machen, und vor welchem meine Eltern und Geschwister gantz ungemeine Hochachtung und Liebe hatten. Sie brachte es bey demselben gar dahin, daß er mich An. 1691. im Herbst zu sich ins Haus nahm, auch des Abends offters mit sich essen ließ; da ich des Mittags meine Mensas ambulatorias hatte. Bey diesem Lin- guisten bekam ich die schönste Gelegenheit im Ebräischen mich zu üben, und auf den guten Grund zu bauen, den der Herr M. Gebauer, als der andere Collega in secundo Ordine, durch sein Collegium hebraicum, das er uns Secundanern, welches zu verwundern, den Winter zuvor gehalten, geleget hatte. Es war dieß ein vortrefflicher Schulmann, der Vater des ehemaligen Professoris Juris Feudalis all- hier, so von hier nach Göttingen gekommen: ein munterer und fleißiger Mann, den ich hertz- lich lieb hatte, und von dem ich sehr viel in dreyen Jahren in Theologicis, und Theologischen Con- troversien gelernet. Er hatte nur das Com- pendium Hutteri die Woche uns zu erklären, machte uns aber dabey die wichtigsten Contro- versien bekannt, dictirte uns derer Adversario- rum Objectiones, und unserer Theologorum Re- sponsiones, in die Feder, welches eine recht gefundene Sache, und ein recht Pabulum und Futter vor meine in diesem Studio hungerige, und zum disputiren
geneigte
bey einem Prediger,
machen, und vor welchem meine Eltern und Geſchwiſter gantz ungemeine Hochachtung und Liebe hatten. Sie brachte es bey demſelben gar dahin, daß er mich An. 1691. im Herbſt zu ſich ins Haus nahm, auch des Abends offters mit ſich eſſen ließ; da ich des Mittags meine Menſas ambulatorias hatte. Bey dieſem Lin- guiſten bekam ich die ſchoͤnſte Gelegenheit im Ebraͤiſchen mich zu uͤben, und auf den guten Grund zu bauen, den der Herr M. Gebauer, als der andere Collega in ſecundo Ordine, durch ſein Collegium hebraicum, das er uns Secundanern, welches zu verwundern, den Winter zuvor gehalten, geleget hatte. Es war dieß ein vortrefflicher Schulmann, der Vater des ehemaligen Profeſſoris Juris Feudalis all- hier, ſo von hier nach Goͤttingen gekommen: ein munterer und fleißiger Mann, den ich hertz- lich lieb hatte, und von dem ich ſehr viel in dreyen Jahren in Theologicis, und Theologiſchen Con- troverſien gelernet. Er hatte nur das Com- pendium Hutteri die Woche uns zu erklaͤren, machte uns aber dabey die wichtigſten Contro- verſien bekannt, dictirte uns derer Adverſario- rum Objectiones, und unſerer Theologorum Re- ſponſiones, in die Feder, welches eine recht gefundene Sache, und ein recht Pabulum und Futter vor meine in dieſem Studio hungerige, und zum diſputiren
geneigte
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bey einem Prediger,
machen, und vor welchem meine Eltern und
Geſchwiſter gantz ungemeine Hochachtung und
Liebe hatten. Sie brachte es bey demſelben
gar dahin, daß er mich An. 1691. im Herbſt zu
ſich ins Haus nahm, auch des Abends offters
mit ſich eſſen ließ; da ich des Mittags meine
Menſas ambulatorias hatte. Bey dieſem Lin-
guiſten bekam ich die ſchoͤnſte Gelegenheit im
Ebraͤiſchen mich zu uͤben, und auf den guten
Grund zu bauen, den der Herr M. Gebauer,
als der andere Collega in ſecundo Ordine,
durch ſein Collegium hebraicum, das er uns
Secundanern, welches zu verwundern, den
Winter zuvor gehalten, geleget hatte. Es war
dieß ein vortrefflicher Schulmann, der Vater
des ehemaligen Profeſſoris Juris Feudalis all-
hier, ſo von hier nach Goͤttingen gekommen:
ein munterer und fleißiger Mann, den ich hertz-
lich lieb hatte, und von dem ich ſehr viel in dreyen
Jahren in Theologicis, und Theologiſchen Con-
troverſien gelernet. Er hatte nur das Com-
pendium Hutteri die Woche uns zu erklaͤren,
machte uns aber dabey die wichtigſten Contro-
verſien bekannt, dictirte uns derer Adverſario-
rum Objectiones, und unſerer Theologorum Re-
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Sache, und ein recht Pabulum und Futter vor meine
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/114>, abgerufen am 23.11.2024.
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