gut transspiriret, und Gespenster siehet, wo keine zu finden, und macht sich wohl gar in Gesellschafften auf seine Unko- sten noch darüber lustig. Glauben aber andere ja noch dergleichen hohe Seelen-Plagen, die man geistliche An- fechtungen nennet: und sehen sie ja dieselben in abstracto, und an und vor sich selbst, als eine große, wichtige, und rühmens-würdige Sache an; so muß doch der wohl ihr sehr guter Freund, oder ihrer Parthey zugethan seyn, wo sie ihn nicht als einen ruhmräthi- gen Menschen, der große Dinge aus sich selbsten machen will, von Stund an ausschreyen sollen; insonderheit wenn sie selbst in solchen Dingen noch keine Erfahrung haben. Jch habe also es nicht wagen dürffen, meine Trübsaalen in diesem Tractate Gött-
liche
Vorrede.
gut transſpiriret, und Geſpenſter ſiehet, wo keine zu finden, und macht ſich wohl gar in Geſellſchafften auf ſeine Unko- ſten noch daruͤber luſtig. Glauben aber andere ja noch dergleichen hohe Seelen-Plagen, die man geiſtliche An- fechtungen nennet: und ſehen ſie ja dieſelben in abſtracto, und an und vor ſich ſelbſt, als eine große, wichtige, und ruͤhmens-wuͤrdige Sache an; ſo muß doch der wohl ihr ſehr guter Freund, oder ihrer Parthey zugethan ſeyn, wo ſie ihn nicht als einen ruhmraͤthi- gen Menſchen, der große Dinge aus ſich ſelbſten machen will, von Stund an ausſchreyen ſollen; inſonderheit wenn ſie ſelbſt in ſolchen Dingen noch keine Erfahrung haben. Jch habe alſo es nicht wagen duͤrffen, meine Truͤbſaalen in dieſem Tractate Goͤtt-
liche
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0016"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
gut <hirendition="#aq">transſpiri</hi>ret, und Geſpenſter ſiehet,<lb/>
wo keine zu finden, und macht ſich wohl<lb/>
gar in Geſellſchafften auf ſeine Unko-<lb/>ſten noch daruͤber luſtig. Glauben<lb/>
aber andere ja noch dergleichen hohe<lb/>
Seelen-Plagen, die man geiſtliche An-<lb/>
fechtungen nennet: und ſehen ſie ja<lb/>
dieſelben <hirendition="#aq">in abſtracto,</hi> und an und vor<lb/>ſich ſelbſt, als eine große, wichtige, und<lb/>
ruͤhmens-wuͤrdige Sache an; ſo muß<lb/>
doch der wohl ihr ſehr guter Freund,<lb/>
oder ihrer Parthey zugethan ſeyn,<lb/>
wo ſie ihn nicht als einen ruhmraͤthi-<lb/>
gen Menſchen, der große Dinge aus<lb/>ſich ſelbſten machen will, von Stund<lb/>
an ausſchreyen ſollen; inſonderheit<lb/>
wenn ſie ſelbſt in ſolchen Dingen noch<lb/>
keine Erfahrung haben. Jch habe<lb/>
alſo es nicht wagen duͤrffen, meine<lb/>
Truͤbſaalen in dieſem <hirendition="#aq">Tractat</hi>e Goͤtt-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">liche</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0016]
Vorrede.
gut transſpiriret, und Geſpenſter ſiehet,
wo keine zu finden, und macht ſich wohl
gar in Geſellſchafften auf ſeine Unko-
ſten noch daruͤber luſtig. Glauben
aber andere ja noch dergleichen hohe
Seelen-Plagen, die man geiſtliche An-
fechtungen nennet: und ſehen ſie ja
dieſelben in abſtracto, und an und vor
ſich ſelbſt, als eine große, wichtige, und
ruͤhmens-wuͤrdige Sache an; ſo muß
doch der wohl ihr ſehr guter Freund,
oder ihrer Parthey zugethan ſeyn,
wo ſie ihn nicht als einen ruhmraͤthi-
gen Menſchen, der große Dinge aus
ſich ſelbſten machen will, von Stund
an ausſchreyen ſollen; inſonderheit
wenn ſie ſelbſt in ſolchen Dingen noch
keine Erfahrung haben. Jch habe
alſo es nicht wagen duͤrffen, meine
Truͤbſaalen in dieſem Tractate Goͤtt-
liche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/16>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.