Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

bekombt das Fieber,
Collegium Accentuatorium als Magister legens
halten, und das, was ich als ein Secundaner
gelernet, Studiosis auf der Academie mitthei-
len kunte.

Anno 1692.
§. 15.

Jn eben diesem Jahre gegen Fastnacht be-
kam ich das Fieber: und es war ein sehr groß
Glücke, daß ich nur ein Fieber bekam, von ei-
ner Unvorsichtigkeit, durch welche ich leicht um
mein Leben gar hätte kommen können. Mein
Hospes, der Prediger, heyrathete das andere-
mahl. Auf der Hochzeit, welche in des Herrn
Inspectoris Hause gehalten wurde, muste ich
ihm als Famulus aufwarten. An Ungarischem
Weine war kein Mangel; und weil ich des
Bräutigams Domestique, so mochte ich trin-
cken, so viel ich wolte. Jch nahm mich zwar
den ersten Tag sorgfältig in acht, daß ich nicht
durch Trunckenheit meinen Herrn prostituirte;
alleine den letzten Tag, in welchem Thau-Wet-
ter einfiel, mochte ich etwan aus Versehen ein
Gläßgen zu viel getruncken haben, welches mein
Kopf, der von wenigem Schlafe ohnedem schwach
war, nicht vertragen konte. Da nun der
Bräutigam um Mitternacht nach Hause fuhr,
stieg ich hinten auf den Wagen, wie die Laqueyen

zu

bekombt das Fieber,
Collegium Accentuatorium als Magiſter legens
halten, und das, was ich als ein Secundaner
gelernet, Studioſis auf der Academie mitthei-
len kunte.

Anno 1692.
§. 15.

Jn eben dieſem Jahre gegen Faſtnacht be-
kam ich das Fieber: und es war ein ſehr groß
Gluͤcke, daß ich nur ein Fieber bekam, von ei-
ner Unvorſichtigkeit, durch welche ich leicht um
mein Leben gar haͤtte kommen koͤnnen. Mein
Hoſpes, der Prediger, heyrathete das andere-
mahl. Auf der Hochzeit, welche in des Herrn
Inſpectoris Hauſe gehalten wurde, muſte ich
ihm als Famulus aufwarten. An Ungariſchem
Weine war kein Mangel; und weil ich des
Braͤutigams Domeſtique, ſo mochte ich trin-
cken, ſo viel ich wolte. Jch nahm mich zwar
den erſten Tag ſorgfaͤltig in acht, daß ich nicht
durch Trunckenheit meinen Herrn proſtituirte;
alleine den letzten Tag, in welchem Thau-Wet-
ter einfiel, mochte ich etwan aus Verſehen ein
Glaͤßgen zu viel getruncken haben, welches mein
Kopf, der von wenigem Schlafe ohnedem ſchwach
war, nicht vertragen konte. Da nun der
Braͤutigam um Mitternacht nach Hauſe fuhr,
ſtieg ich hinten auf den Wagen, wie die Laqueyen

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bekombt das Fieber,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Collegium Accentuatorium</hi> als <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;ter legens</hi><lb/>
halten, und das, was ich als ein <hi rendition="#aq">Secundan</hi>er<lb/>
gelernet, <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;is</hi> auf der <hi rendition="#aq">Academie</hi> mitthei-<lb/>
len kunte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1692.</hi><lb/>
§. 15.</head><lb/>
        <p>Jn eben die&#x017F;em Jahre gegen Fa&#x017F;tnacht be-<lb/>
kam ich das Fieber: und es war ein &#x017F;ehr groß<lb/>
Glu&#x0364;cke, daß ich nur ein Fieber bekam, von ei-<lb/>
ner Unvor&#x017F;ichtigkeit, durch welche ich leicht um<lb/>
mein Leben gar ha&#x0364;tte kommen ko&#x0364;nnen. Mein<lb/><hi rendition="#aq">Ho&#x017F;pes,</hi> der Prediger, heyrathete das andere-<lb/>
mahl. Auf der Hochzeit, welche in des Herrn<lb/><hi rendition="#aq">In&#x017F;pectoris</hi> Hau&#x017F;e gehalten wurde, mu&#x017F;te ich<lb/>
ihm als <hi rendition="#aq">Famulus</hi> aufwarten. An Ungari&#x017F;chem<lb/>
Weine war kein Mangel; und weil ich des<lb/>
Bra&#x0364;utigams <hi rendition="#aq">Dome&#x017F;tique,</hi> &#x017F;o mochte ich trin-<lb/>
cken, &#x017F;o viel ich wolte. Jch nahm mich zwar<lb/>
den er&#x017F;ten Tag &#x017F;orgfa&#x0364;ltig in acht, daß ich nicht<lb/>
durch Trunckenheit meinen Herrn <hi rendition="#aq">pro&#x017F;titui</hi>rte;<lb/>
alleine den letzten Tag, in welchem Thau-Wet-<lb/>
ter einfiel, mochte ich etwan aus Ver&#x017F;ehen ein<lb/>
Gla&#x0364;ßgen zu viel getruncken haben, welches mein<lb/>
Kopf, der von wenigem Schlafe ohnedem &#x017F;chwach<lb/>
war, nicht vertragen konte. Da nun der<lb/>
Bra&#x0364;utigam um Mitternacht nach Hau&#x017F;e fuhr,<lb/>
&#x017F;tieg ich hinten auf den Wagen, wie die <hi rendition="#aq">Laquey</hi>en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0116] bekombt das Fieber, Collegium Accentuatorium als Magiſter legens halten, und das, was ich als ein Secundaner gelernet, Studioſis auf der Academie mitthei- len kunte. Anno 1692. §. 15. Jn eben dieſem Jahre gegen Faſtnacht be- kam ich das Fieber: und es war ein ſehr groß Gluͤcke, daß ich nur ein Fieber bekam, von ei- ner Unvorſichtigkeit, durch welche ich leicht um mein Leben gar haͤtte kommen koͤnnen. Mein Hoſpes, der Prediger, heyrathete das andere- mahl. Auf der Hochzeit, welche in des Herrn Inſpectoris Hauſe gehalten wurde, muſte ich ihm als Famulus aufwarten. An Ungariſchem Weine war kein Mangel; und weil ich des Braͤutigams Domeſtique, ſo mochte ich trin- cken, ſo viel ich wolte. Jch nahm mich zwar den erſten Tag ſorgfaͤltig in acht, daß ich nicht durch Trunckenheit meinen Herrn proſtituirte; alleine den letzten Tag, in welchem Thau-Wet- ter einfiel, mochte ich etwan aus Verſehen ein Glaͤßgen zu viel getruncken haben, welches mein Kopf, der von wenigem Schlafe ohnedem ſchwach war, nicht vertragen konte. Da nun der Braͤutigam um Mitternacht nach Hauſe fuhr, ſtieg ich hinten auf den Wagen, wie die Laqueyen zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/116
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/116>, abgerufen am 24.11.2024.