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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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eines Bettlers getröstet:
dem Eingange in das Gymnasium lieget, um zu
hören, was er singe, und ob ich etwan einen
Trost aus seinem Liede vor mich schöpffen könte.
Und alß ich zuhörte, und darauf Achtung gab,
so sang er eben die Worte: GOtt wird dich
auch zu rechter Zeit aus aller Noth und
Hertzeleid gantz wunderlich erlösen;
welche
zwar aus einem alten Liede genommen, das sich
anfängt: Betrübtes Hertz sey wohlgemuth,
was thust du so verzagen,
und was die Bet-
tel-Jungen bey mir gemeiniglich vor den Thüren
zu singen pflegen; sie giengen mir aber dermas-
sen zu Hertzen, daß es nicht anders war, als
wenn es GOtt selbst zu mir ins Hertze spräche,
so daß ich das, was mir dießmahl begegnete,
vor eine Göttliche Schickung ansahe. Der
Trost war überschwenglich, mit dem ich aufge-
richtet wurde, und gieng mit lebendiger und
frölicher Hoffnung, das Ende meiner Plagen zu
erleben, von dannen; habe auch diese Bege-
benheit stets unter die Haupt-Umstände meines
Lebens, und unter die gantz besondern Tröstun-
gen GOttes gezehlet, womit meine Seele in
großen Nöthen, so mich betroffen, erquicket
worden.

§. 25.

Sey hier, Geliebter Leser, nicht curieus
zu wissen, was denn das wohl vor Sünden

müssen

eines Bettlers getroͤſtet:
dem Eingange in das Gymnaſium lieget, um zu
hoͤren, was er ſinge, und ob ich etwan einen
Troſt aus ſeinem Liede vor mich ſchoͤpffen koͤnte.
Und alß ich zuhoͤrte, und darauf Achtung gab,
ſo ſang er eben die Worte: GOtt wird dich
auch zu rechter Zeit aus aller Noth und
Hertzeleid gantz wunderlich erloͤſen;
welche
zwar aus einem alten Liede genommen, das ſich
anfaͤngt: Betruͤbtes Hertz ſey wohlgemuth,
was thuſt du ſo verzagen,
und was die Bet-
tel-Jungen bey mir gemeiniglich vor den Thuͤren
zu ſingen pflegen; ſie giengen mir aber dermaſ-
ſen zu Hertzen, daß es nicht anders war, als
wenn es GOtt ſelbſt zu mir ins Hertze ſpraͤche,
ſo daß ich das, was mir dießmahl begegnete,
vor eine Goͤttliche Schickung anſahe. Der
Troſt war uͤberſchwenglich, mit dem ich aufge-
richtet wurde, und gieng mit lebendiger und
froͤlicher Hoffnung, das Ende meiner Plagen zu
erleben, von dannen; habe auch dieſe Bege-
benheit ſtets unter die Haupt-Umſtaͤnde meines
Lebens, und unter die gantz beſondern Troͤſtun-
gen GOttes gezehlet, womit meine Seele in
großen Noͤthen, ſo mich betroffen, erquicket
worden.

§. 25.

Sey hier, Geliebter Leſer, nicht curieus
zu wiſſen, was denn das wohl vor Suͤnden

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[100/0146] eines Bettlers getroͤſtet: dem Eingange in das Gymnaſium lieget, um zu hoͤren, was er ſinge, und ob ich etwan einen Troſt aus ſeinem Liede vor mich ſchoͤpffen koͤnte. Und alß ich zuhoͤrte, und darauf Achtung gab, ſo ſang er eben die Worte: GOtt wird dich auch zu rechter Zeit aus aller Noth und Hertzeleid gantz wunderlich erloͤſen; welche zwar aus einem alten Liede genommen, das ſich anfaͤngt: Betruͤbtes Hertz ſey wohlgemuth, was thuſt du ſo verzagen, und was die Bet- tel-Jungen bey mir gemeiniglich vor den Thuͤren zu ſingen pflegen; ſie giengen mir aber dermaſ- ſen zu Hertzen, daß es nicht anders war, als wenn es GOtt ſelbſt zu mir ins Hertze ſpraͤche, ſo daß ich das, was mir dießmahl begegnete, vor eine Goͤttliche Schickung anſahe. Der Troſt war uͤberſchwenglich, mit dem ich aufge- richtet wurde, und gieng mit lebendiger und froͤlicher Hoffnung, das Ende meiner Plagen zu erleben, von dannen; habe auch dieſe Bege- benheit ſtets unter die Haupt-Umſtaͤnde meines Lebens, und unter die gantz beſondern Troͤſtun- gen GOttes gezehlet, womit meine Seele in großen Noͤthen, ſo mich betroffen, erquicket worden. §. 25. Sey hier, Geliebter Leſer, nicht curieus zu wiſſen, was denn das wohl vor Suͤnden muͤſſen

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/146>, abgerufen am 22.11.2024.