wenn sie in Gärten, oder zu Hause schmaußten, aufzuwarten, und Bier zuzutragen, ohne daß ich etwas davon wuste. Und endlich bey allen meinen gütigen und scharffen Ermahnungen, und Bestraffungen, die ich bey allen solchen ersten Vergehungen an ihn abgehen ließ, so unterstund er sich auch so gar, ein und das andere mahl des Nachtes außen zu bleiben, ohne mich wissen zu lassen, wo er wäre. Was auch sein voriger Herr von ihm gehalten, so kunte ich ihn vor nichts anders, als vor einen Menschen halten, an dem Hopffen und Maltz verdorben, und war Anfangs zwar gesonnen, ihn bey seinem Unge- horsam so hingehen zu lassen, ob er etwan mit der Zeit anders werden möchte; allein das meiste, was ich besorgte, war, daß er nicht meinen Di- scipel ansteckte, der sonst keinen andern Umgang, als mit ihm, hatte. Er führte auch mit dem- selben offters in der Stunde, wenn sie etwas neben einander in der Stille elaboriren solten, solche Discurse, dergleichen die Knaben, und Jünglinge in Schulen zu führen pflegen, wenn sie, wie Beverland in seinem Tractat de fornica- tione cavenda redet, unter einander die Frage aufwerffen: Auf was vor Art, und Weise die Menschen auf die Welt kommen? Zu welcher Zeit man, wie er spricht, nicht genung Acht auf sie geben könne. Jch will nicht sagen, daß er
ausser
und mehr Boͤſes als Gutes
wenn ſie in Gaͤrten, oder zu Hauſe ſchmaußten, aufzuwarten, und Bier zuzutragen, ohne daß ich etwas davon wuſte. Und endlich bey allen meinen guͤtigen und ſcharffen Ermahnungen, und Beſtraffungen, die ich bey allen ſolchen erſten Vergehungen an ihn abgehen ließ, ſo unterſtund er ſich auch ſo gar, ein und das andere mahl des Nachtes außen zu bleiben, ohne mich wiſſen zu laſſen, wo er waͤre. Was auch ſein voriger Herr von ihm gehalten, ſo kunte ich ihn vor nichts anders, als vor einen Menſchen halten, an dem Hopffen und Maltz verdorben, und war Anfangs zwar geſonnen, ihn bey ſeinem Unge- horſam ſo hingehen zu laſſen, ob er etwan mit der Zeit anders werden moͤchte; allein das meiſte, was ich beſorgte, war, daß er nicht meinen Di- ſcipel anſteckte, der ſonſt keinen andern Umgang, als mit ihm, hatte. Er fuͤhrte auch mit dem- ſelben offters in der Stunde, wenn ſie etwas neben einander in der Stille elaboriren ſolten, ſolche Diſcurſe, dergleichen die Knaben, und Juͤnglinge in Schulen zu fuͤhren pflegen, wenn ſie, wie Beverland in ſeinem Tractat de fornica- tione cavenda redet, unter einander die Frage aufwerffen: Auf was vor Art, und Weiſe die Menſchen auf die Welt kommen? Zu welcher Zeit man, wie er ſpricht, nicht genung Acht auf ſie geben koͤnne. Jch will nicht ſagen, daß er
auſſer
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[196/0242]
und mehr Boͤſes als Gutes
wenn ſie in Gaͤrten, oder zu Hauſe ſchmaußten,
aufzuwarten, und Bier zuzutragen, ohne daß
ich etwas davon wuſte. Und endlich bey allen
meinen guͤtigen und ſcharffen Ermahnungen, und
Beſtraffungen, die ich bey allen ſolchen erſten
Vergehungen an ihn abgehen ließ, ſo unterſtund
er ſich auch ſo gar, ein und das andere mahl des
Nachtes außen zu bleiben, ohne mich wiſſen zu
laſſen, wo er waͤre. Was auch ſein voriger
Herr von ihm gehalten, ſo kunte ich ihn vor
nichts anders, als vor einen Menſchen halten,
an dem Hopffen und Maltz verdorben, und war
Anfangs zwar geſonnen, ihn bey ſeinem Unge-
horſam ſo hingehen zu laſſen, ob er etwan mit
der Zeit anders werden moͤchte; allein das meiſte,
was ich beſorgte, war, daß er nicht meinen Di-
ſcipel anſteckte, der ſonſt keinen andern Umgang,
als mit ihm, hatte. Er fuͤhrte auch mit dem-
ſelben offters in der Stunde, wenn ſie etwas
neben einander in der Stille elaboriren ſolten,
ſolche Diſcurſe, dergleichen die Knaben, und
Juͤnglinge in Schulen zu fuͤhren pflegen, wenn
ſie, wie Beverland in ſeinem Tractat de fornica-
tione cavenda redet, unter einander die Frage
aufwerffen: Auf was vor Art, und Weiſe die
Menſchen auf die Welt kommen? Zu welcher
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ſie geben koͤnne. Jch will nicht ſagen, daß er
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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