Schrifften, und sonderlich aus den Schrifften Clerici, und fassete den gantzen Zusammenhang des Systematis Religionis Arminianae, welches iederzeit viel heimliche Liebhaber und Approba- tores gefunden. Da aber die Gelehrten längst erkannt, daß es im Wesen von dem Sy- stemate der Römischen Kirche wenig, oder gar nichts unterschieden, und Grotius selbst im Her- tzen ein guter Papist soll gewesen seyn, ja so gar die Königin Christina in Schweden zur Veränderung ihrer Religion, wo nicht beredet, doch zu derselben ein großes beygetragen; so ist es nicht zu verwundern, daß ich nach der Zeit solche Sätze öffentlich schreiben können, welche Grotius, den selbst viel der Unsrigen noch mit Erstaunen nicht genug zu veneriren wissen, vielleicht durchgehends, wenn er solche solte ge- sehen, würde gebilliget haben, weil sie guten Theils aus unvorsichtigem Lesen seiner, und an- derer Arminianer Schrifften, und übereilten Approbation derselben hergekommen.
Anno 1701. §. 47.
Mit diesen zweyen Informaturen konte ich auf dieses Jahr zufrieden seyn; absonderlich, da mein Stipendium aus Breßlau mir nun- mehro ausgezahlet, auch über diß das Stipen-
dium
LieſetArminianiſche Schrifften,
Schrifften, und ſonderlich aus den Schrifften Clerici, und faſſete den gantzen Zuſammenhang des Syſtematis Religionis Arminianæ, welches iederzeit viel heimliche Liebhaber und Approba- tores gefunden. Da aber die Gelehrten laͤngſt erkannt, daß es im Weſen von dem Sy- ſtemate der Roͤmiſchen Kirche wenig, oder gar nichts unterſchieden, und Grotius ſelbſt im Her- tzen ein guter Papiſt ſoll geweſen ſeyn, ja ſo gar die Koͤnigin Chriſtina in Schweden zur Veraͤnderung ihrer Religion, wo nicht beredet, doch zu derſelben ein großes beygetragen; ſo iſt es nicht zu verwundern, daß ich nach der Zeit ſolche Saͤtze oͤffentlich ſchreiben koͤnnen, welche Grotius, den ſelbſt viel der Unſrigen noch mit Erſtaunen nicht genug zu veneriren wiſſen, vielleicht durchgehends, wenn er ſolche ſolte ge- ſehen, wuͤrde gebilliget haben, weil ſie guten Theils aus unvorſichtigem Leſen ſeiner, und an- derer Arminianer Schrifften, und uͤbereilten Approbation derſelben hergekommen.
Anno 1701. §. 47.
Mit dieſen zweyen Informaturen konte ich auf dieſes Jahr zufrieden ſeyn; abſonderlich, da mein Stipendium aus Breßlau mir nun- mehro ausgezahlet, auch uͤber diß das Stipen-
dium
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0228"n="182"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Lieſet</hi><hirendition="#aq">Arminiani</hi><hirendition="#b">ſche Schrifften,</hi></fw><lb/>
Schrifften, und ſonderlich aus den Schrifften<lb/><hirendition="#aq">Clerici,</hi> und faſſete den gantzen Zuſammenhang<lb/>
des <hirendition="#aq">Syſtematis Religionis Arminianæ,</hi> welches<lb/>
iederzeit viel heimliche Liebhaber und <hirendition="#aq">Approba-<lb/>
tores</hi> gefunden. Da aber die Gelehrten<lb/>
laͤngſt erkannt, daß es im Weſen von dem <hirendition="#aq">Sy-<lb/>ſtemate</hi> der Roͤmiſchen Kirche wenig, oder gar<lb/>
nichts unterſchieden, und <hirendition="#aq">Grotius</hi>ſelbſt im Her-<lb/>
tzen ein guter Papiſt ſoll geweſen ſeyn, ja ſo<lb/>
gar die Koͤnigin <hirendition="#aq">Chriſtina</hi> in Schweden zur<lb/>
Veraͤnderung ihrer Religion, wo nicht beredet,<lb/>
doch zu derſelben ein großes beygetragen; ſo<lb/>
iſt es nicht zu verwundern, daß ich nach der<lb/>
Zeit ſolche Saͤtze oͤffentlich ſchreiben koͤnnen,<lb/>
welche <hirendition="#aq">Grotius,</hi> den ſelbſt viel der Unſrigen noch<lb/>
mit Erſtaunen nicht genug zu <hirendition="#aq">veneri</hi>ren wiſſen,<lb/>
vielleicht durchgehends, wenn er ſolche ſolte ge-<lb/>ſehen, wuͤrde gebilliget haben, weil ſie guten<lb/>
Theils aus unvorſichtigem Leſen ſeiner, und an-<lb/>
derer Arminianer Schrifften, und uͤbereilten<lb/><hirendition="#aq">Approbation</hi> derſelben hergekommen.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g">Anno</hi></hi> 1701.<lb/>
§. 47.</head><lb/><p>Mit dieſen zweyen <hirendition="#aq">Informatur</hi>en konte ich<lb/>
auf dieſes Jahr zufrieden ſeyn; abſonderlich,<lb/>
da mein <hirendition="#aq">Stipendium</hi> aus Breßlau mir nun-<lb/>
mehro ausgezahlet, auch uͤber diß das <hirendition="#aq">Stipen-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">dium</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[182/0228]
Lieſet Arminianiſche Schrifften,
Schrifften, und ſonderlich aus den Schrifften
Clerici, und faſſete den gantzen Zuſammenhang
des Syſtematis Religionis Arminianæ, welches
iederzeit viel heimliche Liebhaber und Approba-
tores gefunden. Da aber die Gelehrten
laͤngſt erkannt, daß es im Weſen von dem Sy-
ſtemate der Roͤmiſchen Kirche wenig, oder gar
nichts unterſchieden, und Grotius ſelbſt im Her-
tzen ein guter Papiſt ſoll geweſen ſeyn, ja ſo
gar die Koͤnigin Chriſtina in Schweden zur
Veraͤnderung ihrer Religion, wo nicht beredet,
doch zu derſelben ein großes beygetragen; ſo
iſt es nicht zu verwundern, daß ich nach der
Zeit ſolche Saͤtze oͤffentlich ſchreiben koͤnnen,
welche Grotius, den ſelbſt viel der Unſrigen noch
mit Erſtaunen nicht genug zu veneriren wiſſen,
vielleicht durchgehends, wenn er ſolche ſolte ge-
ſehen, wuͤrde gebilliget haben, weil ſie guten
Theils aus unvorſichtigem Leſen ſeiner, und an-
derer Arminianer Schrifften, und uͤbereilten
Approbation derſelben hergekommen.
Anno 1701.
§. 47.
Mit dieſen zweyen Informaturen konte ich
auf dieſes Jahr zufrieden ſeyn; abſonderlich,
da mein Stipendium aus Breßlau mir nun-
mehro ausgezahlet, auch uͤber diß das Stipen-
dium
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/228>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.