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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Litterariam, und Rabbinica zu tractiren:
nur Historische Dinge, und alte Ritus und Ge-
bräuche der Juden, und anderer Völcker be-
trifft, lohnet nicht die Mühe. Will ich aber
durch Hülffe der Sprachen die Religion und
unser Systema angreiffen, und Jrrthümer in der
Lehre entdecken, so machen sie mich zum Ketzer,
und, wenn sie mich nicht todt schlagen, so ja-
gen sie mich zum Lande hinaus. Jm
Schluße ist viel auszusetzen; aber so dachte ich
doch dazumahl. Jch hielt ein Collegium
lectorium
über den Abarbanel, und konte ihn
schon ziemlich fertig exponiren, so daß auch der
ietzige Superintendens in Lübeck, Herr D.
Carpzov,
der dazumahl ein Membrum von die-
sem Collegio bey dem Herrn Starcken mit war,
und darinnen noch nicht so geübt, als ich war,
sich über meine Profectus verwunderte. Allein,
da ich auch in diesem Rabbinen, der doch einer
der klügsten seyn soll, gleichwol so elendes Zeug
fand, und im Michlal jophi, oder Ben Melech,
den ich auch zu lesen anfieng, nur magere
Grammaticalia antraff; so ließ ich auch von
diesem Studio ab. Und es hat mich auch
noch niemahls gereuet. Wiewol ich andere
nicht verachte, die sich auf dergleichen Studia
applici
ren; denn es müssen allerhand Leute in
der Welt seyn.

Die
L 5

Litterariam, und Rabbinica zu tractiren:
nur Hiſtoriſche Dinge, und alte Ritus und Ge-
braͤuche der Juden, und anderer Voͤlcker be-
trifft, lohnet nicht die Muͤhe. Will ich aber
durch Huͤlffe der Sprachen die Religion und
unſer Syſtema angreiffen, und Jrrthuͤmer in der
Lehre entdecken, ſo machen ſie mich zum Ketzer,
und, wenn ſie mich nicht todt ſchlagen, ſo ja-
gen ſie mich zum Lande hinaus. Jm
Schluße iſt viel auszuſetzen; aber ſo dachte ich
doch dazumahl. Jch hielt ein Collegium
lectorium
uͤber den Abarbanel, und konte ihn
ſchon ziemlich fertig exponiren, ſo daß auch der
ietzige Superintendens in Luͤbeck, Herr D.
Carpzov,
der dazumahl ein Membrum von die-
ſem Collegio bey dem Herrn Starcken mit war,
und darinnen noch nicht ſo geuͤbt, als ich war,
ſich uͤber meine Profectus verwunderte. Allein,
da ich auch in dieſem Rabbinen, der doch einer
der kluͤgſten ſeyn ſoll, gleichwol ſo elendes Zeug
fand, und im Michlal jophi, oder Ben Melech,
den ich auch zu leſen anfieng, nur magere
Grammaticalia antraff; ſo ließ ich auch von
dieſem Studio ab. Und es hat mich auch
noch niemahls gereuet. Wiewol ich andere
nicht verachte, die ſich auf dergleichen Studia
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L 5
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[169/0215] Litterariam, und Rabbinica zu tractiren: nur Hiſtoriſche Dinge, und alte Ritus und Ge- braͤuche der Juden, und anderer Voͤlcker be- trifft, lohnet nicht die Muͤhe. Will ich aber durch Huͤlffe der Sprachen die Religion und unſer Syſtema angreiffen, und Jrrthuͤmer in der Lehre entdecken, ſo machen ſie mich zum Ketzer, und, wenn ſie mich nicht todt ſchlagen, ſo ja- gen ſie mich zum Lande hinaus. Jm Schluße iſt viel auszuſetzen; aber ſo dachte ich doch dazumahl. Jch hielt ein Collegium lectorium uͤber den Abarbanel, und konte ihn ſchon ziemlich fertig exponiren, ſo daß auch der ietzige Superintendens in Luͤbeck, Herr D. Carpzov, der dazumahl ein Membrum von die- ſem Collegio bey dem Herrn Starcken mit war, und darinnen noch nicht ſo geuͤbt, als ich war, ſich uͤber meine Profectus verwunderte. Allein, da ich auch in dieſem Rabbinen, der doch einer der kluͤgſten ſeyn ſoll, gleichwol ſo elendes Zeug fand, und im Michlal jophi, oder Ben Melech, den ich auch zu leſen anfieng, nur magere Grammaticalia antraff; ſo ließ ich auch von dieſem Studio ab. Und es hat mich auch noch niemahls gereuet. Wiewol ich andere nicht verachte, die ſich auf dergleichen Studia appliciren; denn es muͤſſen allerhand Leute in der Welt ſeyn. Die L 5

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/215>, abgerufen am 18.12.2024.