Fleiß zugehöret, und drauf Achtung gegeben; denn schlafen kunte ich nicht, weil ich bis in die Nacht mit dem ietzigen Edlen Herrn von Adler- stein, der damals mein Schul-Camerad war, in der Karthe gespielet, und mir die Karthen- Blätter, und die Figuren stets noch vor Augen schwebten, welches auch eine Sache, so von meiner starcken Imagination und Phantasie zeu- gen kan.
Anno 1691. §. 14.
War ich, was meine Person anbetrifft, von Natur sehr furchtsam, so war eine von meinen Schwestern, die noch lebet, und schon 71. Jahr alt ist, desto behertzter. Sie scheuete sich nicht zu den vornehmsten Leuten, ja zu einigen hohen des Raths zu gehen, und wuste sich bey denselben durch allerhand Kleinigkeiten von Garten-Früch- ten, die sie zum Geschencke mitnahm, so ange- nehm zu machen, daß sie gerne mit ihr redeten. Jch wünschte, daß ich ein solches Naturell in der Jugend gehabt hätte, ich hätte in manchen Or- ten viel Vortheile vor mich daraus ziehen und machen wollen. Diese Schwester unterstund sich auch mit dem Prediger in der Neustadt, M Acoluth, der ehedessen haußen vor dem Thore unser Prediger gewesen war, sich bekannt zu
machen,
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wird Famulus
Fleiß zugehoͤret, und drauf Achtung gegeben; denn ſchlafen kunte ich nicht, weil ich bis in die Nacht mit dem ietzigen Edlen Herrn von Adler- ſtein, der damals mein Schul-Camerad war, in der Karthe geſpielet, und mir die Karthen- Blaͤtter, und die Figuren ſtets noch vor Augen ſchwebten, welches auch eine Sache, ſo von meiner ſtarcken Imagination und Phantaſie zeu- gen kan.
Anno 1691. §. 14.
War ich, was meine Perſon anbetrifft, von Natur ſehr furchtſam, ſo war eine von meinen Schweſtern, die noch lebet, und ſchon 71. Jahr alt iſt, deſto behertzter. Sie ſcheuete ſich nicht zu den vornehmſten Leuten, ja zu einigen hohen des Raths zu gehen, und wuſte ſich bey denſelben durch allerhand Kleinigkeiten von Garten-Fruͤch- ten, die ſie zum Geſchencke mitnahm, ſo ange- nehm zu machen, daß ſie gerne mit ihr redeten. Jch wuͤnſchte, daß ich ein ſolches Naturell in der Jugend gehabt haͤtte, ich haͤtte in manchen Or- ten viel Vortheile vor mich daraus ziehen und machen wollen. Dieſe Schweſter unterſtund ſich auch mit dem Prediger in der Neuſtadt, M Acoluth, der ehedeſſen haußen vor dem Thore unſer Prediger geweſen war, ſich bekannt zu
machen,
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wird Famulus
Fleiß zugehoͤret, und drauf Achtung gegeben;
denn ſchlafen kunte ich nicht, weil ich bis in die
Nacht mit dem ietzigen Edlen Herrn von Adler-
ſtein, der damals mein Schul-Camerad war,
in der Karthe geſpielet, und mir die Karthen-
Blaͤtter, und die Figuren ſtets noch vor Augen
ſchwebten, welches auch eine Sache, ſo von
meiner ſtarcken Imagination und Phantaſie zeu-
gen kan.
Anno 1691.
§. 14.
War ich, was meine Perſon anbetrifft, von
Natur ſehr furchtſam, ſo war eine von meinen
Schweſtern, die noch lebet, und ſchon 71. Jahr
alt iſt, deſto behertzter. Sie ſcheuete ſich nicht
zu den vornehmſten Leuten, ja zu einigen hohen
des Raths zu gehen, und wuſte ſich bey denſelben
durch allerhand Kleinigkeiten von Garten-Fruͤch-
ten, die ſie zum Geſchencke mitnahm, ſo ange-
nehm zu machen, daß ſie gerne mit ihr redeten.
Jch wuͤnſchte, daß ich ein ſolches Naturell in der
Jugend gehabt haͤtte, ich haͤtte in manchen Or-
ten viel Vortheile vor mich daraus ziehen und
machen wollen. Dieſe Schweſter unterſtund
ſich auch mit dem Prediger in der Neuſtadt,
M Acoluth, der ehedeſſen haußen vor dem Thore
unſer Prediger geweſen war, ſich bekannt zu
machen,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/113>, abgerufen am 23.11.2024.
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