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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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beynahe umgebracht hätte,
tiefsinnig in der Stube herum, und legte sich
endlich, ohne mir gute Nacht zu geben, zu
Bette. Jch hatte sein vindicatises und rach-
gieriges Gemüthe schon ziemlich bey anderer Ge-
legenheit kennen gelernet, und wuste wohl, daß
solchen Avanturiers nicht viel zu trauen. Weil
mir die Sache sehr verdächtig vorkam, so nahm
ich etwan eine halbe Stunde darnach, ehe ich
mich auch niederlegte, meinen, und seinen De-
gen, die wir in einen gewissen Winckel ordent-
lich zu legen pflegten, und versteckte sie auf dem
Simmes hinter die Bücher, so leise, daß er in
der Kammer nicht mercken kunte, was ich machte.
Nachdem ich mich niedergeleget, nahm ich wahr,
daß er noch nicht schlieffe. Jch aber fieng an
zu simuliren, und that, als ob ich in den tieff-
sten Schlaf gefallen wäre. Etwan eine Viertel-
Stunde war es, daß ich mich also verstellet hatte;
siehe, so stund mein sauberer Pursche auf, schliech
gantz sachte gegen die Cammer-Thüre zu, die
wir des Sommers offen liessen. Weil es mit-
ten im Sommer, und unsere Stube im dritten
Stocke gegen Abend lag, so schimmerte der Tag
die gantze Nacht durch. Jch schnarchte im-
mer fort, machte aber dabey ein Auge auf, um
zu sehen, ob er etwan die Bein-Kleider angezo-
gen. Denn weil er auf mein Bette zukam,
und stille stund, ohne Zweifel zu sehen, ob ich

feste

beynahe umgebracht haͤtte,
tiefſinnig in der Stube herum, und legte ſich
endlich, ohne mir gute Nacht zu geben, zu
Bette. Jch hatte ſein vindicatiſes und rach-
gieriges Gemuͤthe ſchon ziemlich bey anderer Ge-
legenheit kennen gelernet, und wuſte wohl, daß
ſolchen Avanturiers nicht viel zu trauen. Weil
mir die Sache ſehr verdaͤchtig vorkam, ſo nahm
ich etwan eine halbe Stunde darnach, ehe ich
mich auch niederlegte, meinen, und ſeinen De-
gen, die wir in einen gewiſſen Winckel ordent-
lich zu legen pflegten, und verſteckte ſie auf dem
Simmes hinter die Buͤcher, ſo leiſe, daß er in
der Kammer nicht mercken kunte, was ich machte.
Nachdem ich mich niedergeleget, nahm ich wahr,
daß er noch nicht ſchlieffe. Jch aber fieng an
zu ſimuliren, und that, als ob ich in den tieff-
ſten Schlaf gefallen waͤre. Etwan eine Viertel-
Stunde war es, daß ich mich alſo verſtellet hatte;
ſiehe, ſo ſtund mein ſauberer Purſche auf, ſchliech
gantz ſachte gegen die Cammer-Thuͤre zu, die
wir des Sommers offen lieſſen. Weil es mit-
ten im Sommer, und unſere Stube im dritten
Stocke gegen Abend lag, ſo ſchimmerte der Tag
die gantze Nacht durch. Jch ſchnarchte im-
mer fort, machte aber dabey ein Auge auf, um
zu ſehen, ob er etwan die Bein-Kleider angezo-
gen. Denn weil er auf mein Bette zukam,
und ſtille ſtund, ohne Zweifel zu ſehen, ob ich

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[188/0234] beynahe umgebracht haͤtte, tiefſinnig in der Stube herum, und legte ſich endlich, ohne mir gute Nacht zu geben, zu Bette. Jch hatte ſein vindicatiſes und rach- gieriges Gemuͤthe ſchon ziemlich bey anderer Ge- legenheit kennen gelernet, und wuſte wohl, daß ſolchen Avanturiers nicht viel zu trauen. Weil mir die Sache ſehr verdaͤchtig vorkam, ſo nahm ich etwan eine halbe Stunde darnach, ehe ich mich auch niederlegte, meinen, und ſeinen De- gen, die wir in einen gewiſſen Winckel ordent- lich zu legen pflegten, und verſteckte ſie auf dem Simmes hinter die Buͤcher, ſo leiſe, daß er in der Kammer nicht mercken kunte, was ich machte. Nachdem ich mich niedergeleget, nahm ich wahr, daß er noch nicht ſchlieffe. Jch aber fieng an zu ſimuliren, und that, als ob ich in den tieff- ſten Schlaf gefallen waͤre. Etwan eine Viertel- Stunde war es, daß ich mich alſo verſtellet hatte; ſiehe, ſo ſtund mein ſauberer Purſche auf, ſchliech gantz ſachte gegen die Cammer-Thuͤre zu, die wir des Sommers offen lieſſen. Weil es mit- ten im Sommer, und unſere Stube im dritten Stocke gegen Abend lag, ſo ſchimmerte der Tag die gantze Nacht durch. Jch ſchnarchte im- mer fort, machte aber dabey ein Auge auf, um zu ſehen, ob er etwan die Bein-Kleider angezo- gen. Denn weil er auf mein Bette zukam, und ſtille ſtund, ohne Zweifel zu ſehen, ob ich feſte

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/234>, abgerufen am 21.11.2024.