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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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wird durch eine melancholische
hen, oder die Predigt zu halten gantz unge-
schickt seyn.

Allein ista tranquillitas tempestas erat,
diese kurtze Ruhe war ein Vorbote von desto
größern Stürmen und Ungewittern, die über
mich kommen solten. Bisher war die Magd
der Frau Schultzin, deren Sohn ich informirte,
und welche auf dem rothen Collegio ihre
Stube neben der meinigen hatte, kranck gewe-
sen. Gleichwie dieselbe eines Temperamenti
summe melancholici
war, so schlugen ietzt
schwere Anfechtungen bey ihrer Kranckheit zu.
Ob sie in Kleinigkeiten ihrer Frauen etwan
mochte untreu gewesen seyn, wie einige bald ur-
theilen wolten, weiß ich nicht, und kan auch
solches nicht glauben; sie sorgte aber vor das
Zukünfftige, und machte ihr ängstliche Gedan-
cken, wenn die Frau Schultzin sterben, oder
sie beständig kranck seyn solte, und aus dem
Dienste müste, wo sie hin solte, und wer sie
würde aufnehmen. Diesen und andern Ge-
dancken mehr hatte sie so lange nachgehangen,
bis ihr Hertz wie ein Stein, und ihr Haupt
gantz verwüstet wurde. Sie bekam Gedan-
cken vom Selbst-Mord, welches ich aber lange
hernach erst erfahren; und, ob sie schon nach
etlichen Wochen wieder ausgieng, so trug sie
doch das Gifft bey ihr, womit sie sich vergeben

wolte,

wird durch eine melancholiſche
hen, oder die Predigt zu halten gantz unge-
ſchickt ſeyn.

Allein iſta tranquillitas tempeſtas erat,
dieſe kurtze Ruhe war ein Vorbote von deſto
groͤßern Stuͤrmen und Ungewittern, die uͤber
mich kommen ſolten. Bisher war die Magd
der Frau Schultzin, deren Sohn ich informirte,
und welche auf dem rothen Collegio ihre
Stube neben der meinigen hatte, kranck gewe-
ſen. Gleichwie dieſelbe eines Temperamenti
ſumme melancholici
war, ſo ſchlugen ietzt
ſchwere Anfechtungen bey ihrer Kranckheit zu.
Ob ſie in Kleinigkeiten ihrer Frauen etwan
mochte untreu geweſen ſeyn, wie einige bald ur-
theilen wolten, weiß ich nicht, und kan auch
ſolches nicht glauben; ſie ſorgte aber vor das
Zukuͤnfftige, und machte ihr aͤngſtliche Gedan-
cken, wenn die Frau Schultzin ſterben, oder
ſie beſtaͤndig kranck ſeyn ſolte, und aus dem
Dienſte muͤſte, wo ſie hin ſolte, und wer ſie
wuͤrde aufnehmen. Dieſen und andern Ge-
dancken mehr hatte ſie ſo lange nachgehangen,
bis ihr Hertz wie ein Stein, und ihr Haupt
gantz verwuͤſtet wurde. Sie bekam Gedan-
cken vom Selbſt-Mord, welches ich aber lange
hernach erſt erfahren; und, ob ſie ſchon nach
etlichen Wochen wieder ausgieng, ſo trug ſie
doch das Gifft bey ihr, womit ſie ſich vergeben

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[214/0260] wird durch eine melancholiſche hen, oder die Predigt zu halten gantz unge- ſchickt ſeyn. Allein iſta tranquillitas tempeſtas erat, dieſe kurtze Ruhe war ein Vorbote von deſto groͤßern Stuͤrmen und Ungewittern, die uͤber mich kommen ſolten. Bisher war die Magd der Frau Schultzin, deren Sohn ich informirte, und welche auf dem rothen Collegio ihre Stube neben der meinigen hatte, kranck gewe- ſen. Gleichwie dieſelbe eines Temperamenti ſumme melancholici war, ſo ſchlugen ietzt ſchwere Anfechtungen bey ihrer Kranckheit zu. Ob ſie in Kleinigkeiten ihrer Frauen etwan mochte untreu geweſen ſeyn, wie einige bald ur- theilen wolten, weiß ich nicht, und kan auch ſolches nicht glauben; ſie ſorgte aber vor das Zukuͤnfftige, und machte ihr aͤngſtliche Gedan- cken, wenn die Frau Schultzin ſterben, oder ſie beſtaͤndig kranck ſeyn ſolte, und aus dem Dienſte muͤſte, wo ſie hin ſolte, und wer ſie wuͤrde aufnehmen. Dieſen und andern Ge- dancken mehr hatte ſie ſo lange nachgehangen, bis ihr Hertz wie ein Stein, und ihr Haupt gantz verwuͤſtet wurde. Sie bekam Gedan- cken vom Selbſt-Mord, welches ich aber lange hernach erſt erfahren; und, ob ſie ſchon nach etlichen Wochen wieder ausgieng, ſo trug ſie doch das Gifft bey ihr, womit ſie ſich vergeben wolte,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/260>, abgerufen am 21.11.2024.