Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

und bekombt drauf
len, weil er iederzeit groß Vergnügen gehabt
hätte, solchem Spiele zuzusehen Nun ist
spielen wol niemahlen in meinem Leben meine
Passion gewesen, sondern habe iederzeit in Ge-
sellschafften lieber was discuriret, als gespielet;
doch ließ ich mich damahls bereden, unter
zweyen, oder auch unter dreyen eines zum Zeit-
Vertreib mitzumachen; Anfangs zwar nur
Herr Pfeiffern zu gefallen, weil er so gerne sol-
ches spielen sahe; denn er war unter uns, und
auch bey andern Bürgern ein angesehener
Mann, ein Mechanicus, der die besten Wind-
Büchsen, und Anthlias Pnevmaticas, und andere
Instrumenta verfertigen kunte, mit dem ich
gerne umgieng; aber in kurtzem auch um mei-
nes Vortheils willen. Denn ich merckte,
daß schier eine Fatalität dabey seyn müste;
Weil mein Glücke dabey so beständig, und so
groß, daß es auch in dem Wirths-Hause zu
vieler Verwunderung gereichte, indem ich viel
Tage mein Abend-Essen, oder Abend-Trunck,
der sonst mäßig und schlecht genug war, zu ge-
winnen pflegte.

Anno 1700.
§. 44.

Doch mit diesem Modo acquirendi war
mir nichts gedienet, sondern ich sann auf ho-

nettere

und bekombt drauf
len, weil er iederzeit groß Vergnuͤgen gehabt
haͤtte, ſolchem Spiele zuzuſehen Nun iſt
ſpielen wol niemahlen in meinem Leben meine
Paſſion geweſen, ſondern habe iederzeit in Ge-
ſellſchafften lieber was diſcuriret, als geſpielet;
doch ließ ich mich damahls bereden, unter
zweyen, oder auch unter dreyen eines zum Zeit-
Vertreib mitzumachen; Anfangs zwar nur
Herr Pfeiffern zu gefallen, weil er ſo gerne ſol-
ches ſpielen ſahe; denn er war unter uns, und
auch bey andern Buͤrgern ein angeſehener
Mann, ein Mechanicus, der die beſten Wind-
Buͤchſen, und Anthlias Pnevmaticas, und andere
Inſtrumenta verfertigen kunte, mit dem ich
gerne umgieng; aber in kurtzem auch um mei-
nes Vortheils willen. Denn ich merckte,
daß ſchier eine Fatalitaͤt dabey ſeyn muͤſte;
Weil mein Gluͤcke dabey ſo beſtaͤndig, und ſo
groß, daß es auch in dem Wirths-Hauſe zu
vieler Verwunderung gereichte, indem ich viel
Tage mein Abend-Eſſen, oder Abend-Trunck,
der ſonſt maͤßig und ſchlecht genug war, zu ge-
winnen pflegte.

Anno 1700.
§. 44.

Doch mit dieſem Modo acquirendi war
mir nichts gedienet, ſondern ich ſann auf ho-

nêttere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0220" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und bekombt drauf</hi></fw><lb/>
len, weil er iederzeit groß Vergnu&#x0364;gen gehabt<lb/>
ha&#x0364;tte, &#x017F;olchem Spiele zuzu&#x017F;ehen Nun i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;pielen wol niemahlen in meinem Leben meine<lb/><hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi> gewe&#x017F;en, &#x017F;ondern habe iederzeit in Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chafften lieber was <hi rendition="#aq">di&#x017F;curi</hi>ret, als ge&#x017F;pielet;<lb/>
doch ließ ich mich damahls bereden, unter<lb/>
zweyen, oder auch unter dreyen eines zum Zeit-<lb/>
Vertreib mitzumachen; Anfangs zwar nur<lb/>
Herr Pfeiffern zu gefallen, weil er &#x017F;o gerne &#x017F;ol-<lb/>
ches &#x017F;pielen &#x017F;ahe; denn er war unter uns, und<lb/>
auch bey andern Bu&#x0364;rgern ein ange&#x017F;ehener<lb/>
Mann, ein <hi rendition="#aq">Mechanicus,</hi> der die be&#x017F;ten Wind-<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;en, und <hi rendition="#aq">Anthlias Pnevmaticas,</hi> und andere<lb/><hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta</hi> verfertigen kunte, mit dem ich<lb/>
gerne umgieng; aber in kurtzem auch um mei-<lb/>
nes Vortheils willen. Denn ich merckte,<lb/>
daß &#x017F;chier eine <hi rendition="#aq">Fatalit</hi>a&#x0364;t dabey &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te;<lb/>
Weil mein Glu&#x0364;cke dabey &#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;ndig, und &#x017F;o<lb/>
groß, daß es auch in dem Wirths-Hau&#x017F;e zu<lb/>
vieler Verwunderung gereichte, indem ich viel<lb/>
Tage mein Abend-E&#x017F;&#x017F;en, oder Abend-Trunck,<lb/>
der &#x017F;on&#x017F;t ma&#x0364;ßig und &#x017F;chlecht genug war, zu ge-<lb/>
winnen pflegte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1700.<lb/>
§. 44.</head><lb/>
        <p>Doch mit die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Modo acquirendi</hi> war<lb/>
mir nichts gedienet, &#x017F;ondern ich &#x017F;ann auf <hi rendition="#aq">ho-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">nêtt</hi>ere</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0220] und bekombt drauf len, weil er iederzeit groß Vergnuͤgen gehabt haͤtte, ſolchem Spiele zuzuſehen Nun iſt ſpielen wol niemahlen in meinem Leben meine Paſſion geweſen, ſondern habe iederzeit in Ge- ſellſchafften lieber was diſcuriret, als geſpielet; doch ließ ich mich damahls bereden, unter zweyen, oder auch unter dreyen eines zum Zeit- Vertreib mitzumachen; Anfangs zwar nur Herr Pfeiffern zu gefallen, weil er ſo gerne ſol- ches ſpielen ſahe; denn er war unter uns, und auch bey andern Buͤrgern ein angeſehener Mann, ein Mechanicus, der die beſten Wind- Buͤchſen, und Anthlias Pnevmaticas, und andere Inſtrumenta verfertigen kunte, mit dem ich gerne umgieng; aber in kurtzem auch um mei- nes Vortheils willen. Denn ich merckte, daß ſchier eine Fatalitaͤt dabey ſeyn muͤſte; Weil mein Gluͤcke dabey ſo beſtaͤndig, und ſo groß, daß es auch in dem Wirths-Hauſe zu vieler Verwunderung gereichte, indem ich viel Tage mein Abend-Eſſen, oder Abend-Trunck, der ſonſt maͤßig und ſchlecht genug war, zu ge- winnen pflegte. Anno 1700. §. 44. Doch mit dieſem Modo acquirendi war mir nichts gedienet, ſondern ich ſann auf ho- nêttere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/220
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/220>, abgerufen am 24.11.2024.