gelegenheit, selbst
einen der erwähnten Krampfanfälle zu beobachten. Wäh-
rend desselben reagirt die Kranke auf Anreden nicht;
dann erwacht sie plötzlich, wie aus einem tiefen Schlaf,
versucht zu sprechen, aber findet die Worte nicht. Gleich-
zeitig wird der Körper wie in einem heftigen Schüttel-
frost erschüttert, was sich mit vollkommen ruhigen, se-
cundenlangen Intervallen wiederholt, bis der Anfall, nach
ca. 10 Minuten, vorüber ist.

Von der ganzen Sache weiss die Kranke nachher
nur, dass sie sprechen wollte, aber die Worte nicht fand.

Unmittelbar nach dem Anfalle ist die Sehschärfe des
rechten Auges auf ½ gesunken. Eine zwei Tage später
vorgenommene Untersuchung ergiebt nun mehr eine Roth-
Grünblindheit des linken Auges.

Am 2. Februar liest Patienten links Snellen 0,5
mit + 1,5 D in 15 cm. Gleichzeitig wird ein geringer
Grad von Strabismus divergens beobachtet, welcher früher
nicht vorhanden war.

Eine am 11. Februar vorgenomme Untersuchung er-
giebt wieder rechterseits Myopie 5,5 D, S = 1, während
links Refraction und Sehschärfe gleichgeblieben sind. Da-
bei wurde rechterseits Snellen No. 0,5 fliessend gelesen,
links dagegen No. 0,6 nur zögernd und in grossen
Absätzen.
Gläser bessern nicht.

Bis zum 18. März wurde keine besondere Veränderung
beobachtet, an welchem Tage sich die Myopie rechter-
seits auf 4,5 zurückgegangen erwies, bei unveränderter
Sehschärfe, während links die Refraction unverändert ge-
blieben, aber die Sehschärfe auf ⅙ zurückgegangen war.

Gleichzeitig fällt auf, dass nunmehr auch rechts nur
zögernd und mit grossen Pausen je einige Worte gelesen
werden. Farbenperception an diesem Tage auffallender
Weise beiderseits normal.

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[58/0062] Am 25. Januar 1881 hatte K. Gelegenheit, selbst einen der erwähnten Krampfanfälle zu beobachten. Wäh- rend desselben reagirt die Kranke auf Anreden nicht; dann erwacht sie plötzlich, wie aus einem tiefen Schlaf, versucht zu sprechen, aber findet die Worte nicht. Gleich- zeitig wird der Körper wie in einem heftigen Schüttel- frost erschüttert, was sich mit vollkommen ruhigen, se- cundenlangen Intervallen wiederholt, bis der Anfall, nach ca. 10 Minuten, vorüber ist. Von der ganzen Sache weiss die Kranke nachher nur, dass sie sprechen wollte, aber die Worte nicht fand. Unmittelbar nach dem Anfalle ist die Sehschärfe des rechten Auges auf ½ gesunken. Eine zwei Tage später vorgenommene Untersuchung ergiebt nun mehr eine Roth- Grünblindheit des linken Auges. Am 2. Februar liest Patienten links Snellen 0,5 mit + 1,5 D in 15 cm. Gleichzeitig wird ein geringer Grad von Strabismus divergens beobachtet, welcher früher nicht vorhanden war. Eine am 11. Februar vorgenomme Untersuchung er- giebt wieder rechterseits Myopie 5,5 D, S = 1, während links Refraction und Sehschärfe gleichgeblieben sind. Da- bei wurde rechterseits Snellen No. 0,5 fliessend gelesen, links dagegen No. 0,6 nur zögernd und in grossen Absätzen. Gläser bessern nicht. Bis zum 18. März wurde keine besondere Veränderung beobachtet, an welchem Tage sich die Myopie rechter- seits auf 4,5 zurückgegangen erwies, bei unveränderter Sehschärfe, während links die Refraction unverändert ge- blieben, aber die Sehschärfe auf ⅙ zurückgegangen war. Gleichzeitig fällt auf, dass nunmehr auch rechts nur zögernd und mit grossen Pausen je einige Worte gelesen werden. Farbenperception an diesem Tage auffallender Weise beiderseits normal.

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Zitationshilfe: Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/62>, abgerufen am 23.11.2024.