ist; nam nihil tam firmum est, cui non me- tus sit ab invalido.
Anno 1703. §. 51.
Jch docirte also dieses 1703. Jahr schon selbst die Philosophie: ich hörte sie noch selber, ich las auch die Philosophos recentiores dar- über, so Herr Olearius uns im Discurse re- commendirte. Doch dabey ließ ich es nicht bewenden, sondern meditirte auch darneben über alles, was ich las, und hörte, wozu ich von Natur, nach Art der Melancholicorum, iederzeit geneigt gewesen, und wodurch ich, wie ich glaube, mehr, als durch lesen und hören ge- lernet habe. Gleichwie man aber durch tieff- sinniges Speculiren leicht zu weit gehen kan, so geschahe es, daß auch schon in diesem Jahre diejenigen Scrupel in Theologischen Dingen und Religions-Sachen bey mir rege wurden, welche nach der Zeit mein Gemüthe nicht wenig beunruhiget. Jch fieng mich schon dazumahl an über einige Lehrer zu ärgern, so offt sie den Leuten als ein Geheimniß vorsagten, daß der Glaube, wenn er rechter Art sey, gute Früchte und ein heiliges Leben nach sich ziehen müste, und darinnen doch keine Demonstration mach- ten, noch die Sachen a priori deutlich erklär-
ten,
Verknuͤpfft ſelbſt diePhiloſophie
iſt; nam nihil tam firmum eſt, cui non me- tus ſit ab invalido.
Anno 1703. §. 51.
Jch docirte alſo dieſes 1703. Jahr ſchon ſelbſt die Philoſophie: ich hoͤrte ſie noch ſelber, ich las auch die Philoſophos recentiores dar- uͤber, ſo Herr Olearius uns im Diſcurſe re- commendirte. Doch dabey ließ ich es nicht bewenden, ſondern meditirte auch darneben uͤber alles, was ich las, und hoͤrte, wozu ich von Natur, nach Art der Melancholicorum, iederzeit geneigt geweſen, und wodurch ich, wie ich glaube, mehr, als durch leſen und hoͤren ge- lernet habe. Gleichwie man aber durch tieff- ſinniges Speculiren leicht zu weit gehen kan, ſo geſchahe es, daß auch ſchon in dieſem Jahre diejenigen Scrupel in Theologiſchen Dingen und Religions-Sachen bey mir rege wurden, welche nach der Zeit mein Gemuͤthe nicht wenig beunruhiget. Jch fieng mich ſchon dazumahl an uͤber einige Lehrer zu aͤrgern, ſo offt ſie den Leuten als ein Geheimniß vorſagten, daß der Glaube, wenn er rechter Art ſey, gute Fruͤchte und ein heiliges Leben nach ſich ziehen muͤſte, und darinnen doch keine Demonſtration mach- ten, noch die Sachen a priori deutlich erklaͤr-
ten,
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[205/0251]
Verknuͤpfft ſelbſt die Philoſophie
iſt; nam nihil tam firmum eſt, cui non me-
tus ſit ab invalido.
Anno 1703.
§. 51.
Jch docirte alſo dieſes 1703. Jahr ſchon
ſelbſt die Philoſophie: ich hoͤrte ſie noch ſelber,
ich las auch die Philoſophos recentiores dar-
uͤber, ſo Herr Olearius uns im Diſcurſe re-
commendirte. Doch dabey ließ ich es nicht
bewenden, ſondern meditirte auch darneben
uͤber alles, was ich las, und hoͤrte, wozu ich
von Natur, nach Art der Melancholicorum,
iederzeit geneigt geweſen, und wodurch ich, wie
ich glaube, mehr, als durch leſen und hoͤren ge-
lernet habe. Gleichwie man aber durch tieff-
ſinniges Speculiren leicht zu weit gehen kan, ſo
geſchahe es, daß auch ſchon in dieſem Jahre
diejenigen Scrupel in Theologiſchen Dingen
und Religions-Sachen bey mir rege wurden,
welche nach der Zeit mein Gemuͤthe nicht wenig
beunruhiget. Jch fieng mich ſchon dazumahl
an uͤber einige Lehrer zu aͤrgern, ſo offt ſie den
Leuten als ein Geheimniß vorſagten, daß der
Glaube, wenn er rechter Art ſey, gute Fruͤchte
und ein heiliges Leben nach ſich ziehen muͤſte,
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ten, noch die Sachen a priori deutlich erklaͤr-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/251>, abgerufen am 21.11.2024.
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