Dieses Jahr gieng der terministische Streit in Leipzig zwischen D Rechenbergen, und D. Jtti- gen an; der, wie bekannt, mit großer Hefftig- keit und vielen Affecten auf beyden Seiten geführet wurde. Jch gab mir gleich Mühe, die Sache zu untersuchen, und so viel möglich das wahre von dem falschen zu unterscheiden. Denn die Polemica fieng damals ohne dem an mein Haupt- Studium zu werden. Das erste halbe Jahr hatte ich noch unmäßige Liebe zum Studio lin- guarum und Rabbinico, und zur Historia litte- raria gehabt, zu Ende aber desselben fieng mir an davor zu eckeln, ohne daß ich den mäßigen Ge- brauch der Historiae litterariae noch billigte, und in so weit derselben noch ergeben war. Chal- däisch, und Syrisch hatte ich in kurtzer Zeit ge- lernet, und war willens im Arabischen, wo ich einen kleinen Anfang hatte, es ohngefehr so weit, wie im Hebräischen zu bringen. Allein ich dachte dazumahl: Was vor große Dinge werde ich denn nun durch Hülffe der Morgenländischen Sprachen thun, und ausrichten? Etliche Oerter und Dubia vexata in der heiligen Schrifft, wie Herr D. Pfeiffer gethan, aufzulösen, und den rechten Verstand derselben zu zeigen, daferne es
nur
Hoͤrt auf dieHiſtoriam
Anno 1700. §. 42.
Dieſes Jahr gieng der terminiſtiſche Streit in Leipzig zwiſchen D Rechenbergen, und D. Jtti- gen an; der, wie bekannt, mit großer Hefftig- keit und vielen Affecten auf beyden Seiten gefuͤhret wurde. Jch gab mir gleich Muͤhe, die Sache zu unterſuchen, und ſo viel moͤglich das wahre von dem falſchen zu unterſcheiden. Denn die Polemica fieng damals ohne dem an mein Haupt- Studium zu werden. Das erſte halbe Jahr hatte ich noch unmaͤßige Liebe zum Studio lin- guarum und Rabbinico, und zur Hiſtoria litte- raria gehabt, zu Ende aber deſſelben fieng mir an davor zu eckeln, ohne daß ich den maͤßigen Ge- brauch der Hiſtoriæ litterariæ noch billigte, und in ſo weit derſelben noch ergeben war. Chal- daͤiſch, und Syriſch hatte ich in kurtzer Zeit ge- lernet, und war willens im Arabiſchen, wo ich einen kleinen Anfang hatte, es ohngefehr ſo weit, wie im Hebraͤiſchen zu bringen. Allein ich dachte dazumahl: Was vor große Dinge werde ich denn nun durch Huͤlffe der Morgenlaͤndiſchen Sprachen thun, und ausrichten? Etliche Oerter und Dubia vexata in der heiligen Schrifft, wie Herr D. Pfeiffer gethan, aufzuloͤſen, und den rechten Verſtand derſelben zu zeigen, daferne es
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Hoͤrt auf die Hiſtoriam
Anno 1700.
§. 42.
Dieſes Jahr gieng der terminiſtiſche Streit
in Leipzig zwiſchen D Rechenbergen, und D. Jtti-
gen an; der, wie bekannt, mit großer Hefftig-
keit und vielen Affecten auf beyden Seiten gefuͤhret
wurde. Jch gab mir gleich Muͤhe, die Sache
zu unterſuchen, und ſo viel moͤglich das wahre
von dem falſchen zu unterſcheiden. Denn die
Polemica fieng damals ohne dem an mein Haupt-
Studium zu werden. Das erſte halbe Jahr
hatte ich noch unmaͤßige Liebe zum Studio lin-
guarum und Rabbinico, und zur Hiſtoria litte-
raria gehabt, zu Ende aber deſſelben fieng mir an
davor zu eckeln, ohne daß ich den maͤßigen Ge-
brauch der Hiſtoriæ litterariæ noch billigte, und
in ſo weit derſelben noch ergeben war. Chal-
daͤiſch, und Syriſch hatte ich in kurtzer Zeit ge-
lernet, und war willens im Arabiſchen, wo ich
einen kleinen Anfang hatte, es ohngefehr ſo weit,
wie im Hebraͤiſchen zu bringen. Allein ich
dachte dazumahl: Was vor große Dinge werde
ich denn nun durch Huͤlffe der Morgenlaͤndiſchen
Sprachen thun, und ausrichten? Etliche Oerter
und Dubia vexata in der heiligen Schrifft, wie
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/214>, abgerufen am 18.12.2024.
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