Worte, das Gewissen fieng mich ietzt erst recht an zu nagen, und die Traurigkeit wegen began- gener Missethaten setzte mir so gewaltig zu, daß ich mich derselben nicht erwehren konte. Sie wurde noch größer, alß ich Lipsii Buch de Constantia in die Hände bekam, und solches durchlas. Der melancholische Stylus, in welchem das Tractätlein geschrieben, und inson- derheit das Capitel, in welchem von einem bö- sen Gewissen gehandelt wird, waren fähig, mei- nen traurigen Humeur noch mehr zu erregen. Und noch einen größern Eindruck in meine be- trübte, und bekümmerte Seele machte das ver- lohrne Schaflein des Herrn Scrivers, welches nicht ohne sonderbare Schickung GOttes, wie ich glaube, mir zu solcher Zeit in die Hände kam, und welches ich gantz durchlas. Das schreckliche Exempel des Menschen, der sich dem Teufel verschrieben, und kümmerlich wieder zu- rechte gebracht worden, und doch hernach wie- der zurücke gefallen: ingleichen die andern Hi- storien von entsetzlichen Sünden-Fällen großer Ubelthäter, die zum Theil ein Ende mit Schrecken genommen, oder noch durch beson- dere Gnade GOttes aus ihrer Seelen-Gefahr erlöset worden, und welche Herr Scriver diesem seinem Tractate hinten angehenget, waren ein rechtes Oel in das Feuer meines Gewissens,
welches
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und obwol das Gewiſſen
Worte, das Gewiſſen fieng mich ietzt erſt recht an zu nagen, und die Traurigkeit wegen began- gener Miſſethaten ſetzte mir ſo gewaltig zu, daß ich mich derſelben nicht erwehren konte. Sie wurde noch groͤßer, alß ich Lipſii Buch de Conſtantia in die Haͤnde bekam, und ſolches durchlas. Der melancholiſche Stylus, in welchem das Tractaͤtlein geſchrieben, und inſon- derheit das Capitel, in welchem von einem boͤ- ſen Gewiſſen gehandelt wird, waren faͤhig, mei- nen traurigen Humeur noch mehr zu erregen. Und noch einen groͤßern Eindruck in meine be- truͤbte, und bekuͤmmerte Seele machte das ver- lohrne Schaflein des Herrn Scrivers, welches nicht ohne ſonderbare Schickung GOttes, wie ich glaube, mir zu ſolcher Zeit in die Haͤnde kam, und welches ich gantz durchlas. Das ſchreckliche Exempel des Menſchen, der ſich dem Teufel verſchrieben, und kuͤmmerlich wieder zu- rechte gebracht worden, und doch hernach wie- der zuruͤcke gefallen: ingleichen die andern Hi- ſtorien von entſetzlichen Suͤnden-Faͤllen großer Ubelthaͤter, die zum Theil ein Ende mit Schrecken genommen, oder noch durch beſon- dere Gnade GOttes aus ihrer Seelen-Gefahr erloͤſet worden, und welche Herr Scriver dieſem ſeinem Tractate hinten angehenget, waren ein rechtes Oel in das Feuer meines Gewiſſens,
welches
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und obwol das Gewiſſen
Worte, das Gewiſſen fieng mich ietzt erſt recht
an zu nagen, und die Traurigkeit wegen began-
gener Miſſethaten ſetzte mir ſo gewaltig zu, daß
ich mich derſelben nicht erwehren konte. Sie
wurde noch groͤßer, alß ich Lipſii Buch de
Conſtantia in die Haͤnde bekam, und ſolches
durchlas. Der melancholiſche Stylus, in
welchem das Tractaͤtlein geſchrieben, und inſon-
derheit das Capitel, in welchem von einem boͤ-
ſen Gewiſſen gehandelt wird, waren faͤhig, mei-
nen traurigen Humeur noch mehr zu erregen.
Und noch einen groͤßern Eindruck in meine be-
truͤbte, und bekuͤmmerte Seele machte das ver-
lohrne Schaflein des Herrn Scrivers, welches
nicht ohne ſonderbare Schickung GOttes, wie
ich glaube, mir zu ſolcher Zeit in die Haͤnde
kam, und welches ich gantz durchlas. Das
ſchreckliche Exempel des Menſchen, der ſich dem
Teufel verſchrieben, und kuͤmmerlich wieder zu-
rechte gebracht worden, und doch hernach wie-
der zuruͤcke gefallen: ingleichen die andern Hi-
ſtorien von entſetzlichen Suͤnden-Faͤllen großer
Ubelthaͤter, die zum Theil ein Ende mit
Schrecken genommen, oder noch durch beſon-
dere Gnade GOttes aus ihrer Seelen-Gefahr
erloͤſet worden, und welche Herr Scriver dieſem
ſeinem Tractate hinten angehenget, waren ein
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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