dern würde, so nahm ich die Predigt an, in Hoffnung, die Gedancken also auf etwas an- ders zu ziehen. Denn Anno 1695. wenn mich das Gewissen nagte, und plagte, so machte ich Verse, da ich denn allemahl ein wenig zu mir selbsten kam, und mein Kopff an Kräfften sich erholte. Und weil ich von den wun- derbaren Wegen GOttes, die er seine Kinder offt führet, in meiner Predigt handelte, welche ich auch ietzt mich nicht dürffte zu halten schä- men, ja vielleicht damit diejenigen beschämen würde, die, wenn sie von dieser Materie pre- digen, fast nicht ein einziges Exempel, noch ei- nige Modos und Arten solcher Wege anzufüh- ren wissen, als etwan das Exempel Josephs, und der Weisen aus Morgenland, da ich hin- gegen wol bis zwantzigerley Gattungen, und Species solcher Wege erzehlte, und bekannt machte; so kunte er nicht wohl glauben, daß diese Predigt meine eigene Erfindung sey, son- dern war begierig zu wissen, was ich etwan nachgelesen hätte. GOtt gab zu Haltung der Predigt viel Seegen, ob ich gleich noch ein wenig heischer war. Wer war froher, als ich? Denn ich hatte gäntzlich gedacht, weil mein Hertze und Haupt durch Husten, und An- fechtungen bisher erbärmlich waren zerrüttet worden, ich würde müssen ins Concept se-
hen,
O 3
von ſeltſamen Wegen GOttes,
dern wuͤrde, ſo nahm ich die Predigt an, in Hoffnung, die Gedancken alſo auf etwas an- ders zu ziehen. Denn Anno 1695. wenn mich das Gewiſſen nagte, und plagte, ſo machte ich Verſe, da ich denn allemahl ein wenig zu mir ſelbſten kam, und mein Kopff an Kraͤfften ſich erholte. Und weil ich von den wun- derbaren Wegen GOttes, die er ſeine Kinder offt fuͤhret, in meiner Predigt handelte, welche ich auch ietzt mich nicht duͤrffte zu halten ſchaͤ- men, ja vielleicht damit diejenigen beſchaͤmen wuͤrde, die, wenn ſie von dieſer Materie pre- digen, faſt nicht ein einziges Exempel, noch ei- nige Modos und Arten ſolcher Wege anzufuͤh- ren wiſſen, als etwan das Exempel Joſephs, und der Weiſen aus Morgenland, da ich hin- gegen wol bis zwantzigerley Gattungen, und Species ſolcher Wege erzehlte, und bekannt machte; ſo kunte er nicht wohl glauben, daß dieſe Predigt meine eigene Erfindung ſey, ſon- dern war begierig zu wiſſen, was ich etwan nachgeleſen haͤtte. GOtt gab zu Haltung der Predigt viel Seegen, ob ich gleich noch ein wenig heiſcher war. Wer war froher, als ich? Denn ich hatte gaͤntzlich gedacht, weil mein Hertze und Haupt durch Huſten, und An- fechtungen bisher erbaͤrmlich waren zerruͤttet worden, ich wuͤrde muͤſſen ins Concept ſe-
hen,
O 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0259"n="213"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von ſeltſamen Wegen GOttes,</hi></fw><lb/>
dern wuͤrde, ſo nahm ich die Predigt an, in<lb/>
Hoffnung, die Gedancken alſo auf etwas an-<lb/>
ders zu ziehen. Denn <hirendition="#aq">Anno</hi> 1695. wenn<lb/>
mich das Gewiſſen nagte, und plagte, ſo machte<lb/>
ich Verſe, da ich denn allemahl ein wenig zu<lb/>
mir ſelbſten kam, und mein Kopff an Kraͤfften<lb/>ſich erholte. Und weil ich von den wun-<lb/>
derbaren Wegen GOttes, die er ſeine Kinder<lb/>
offt fuͤhret, in meiner Predigt handelte, welche<lb/>
ich auch ietzt mich nicht duͤrffte zu halten ſchaͤ-<lb/>
men, ja vielleicht damit diejenigen beſchaͤmen<lb/>
wuͤrde, die, wenn ſie von dieſer Materie pre-<lb/>
digen, faſt nicht ein einziges Exempel, noch ei-<lb/>
nige <hirendition="#aq">Modos</hi> und Arten ſolcher Wege anzufuͤh-<lb/>
ren wiſſen, als etwan das Exempel Joſephs,<lb/>
und der Weiſen aus Morgenland, da ich hin-<lb/>
gegen wol bis zwantzigerley Gattungen, und<lb/><hirendition="#aq">Species</hi>ſolcher Wege erzehlte, und bekannt<lb/>
machte; ſo kunte er nicht wohl glauben, daß<lb/>
dieſe Predigt meine eigene Erfindung ſey, ſon-<lb/>
dern war begierig zu wiſſen, was ich etwan<lb/>
nachgeleſen haͤtte. GOtt gab zu Haltung<lb/>
der Predigt viel Seegen, ob ich gleich noch ein<lb/>
wenig heiſcher war. Wer war froher, als<lb/>
ich? Denn ich hatte gaͤntzlich gedacht, weil<lb/>
mein Hertze und Haupt durch Huſten, und An-<lb/>
fechtungen bisher erbaͤrmlich waren zerruͤttet<lb/>
worden, ich wuͤrde muͤſſen ins <hirendition="#aq">Concept</hi>ſe-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">hen,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[213/0259]
von ſeltſamen Wegen GOttes,
dern wuͤrde, ſo nahm ich die Predigt an, in
Hoffnung, die Gedancken alſo auf etwas an-
ders zu ziehen. Denn Anno 1695. wenn
mich das Gewiſſen nagte, und plagte, ſo machte
ich Verſe, da ich denn allemahl ein wenig zu
mir ſelbſten kam, und mein Kopff an Kraͤfften
ſich erholte. Und weil ich von den wun-
derbaren Wegen GOttes, die er ſeine Kinder
offt fuͤhret, in meiner Predigt handelte, welche
ich auch ietzt mich nicht duͤrffte zu halten ſchaͤ-
men, ja vielleicht damit diejenigen beſchaͤmen
wuͤrde, die, wenn ſie von dieſer Materie pre-
digen, faſt nicht ein einziges Exempel, noch ei-
nige Modos und Arten ſolcher Wege anzufuͤh-
ren wiſſen, als etwan das Exempel Joſephs,
und der Weiſen aus Morgenland, da ich hin-
gegen wol bis zwantzigerley Gattungen, und
Species ſolcher Wege erzehlte, und bekannt
machte; ſo kunte er nicht wohl glauben, daß
dieſe Predigt meine eigene Erfindung ſey, ſon-
dern war begierig zu wiſſen, was ich etwan
nachgeleſen haͤtte. GOtt gab zu Haltung
der Predigt viel Seegen, ob ich gleich noch ein
wenig heiſcher war. Wer war froher, als
ich? Denn ich hatte gaͤntzlich gedacht, weil
mein Hertze und Haupt durch Huſten, und An-
fechtungen bisher erbaͤrmlich waren zerruͤttet
worden, ich wuͤrde muͤſſen ins Concept ſe-
hen,
O 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/259>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.