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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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von sich blicken ließ:
ausser seinem ungestalten Gesichte auch allerhand
Marquen der Unreinigkeit, insonderheit auch viel
Venus-Blattern in demselben hatte, welche ver-
ständige, und erfahrne Leute von Bacchus- und
Sauff-Blattern gar wohl zu unterscheiden
wissen.

Dieses und dergleichen machte, daß ich einst
im Zorn ihn entsetzlich ausrichtete, und mehr als
ich sonst zu thun gewohnt war, und ihn, iedoch
bedingter Weise, wo er nicht sein Leben ändern
wolte, gehen hieß, wo er hergekommen wäre.
Was geschicht? Ehe ich michs versehe, so
nimmt ihn Mons. Hermann, mein Landsmann,
eines Predigers Sohn aus Breßlau, der mein
guter Freund von der Schule her war, zum
Famulo an, indem er demselben weiß gemacht,
ich hätte ihn weggejaget, und ich wäre auch
so wunderlich, daß er unmöglich länger bey mir
bleiben könte. Jch ließ mir sein Wegziehen
gefallen, und war froh, daß er einen so guten
Herrn wieder bekommen, redete ihm scharff und
beweglich zu, und gab ihm damit seine Dimis-
sion.
Allein sobald nur dieser Hermann seine
Untugenden, und unordentliches Leben bey ihm
merckte, was mir schon unerträglich geschienen,
so machte er nicht lange Feder-lesens mit ihm, son-
dern jagte ihn ohne Verzug und Complimenten
von sich. Und da wuste kein Mensch, wo er

hin-
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von ſich blicken ließ:
auſſer ſeinem ungeſtalten Geſichte auch allerhand
Marquen der Unreinigkeit, inſonderheit auch viel
Venus-Blattern in demſelben hatte, welche ver-
ſtaͤndige, und erfahrne Leute von Bacchus- und
Sauff-Blattern gar wohl zu unterſcheiden
wiſſen.

Dieſes und dergleichen machte, daß ich einſt
im Zorn ihn entſetzlich ausrichtete, und mehr als
ich ſonſt zu thun gewohnt war, und ihn, iedoch
bedingter Weiſe, wo er nicht ſein Leben aͤndern
wolte, gehen hieß, wo er hergekommen waͤre.
Was geſchicht? Ehe ich michs verſehe, ſo
nimmt ihn Monſ. Hermann, mein Landsmann,
eines Predigers Sohn aus Breßlau, der mein
guter Freund von der Schule her war, zum
Famulo an, indem er demſelben weiß gemacht,
ich haͤtte ihn weggejaget, und ich waͤre auch
ſo wunderlich, daß er unmoͤglich laͤnger bey mir
bleiben koͤnte. Jch ließ mir ſein Wegziehen
gefallen, und war froh, daß er einen ſo guten
Herrn wieder bekommen, redete ihm ſcharff und
beweglich zu, und gab ihm damit ſeine Dimis-
ſion.
Allein ſobald nur dieſer Hermann ſeine
Untugenden, und unordentliches Leben bey ihm
merckte, was mir ſchon unertraͤglich geſchienen,
ſo machte er nicht lange Feder-leſens mit ihm, ſon-
dern jagte ihn ohne Verzug und Complimenten
von ſich. Und da wuſte kein Menſch, wo er

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[197/0243] von ſich blicken ließ: auſſer ſeinem ungeſtalten Geſichte auch allerhand Marquen der Unreinigkeit, inſonderheit auch viel Venus-Blattern in demſelben hatte, welche ver- ſtaͤndige, und erfahrne Leute von Bacchus- und Sauff-Blattern gar wohl zu unterſcheiden wiſſen. Dieſes und dergleichen machte, daß ich einſt im Zorn ihn entſetzlich ausrichtete, und mehr als ich ſonſt zu thun gewohnt war, und ihn, iedoch bedingter Weiſe, wo er nicht ſein Leben aͤndern wolte, gehen hieß, wo er hergekommen waͤre. Was geſchicht? Ehe ich michs verſehe, ſo nimmt ihn Monſ. Hermann, mein Landsmann, eines Predigers Sohn aus Breßlau, der mein guter Freund von der Schule her war, zum Famulo an, indem er demſelben weiß gemacht, ich haͤtte ihn weggejaget, und ich waͤre auch ſo wunderlich, daß er unmoͤglich laͤnger bey mir bleiben koͤnte. Jch ließ mir ſein Wegziehen gefallen, und war froh, daß er einen ſo guten Herrn wieder bekommen, redete ihm ſcharff und beweglich zu, und gab ihm damit ſeine Dimis- ſion. Allein ſobald nur dieſer Hermann ſeine Untugenden, und unordentliches Leben bey ihm merckte, was mir ſchon unertraͤglich geſchienen, ſo machte er nicht lange Feder-leſens mit ihm, ſon- dern jagte ihn ohne Verzug und Complimenten von ſich. Und da wuſte kein Menſch, wo er hin- N 3

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/243>, abgerufen am 21.11.2024.