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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Gelegenheit, publice unter
nettere Mittel, mein Brodt zu erwerben.
Promoviren, disputiren, mich habilitiren, und
darnach Collegia lesen, schienen mir die besten
Wege zu seyn, nicht nur mehr zu lernen, son-
dern auch meinen Academischen Zustand zu ver-
bessern. Vor der Baccalaureus- und Magi-
ster-Chrie
durffte ich mich nicht fürchten;
denn Chrien hatten wir schon auf dem Gymna-
sio
in Secundo Ordine machen müssen. Jch
durffte auch nicht vor dem Magister-Examen
erschrecken, und Repulsam besorgen; denn ich
wuste, was Subjectum und Praedicatum wäre,
und hatte Stieri Logicke, und Metaphysike auf
der Schule gelernet, welche mir bey dem da-
mahligen Magister-Examine wohl zu statten
kamen. Vor dem disputiren, und habilitiren
war mir auch nicht bange; denn es gieng doch
publice nicht viel schärffer her, als in Collegiis
disputatoriis privatis,
welche ich in Menge
bisher gehalten, und mich darinnen geübet
hatte. Jch wurde noch mehr, diesem End-
zwecke nachzustreben, aufgemuntert, alß ich
zu Ende dieses Sommers Anno 1700. gar
Gelegenheit bekam, publice zu respondiren.
M. Odelem war mein Praeses, der sich eben da-
mahls habilitiren wolte. Er hatte etwas de
lingua Ebrea
zusammen getragen; und, weil
er keinen Respondentem bekommen konte, der

die

Gelegenheit, publice unter
nêttere Mittel, mein Brodt zu erwerben.
Promoviren, diſputiren, mich habilitiren, und
darnach Collegia leſen, ſchienen mir die beſten
Wege zu ſeyn, nicht nur mehr zu lernen, ſon-
dern auch meinen Academiſchen Zuſtand zu ver-
beſſern. Vor der Baccalaureus- und Magi-
ſter-Chrie
durffte ich mich nicht fuͤrchten;
denn Chrien hatten wir ſchon auf dem Gymna-
ſio
in Secundo Ordine machen muͤſſen. Jch
durffte auch nicht vor dem Magiſter-Examen
erſchrecken, und Repulſam beſorgen; denn ich
wuſte, was Subjectum und Prædicatum waͤre,
und hatte Stieri Logicke, und Metaphyſike auf
der Schule gelernet, welche mir bey dem da-
mahligen Magiſter-Examine wohl zu ſtatten
kamen. Vor dem diſputiren, und habilitiren
war mir auch nicht bange; denn es gieng doch
publice nicht viel ſchaͤrffer her, als in Collegiis
diſputatoriis privatis,
welche ich in Menge
bisher gehalten, und mich darinnen geuͤbet
hatte. Jch wurde noch mehr, dieſem End-
zwecke nachzuſtreben, aufgemuntert, alß ich
zu Ende dieſes Sommers Anno 1700. gar
Gelegenheit bekam, publice zu reſpondiren.
M. Odelem war mein Præſes, der ſich eben da-
mahls habilitiren wolte. Er hatte etwas de
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[175/0221] Gelegenheit, publice unter nêttere Mittel, mein Brodt zu erwerben. Promoviren, diſputiren, mich habilitiren, und darnach Collegia leſen, ſchienen mir die beſten Wege zu ſeyn, nicht nur mehr zu lernen, ſon- dern auch meinen Academiſchen Zuſtand zu ver- beſſern. Vor der Baccalaureus- und Magi- ſter-Chrie durffte ich mich nicht fuͤrchten; denn Chrien hatten wir ſchon auf dem Gymna- ſio in Secundo Ordine machen muͤſſen. Jch durffte auch nicht vor dem Magiſter-Examen erſchrecken, und Repulſam beſorgen; denn ich wuſte, was Subjectum und Prædicatum waͤre, und hatte Stieri Logicke, und Metaphyſike auf der Schule gelernet, welche mir bey dem da- mahligen Magiſter-Examine wohl zu ſtatten kamen. Vor dem diſputiren, und habilitiren war mir auch nicht bange; denn es gieng doch publice nicht viel ſchaͤrffer her, als in Collegiis diſputatoriis privatis, welche ich in Menge bisher gehalten, und mich darinnen geuͤbet hatte. Jch wurde noch mehr, dieſem End- zwecke nachzuſtreben, aufgemuntert, alß ich zu Ende dieſes Sommers Anno 1700. gar Gelegenheit bekam, publice zu reſpondiren. M. Odelem war mein Præſes, der ſich eben da- mahls habilitiren wolte. Er hatte etwas de lingua Ebrea zuſammen getragen; und, weil er keinen Reſpondentem bekommen konte, der die

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/221>, abgerufen am 18.05.2024.