Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

An. 1699 seine Reflexion:
gungen, dessen Geist kein gut Gedächtniß haben
muß, vorgiebt, welche Finsterniß an der Größe,
wie mich bedünckt, die von An. 1699. noch in
etwas übertroffen.

Anno 1699.
§. 41.

Das war mein erstes Jahr auf der Univer-
sit
ät. Jch kunte mit wenigem Gelde auskom-
men, denn ich lebte mäßig und sparsam; und
die Collegia kosteten mich auch nicht viel, weil
ich deren wenig hielt, oder dieselben gratis hatte.
Jch fieng auch schon an, einen halben Sprach-
Meister zu agiren, und einige gute Freunde im
Jtalienischen, und Frantzösischen zu informiren,
welche Sprachen ich, wie gedacht, in den letzten
Jahren auf dem Gymnasio gelernet hatte; welches
ietzt meinem Armuth wohl zu statten kam. Jn-
gleichen muste ich gegen gute Bezahlung einem,
so der Mystischen Theologie ergeben, die soge-
nannte Deutsche Theologie ins Lateinische
übersetzen, welche Ubersetzung aber meines Wis-
sens nicht gedruckt worden, ohne Zweifel, weil
ihm hernach Castellionis, oder eines andern
Ubersetzung zu Handen gekommen.

Anno 1700.

Anno 1700. in Ostern änderte ich mein Lo-
gis.
Jch wünschte gerne auf einer Stube alleine

zu
L 3

An. 1699 ſeine Reflexion:
gungen, deſſen Geiſt kein gut Gedaͤchtniß haben
muß, vorgiebt, welche Finſterniß an der Groͤße,
wie mich beduͤnckt, die von An. 1699. noch in
etwas uͤbertroffen.

Anno 1699.
§. 41.

Das war mein erſtes Jahr auf der Univer-
ſit
aͤt. Jch kunte mit wenigem Gelde auskom-
men, denn ich lebte maͤßig und ſparſam; und
die Collegia koſteten mich auch nicht viel, weil
ich deren wenig hielt, oder dieſelben gratis hatte.
Jch fieng auch ſchon an, einen halben Sprach-
Meiſter zu agiren, und einige gute Freunde im
Jtalieniſchen, und Frantzoͤſiſchen zu informiren,
welche Sprachen ich, wie gedacht, in den letzten
Jahren auf dem Gymnaſio gelernet hatte; welches
ietzt meinem Armuth wohl zu ſtatten kam. Jn-
gleichen muſte ich gegen gute Bezahlung einem,
ſo der Myſtiſchen Theologie ergeben, die ſoge-
nannte Deutſche Theologie ins Lateiniſche
uͤberſetzen, welche Uberſetzung aber meines Wiſ-
ſens nicht gedruckt worden, ohne Zweifel, weil
ihm hernach Caſtellionis, oder eines andern
Uberſetzung zu Handen gekommen.

Anno 1700.

Anno 1700. in Oſtern aͤnderte ich mein Lo-
gis.
Jch wuͤnſchte gerne auf einer Stube alleine

zu
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">An.</hi> 1699 <hi rendition="#b">&#x017F;eine</hi> <hi rendition="#aq">Reflexion:</hi></fw><lb/>
gungen, de&#x017F;&#x017F;en Gei&#x017F;t kein gut Geda&#x0364;chtniß haben<lb/>
muß, vorgiebt, welche Fin&#x017F;terniß an der Gro&#x0364;ße,<lb/>
wie mich bedu&#x0364;nckt, die von <hi rendition="#aq">An.</hi> 1699. noch in<lb/>
etwas u&#x0364;bertroffen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1699.<lb/>
§. 41.</head><lb/>
        <p>Das war mein er&#x017F;tes Jahr auf der <hi rendition="#aq">Univer-<lb/>
&#x017F;it</hi>a&#x0364;t. Jch kunte mit wenigem Gelde auskom-<lb/>
men, denn ich lebte ma&#x0364;ßig und &#x017F;par&#x017F;am; und<lb/>
die <hi rendition="#aq">Collegia</hi> ko&#x017F;teten mich auch nicht viel, weil<lb/>
ich deren wenig hielt, oder die&#x017F;elben <hi rendition="#aq">gratis</hi> hatte.<lb/>
Jch fieng auch &#x017F;chon an, einen halben Sprach-<lb/>
Mei&#x017F;ter zu <hi rendition="#aq">agi</hi>ren, und einige gute Freunde im<lb/>
Jtalieni&#x017F;chen, und Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen zu <hi rendition="#aq">informi</hi>ren,<lb/>
welche Sprachen ich, wie gedacht, in den letzten<lb/>
Jahren auf dem <hi rendition="#aq">Gymna&#x017F;io</hi> gelernet hatte; welches<lb/>
ietzt meinem Armuth wohl zu &#x017F;tatten kam. Jn-<lb/>
gleichen mu&#x017F;te ich gegen gute Bezahlung einem,<lb/>
&#x017F;o der <hi rendition="#aq">My&#x017F;ti</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Theologie</hi> ergeben, die &#x017F;oge-<lb/>
nannte <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Theologie</hi> ins Lateini&#x017F;che<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzen, welche Uber&#x017F;etzung aber meines Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens nicht gedruckt worden, ohne Zweifel, weil<lb/>
ihm hernach <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;tellionis,</hi> oder eines andern<lb/>
Uber&#x017F;etzung zu Handen gekommen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1700.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1700. in O&#x017F;tern a&#x0364;nderte ich mein <hi rendition="#aq">Lo-<lb/>
gis.</hi> Jch wu&#x0364;n&#x017F;chte gerne auf einer Stube alleine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0211] An. 1699 ſeine Reflexion: gungen, deſſen Geiſt kein gut Gedaͤchtniß haben muß, vorgiebt, welche Finſterniß an der Groͤße, wie mich beduͤnckt, die von An. 1699. noch in etwas uͤbertroffen. Anno 1699. §. 41. Das war mein erſtes Jahr auf der Univer- ſitaͤt. Jch kunte mit wenigem Gelde auskom- men, denn ich lebte maͤßig und ſparſam; und die Collegia koſteten mich auch nicht viel, weil ich deren wenig hielt, oder dieſelben gratis hatte. Jch fieng auch ſchon an, einen halben Sprach- Meiſter zu agiren, und einige gute Freunde im Jtalieniſchen, und Frantzoͤſiſchen zu informiren, welche Sprachen ich, wie gedacht, in den letzten Jahren auf dem Gymnaſio gelernet hatte; welches ietzt meinem Armuth wohl zu ſtatten kam. Jn- gleichen muſte ich gegen gute Bezahlung einem, ſo der Myſtiſchen Theologie ergeben, die ſoge- nannte Deutſche Theologie ins Lateiniſche uͤberſetzen, welche Uberſetzung aber meines Wiſ- ſens nicht gedruckt worden, ohne Zweifel, weil ihm hernach Caſtellionis, oder eines andern Uberſetzung zu Handen gekommen. Anno 1700. Anno 1700. in Oſtern aͤnderte ich mein Lo- gis. Jch wuͤnſchte gerne auf einer Stube alleine zu L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/211
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/211>, abgerufen am 21.11.2024.