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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Will sein Logis verändern,
zu seyn, damit mich niemand im studiren hin-
dern möchte. Der bisherige Stuben-Pursche
war zwar von der Schule her mein guter Be-
kannter; ich kunte aber doch nicht recht mit ihm
in allem harmoniren. Jch miethete demnach
bey dem alten Herrn Kecken, dem Auctionario,
auf dem Thomas-Kirchhof ein. Allein ich
hatte kaum drauf gegeben, so reuete es mich schon
wieder. Jch hatte mich übereilet, und einige
Umstände nicht recht erwogen. Die Stube
war im Hofe, und sehr dunckel. Man sagte
mir, es werde um 9. Uhr des Morgens erst recht
lichte, und im Winter thäte es Noth, man
zündte um 2. Uhr Nachmittage schon wieder ein
Licht an. Jch gerieth darüber in unmäßige
Sorge und Kummer, so daß ich etliche Tage
des Nachts nicht ein Auge davor zuthun kunte.
Jch sann, und sann, wie ich wieder loskommen
könte, und wuste doch kein Mittel zu erfinden.
Endlich fiel mir eine Entschuldigung ein, warum
ich die Stube nicht beziehen könte, und Herr
Keck nahm solche zu meinem großen Vergnügen
an. Du wirst vielleicht lachen, daß eine so
geringe Sache mich embarassiren, und einnehmen
können; aber was kan ich davor, daß mir die Na-
tur keinen stärckern Kopff gegeben? Mein Haupt
ist zum sorgen, und in zweifelhafften Fällen zum
Wehlen in meinem Leben iederzeit so schwach ge-

wesen

Will ſein Logis veraͤndern,
zu ſeyn, damit mich niemand im ſtudiren hin-
dern moͤchte. Der bisherige Stuben-Purſche
war zwar von der Schule her mein guter Be-
kannter; ich kunte aber doch nicht recht mit ihm
in allem harmoniren. Jch miethete demnach
bey dem alten Herrn Kecken, dem Auctionario,
auf dem Thomas-Kirchhof ein. Allein ich
hatte kaum drauf gegeben, ſo reuete es mich ſchon
wieder. Jch hatte mich uͤbereilet, und einige
Umſtaͤnde nicht recht erwogen. Die Stube
war im Hofe, und ſehr dunckel. Man ſagte
mir, es werde um 9. Uhr des Morgens erſt recht
lichte, und im Winter thaͤte es Noth, man
zuͤndte um 2. Uhr Nachmittage ſchon wieder ein
Licht an. Jch gerieth daruͤber in unmaͤßige
Sorge und Kummer, ſo daß ich etliche Tage
des Nachts nicht ein Auge davor zuthun kunte.
Jch ſann, und ſann, wie ich wieder loskommen
koͤnte, und wuſte doch kein Mittel zu erfinden.
Endlich fiel mir eine Entſchuldigung ein, warum
ich die Stube nicht beziehen koͤnte, und Herr
Keck nahm ſolche zu meinem großen Vergnuͤgen
an. Du wirſt vielleicht lachen, daß eine ſo
geringe Sache mich embaraſſiren, und einnehmen
koͤnnen; aber was kan ich davor, daß mir die Na-
tur keinen ſtaͤrckern Kopff gegeben? Mein Haupt
iſt zum ſorgen, und in zweifelhafften Faͤllen zum
Wehlen in meinem Leben iederzeit ſo ſchwach ge-

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[166/0212] Will ſein Logis veraͤndern, zu ſeyn, damit mich niemand im ſtudiren hin- dern moͤchte. Der bisherige Stuben-Purſche war zwar von der Schule her mein guter Be- kannter; ich kunte aber doch nicht recht mit ihm in allem harmoniren. Jch miethete demnach bey dem alten Herrn Kecken, dem Auctionario, auf dem Thomas-Kirchhof ein. Allein ich hatte kaum drauf gegeben, ſo reuete es mich ſchon wieder. Jch hatte mich uͤbereilet, und einige Umſtaͤnde nicht recht erwogen. Die Stube war im Hofe, und ſehr dunckel. Man ſagte mir, es werde um 9. Uhr des Morgens erſt recht lichte, und im Winter thaͤte es Noth, man zuͤndte um 2. Uhr Nachmittage ſchon wieder ein Licht an. Jch gerieth daruͤber in unmaͤßige Sorge und Kummer, ſo daß ich etliche Tage des Nachts nicht ein Auge davor zuthun kunte. Jch ſann, und ſann, wie ich wieder loskommen koͤnte, und wuſte doch kein Mittel zu erfinden. Endlich fiel mir eine Entſchuldigung ein, warum ich die Stube nicht beziehen koͤnte, und Herr Keck nahm ſolche zu meinem großen Vergnuͤgen an. Du wirſt vielleicht lachen, daß eine ſo geringe Sache mich embaraſſiren, und einnehmen koͤnnen; aber was kan ich davor, daß mir die Na- tur keinen ſtaͤrckern Kopff gegeben? Mein Haupt iſt zum ſorgen, und in zweifelhafften Faͤllen zum Wehlen in meinem Leben iederzeit ſo ſchwach ge- weſen

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/212>, abgerufen am 21.11.2024.