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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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den Nutzen desselben;
des Fastens so starck schon dazumahl, daß ich
auch in Compagnien zu tadeln anfieng, daß wir
Lutheraner nach Luthero das Kind mit dem
Bade ausgeschüttet, und, da wir nur das ver-
dienstliche, und abergläubische Fasten hätten ver-
werffen sollen, wir nun überhaupt auf alles Fa-
sten nur laulich, und kaltsinnig drängen, und sol-
ches beynahe, insonderheit in Buß-Tagen, zum
allgemeinen Gelächter werden laßen.

Anno 1695.
§. 29.

Jch hatte gemeynet, daferne ich nur die
Sünden nicht mehr thun, und die That dersel-
ben unterlaßen würde, daß alsdann eine bestän-
dige Freude, und Gemüths-Ruhe von Stund
an erfolgen müsse. Dieses geschahe freylich
endlich wohl, aber nicht so bald, und beständig,
als ich gedacht hatte. Denn nun, da die
sündlichen Wercke außen blieben, und dem
Verstande ie mehr und mehr die Augen aufgien-
gen, mein ehemahliges Leben recht einzusehen;
so fieng mir die Sünde erst an recht heßlich vor-
zukommen, und in ihrer schändlichen Gestalt zu
erscheinen. Jch grämte mich, daß ich in mei-
ner ersten Jugend das Unglück gehabt, in den
Koth der Sünden so tieff hinein zu fallen, und
mein Gewissen zu verunreinigen. Mit einem

Worte,

den Nutzen deſſelben;
des Faſtens ſo ſtarck ſchon dazumahl, daß ich
auch in Compagnien zu tadeln anfieng, daß wir
Lutheraner nach Luthero das Kind mit dem
Bade ausgeſchuͤttet, und, da wir nur das ver-
dienſtliche, und aberglaͤubiſche Faſten haͤtten ver-
werffen ſollen, wir nun uͤberhaupt auf alles Fa-
ſten nur laulich, und kaltſinnig draͤngen, und ſol-
ches beynahe, inſonderheit in Buß-Tagen, zum
allgemeinen Gelaͤchter werden laßen.

Anno 1695.
§. 29.

Jch hatte gemeynet, daferne ich nur die
Suͤnden nicht mehr thun, und die That derſel-
ben unterlaßen wuͤrde, daß alsdann eine beſtaͤn-
dige Freude, und Gemuͤths-Ruhe von Stund
an erfolgen muͤſſe. Dieſes geſchahe freylich
endlich wohl, aber nicht ſo bald, und beſtaͤndig,
als ich gedacht hatte. Denn nun, da die
ſuͤndlichen Wercke außen blieben, und dem
Verſtande ie mehr und mehr die Augen aufgien-
gen, mein ehemahliges Leben recht einzuſehen;
ſo fieng mir die Suͤnde erſt an recht heßlich vor-
zukommen, und in ihrer ſchaͤndlichen Geſtalt zu
erſcheinen. Jch graͤmte mich, daß ich in mei-
ner erſten Jugend das Ungluͤck gehabt, in den
Koth der Suͤnden ſo tieff hinein zu fallen, und
mein Gewiſſen zu verunreinigen. Mit einem

Worte,
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[114/0160] den Nutzen deſſelben; des Faſtens ſo ſtarck ſchon dazumahl, daß ich auch in Compagnien zu tadeln anfieng, daß wir Lutheraner nach Luthero das Kind mit dem Bade ausgeſchuͤttet, und, da wir nur das ver- dienſtliche, und aberglaͤubiſche Faſten haͤtten ver- werffen ſollen, wir nun uͤberhaupt auf alles Fa- ſten nur laulich, und kaltſinnig draͤngen, und ſol- ches beynahe, inſonderheit in Buß-Tagen, zum allgemeinen Gelaͤchter werden laßen. Anno 1695. §. 29. Jch hatte gemeynet, daferne ich nur die Suͤnden nicht mehr thun, und die That derſel- ben unterlaßen wuͤrde, daß alsdann eine beſtaͤn- dige Freude, und Gemuͤths-Ruhe von Stund an erfolgen muͤſſe. Dieſes geſchahe freylich endlich wohl, aber nicht ſo bald, und beſtaͤndig, als ich gedacht hatte. Denn nun, da die ſuͤndlichen Wercke außen blieben, und dem Verſtande ie mehr und mehr die Augen aufgien- gen, mein ehemahliges Leben recht einzuſehen; ſo fieng mir die Suͤnde erſt an recht heßlich vor- zukommen, und in ihrer ſchaͤndlichen Geſtalt zu erſcheinen. Jch graͤmte mich, daß ich in mei- ner erſten Jugend das Ungluͤck gehabt, in den Koth der Suͤnden ſo tieff hinein zu fallen, und mein Gewiſſen zu verunreinigen. Mit einem Worte,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/160>, abgerufen am 24.11.2024.