zu thun pflegen, und hatte zwey Priester-Kragen in der Hand, dabey aber das Unglück, daß ich vom Wagen herunter in den Schnee fiel, der zur selbigen Zeit ungewöhnlich groß war, und vor Trunckenheit einschlieff, auch eher nicht er- wachte, als bis die Leute, so des Morgens halb 5. Uhr in die Früh-Predigt giengen, mich mit samt den Kragen im Schnee liegend antraffen, und mich aufweckten. Jch starrte vor Kälte, und bekam, wie schon gedacht, den Tag darauf das Fieber, davon ich aber in kurtzem durch fasten und hungern wieder befreyet wurde.
Anno 1692. §. 16.
Den Frühling darauf war ich noch mit dem Register über des Edmundi Castelli Lexico He- ptaglotto, und mit dem Zettul-legen, deren et- liche tausend waren, beschäfftiget. Denn weil mein Hospes als ein großer Linguiste den Alco- ran herauszugeben gesonnen war, auch aus sei- nem Namen Andreas Acolut per Anagramma heraus kam: tu edas Alcoran; so war das eines von seinen grösten Neben-Wercken, daß er schier täglich über solcher Version arbeitete, zu solchem Endzweck aber das obgedachte Lexicon brauchen muste, welches aber, wie bekannt, keinen Indicem und Register hat; sich also genö-
thiget
E 4
und verdrießliche Haͤndel
zu thun pflegen, und hatte zwey Prieſter-Kragen in der Hand, dabey aber das Ungluͤck, daß ich vom Wagen herunter in den Schnee fiel, der zur ſelbigen Zeit ungewoͤhnlich groß war, und vor Trunckenheit einſchlieff, auch eher nicht er- wachte, als bis die Leute, ſo des Morgens halb 5. Uhr in die Fruͤh-Predigt giengen, mich mit ſamt den Kragen im Schnee liegend antraffen, und mich aufweckten. Jch ſtarrte vor Kaͤlte, und bekam, wie ſchon gedacht, den Tag darauf das Fieber, davon ich aber in kurtzem durch faſten und hungern wieder befreyet wurde.
Anno 1692. §. 16.
Den Fruͤhling darauf war ich noch mit dem Regiſter uͤber des Edmundi Caſtelli Lexico He- ptaglotto, und mit dem Zettul-legen, deren et- liche tauſend waren, beſchaͤfftiget. Denn weil mein Hoſpes als ein großer Linguiſte den Alco- ran herauszugeben geſonnen war, auch aus ſei- nem Namen Andreas Acolut per Anagramma heraus kam: tu edas Alcoran; ſo war das eines von ſeinen groͤſten Neben-Wercken, daß er ſchier taͤglich uͤber ſolcher Verſion arbeitete, zu ſolchem Endzweck aber das obgedachte Lexicon brauchen muſte, welches aber, wie bekannt, keinen Indicem und Regiſter hat; ſich alſo genoͤ-
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und verdrießliche Haͤndel
zu thun pflegen, und hatte zwey Prieſter-Kragen
in der Hand, dabey aber das Ungluͤck, daß ich
vom Wagen herunter in den Schnee fiel, der
zur ſelbigen Zeit ungewoͤhnlich groß war, und
vor Trunckenheit einſchlieff, auch eher nicht er-
wachte, als bis die Leute, ſo des Morgens halb
5. Uhr in die Fruͤh-Predigt giengen, mich mit
ſamt den Kragen im Schnee liegend antraffen,
und mich aufweckten. Jch ſtarrte vor Kaͤlte,
und bekam, wie ſchon gedacht, den Tag darauf
das Fieber, davon ich aber in kurtzem durch faſten
und hungern wieder befreyet wurde.
Anno 1692.
§. 16.
Den Fruͤhling darauf war ich noch mit dem
Regiſter uͤber des Edmundi Caſtelli Lexico He-
ptaglotto, und mit dem Zettul-legen, deren et-
liche tauſend waren, beſchaͤfftiget. Denn weil
mein Hoſpes als ein großer Linguiſte den Alco-
ran herauszugeben geſonnen war, auch aus ſei-
nem Namen Andreas Acolut per Anagramma
heraus kam: tu edas Alcoran; ſo war das
eines von ſeinen groͤſten Neben-Wercken, daß
er ſchier taͤglich uͤber ſolcher Verſion arbeitete, zu
ſolchem Endzweck aber das obgedachte Lexicon
brauchen muſte, welches aber, wie bekannt,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/117>, abgerufen am 24.11.2024.
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